«Böse Folgen»Alexander ist nach Corona-Infektion plötzlich unfruchtbar
Das Coronavirus Sars-CoV-2 macht Alexander B. bei der Familienplanung einen Strich durch die Rechnung. Trotz mildem Krankheitsverlauf ist er zeugungsunfähig.
- von
- Florian Horcicka
- Fee Anabelle Riebeling
Darum gehts
Die Diagnose «unfruchtbar» trifft Alexander B. wie der Schlag.
Denn der Mann aus Wien hat bereits ein Kind.
Seine Ärzte gehen davon aus, dass seine Corona-Erkrankung Grund für die Zeugungsunfähigkeit ist.
Studien haben bereits gezeigt, dass Covid-19 zu Erektionsstörungen und schlechten Spermien führen kann.
Halsschmerzen und Müdigkeit – das waren die Symptome beim Corona-Krankheitsverlauf von Alexander B., aus Wien, der sich im Sommer mit dem Virus infizierte. «Nach knapp zwei Wochen war ich eigentlich wieder recht fit, bis kurz vor Weihnachten das böse Erwachen kam», schildert er sein Leiden.
Mit seiner knapp unter 30 Jahre alten Lebensgefährtin plante er Nachwuchs. Aus einer früheren Beziehung hat der Deutsche, der seit zwei Jahren in Wien lebt, bereits ein Kind. Allen Bemühungen zum Trotz klappt es diesmal aber nicht mit der Schwangerschaft.
Krise nach Fruchtbarkeitstest
Beide Partner machten einen Fruchtbarkeitstest. Bei B. war das Ergebnis ernüchternd. Er ist nicht zeugungsfähig. Laut ärztlicher Einschätzung soll das mit recht hoher Wahrscheinlichkeit an Corona liegen. Denn B. ist kerngesund, Nichtraucher und betreibt viel Sport an der frischen Luft.
Einziger Hoffnungsschimmer: Die Unfruchtbarkeit kann auch wieder abklingen – die Dauer ist freilich noch zu wenig erforscht. Es kann auch noch Monate dauern. B. warnt: «Mich traf das wie ein Keulenschlag. Passt auf! Dieses Virus hat wirklich böse Folgen.»
Erektionsstörungen und schlechtere Spermienqualität nach Covid-19
Die Frage, ob das Coronavirus der männlichen Fruchtbarkeit langfristig schaden kann, ist nicht neu. Bei Twitter trendete bereits im Herbst 2020 der Hashtag #Hodencovid. Grund dafür waren Warnungen von US-Ärzte, Sars-CoV-2 könnte langanhaltende Erektionsstörungen auslösen. Wie Dena Grayson, Expertin für Infektionskrankheiten, gegenüber dem Sender NBC sagte, würden immer wieder Potenzprobleme bei Covid-19-Patienten auftreten. «Wir wissen, dass das Virus Schäden in den Gefässen verursachen kann, wie erektile Dysfunktionen. Diese Langzeitfolgen können im schlimmsten Fall lebenslang anhalten.»
Zudem haben Wissenschaftler der Uniklinik Düsseldorf in einer im Fachjournal «Fertility and Sterility» veröffentlichten Studie herausgefunden, dass Männer, die eine moderate SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten, eine schlechtere Spermienqualität aufwiesen als Männer mit mildem Infektionsverlauf oder keiner Infektion, berichtet Pharmazeutische-Zeitung.de. Die Arbeit umfasste allerdings eine relative kleine Anzahl an Probanden. Entsprechend ist noch unklar, wie gross – und vor allem dauerhaft – das Problem ist.
Kein Hinweis, dass Covid-Impfung unfruchtbar macht
Das Thema Unfruchtbarkeit wird auch im Zusammenhang mit der Corona-Impfung erwähnt: So taucht im Internet immer wieder die Behauptung auf, dass eine Impfung gegen Covid-19 Frauen sterilisieren könne. «Das Gerücht geht offenbar zurück auf den Biounternehmer Michal Yeadon (manchmal wird in Social Media Posts behauptet, er sei Forschungsleiter bei Pfizer, das ist er nicht.)», so Florian Aigner, Physiker und Wissenschaftsredaktor an der Technischen Universität Wien, auf Twitter. Das sei aber «Unsinn».
Der österreichische Forscher führt zum Beleg biologische Argumente an, die auch Lennart Randau, Professor für Mikrobiologie an der Universität Marburg, teilt. Dieser hält die These laut dem ARD Faktenfinder für «abstrus». Ins gleiche Horn blässt auch Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar in München und Mitglied des Wissenschaftlerrats Leopoldina. Wie sie gegenüber «BR24» erklärte, liefern klinischen Studien zu den Impfstoffen keinen Hinweis auf eine Unfruchtbarkeit bei geimpften Frauen. Gegen die aus dem verschwörungstheoretischen Milieu stammende Hypothese spreche zudem eine weitere Beobachtung: So seien allein in den USA mehr als 40000 Fälle von Corona-positiven schwangeren Frauen publiziert.
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