Alinghi stärkt seine Position

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Alinghi stärkt seine Position

Eine neue Bootsklasse und noch mehr Vorteile für Alinghi - der Titelverteidiger reformiert den America's Cup wie gewohnt zu seinen Gunsten.

Zwei Tage nach dem grossen Triumph präsentierten das America's Cup Management (ACM) und Alinghi das Protokoll der 33. Ausgabe des prestigeträchtigsten Segel-Wettbewerbs. Auf 25 Seiten ist das Reglement in groben Zügen festgehalten, die zwei brennendsten Fragen werden allerdings erst in den nächsten Wochen oder Monaten geklärt: Wo und wann findet der nächste Cup überhaupt statt? ACM und Valencia konnten sich bisher nicht einigen.

Das Protokoll lässt viel Interpretationsspielraum offen. Es zeigt erst an, in welche Richtung die Entwicklungen gehen - und dass sich die Grenzen zwischen den in der Theorie separaten Organisationen ACM und Alinghi immer mehr verwischen. Ernesto Bertarelli ist Besitzer und Präsident beider Organisationen.

Herausforderer-Serie mit Alinghi?

Es ist die Eigenheit des America's Cup und seit 156 Jahren gleich: Der Sieger bestimmt die Spielregeln nach eigenem Gutdünken. Alinghi macht keine Ausnahme. Das Genfer Syndikat von Ernesto Bertarelli kann künftig ausser Konkurrenz an der ersten Phase der Herausforderer-Serie teilnehmen. Vor der Alinghi-Ära gehörte die strikte Trennung von Herausforderern und Challengern zu den eisernen Gesetzen. Mit der Einführung der Vorregatten (Acts) schuf sich Alinghi nach dem ersten Cup-Sieg den Vorteil, sich regelmässig mit den Challengern messen zu können. Mit dem neuen Protokoll geht Alinghi noch einen Schritt weiter.

Alinghi wird wohl auch von der Einführung der neuen Bootsklasse profitieren. Die Vermessungsvorschriften werden in den nächsten Monaten (spätestens bis Ende Jahr) festgelegt - unter Federführung von Alinghi-Chefdesigner Rolf Vrolijk und Alinghi-General-Manager Grant Simmer. Die America's-Cup-Jachten werden neu 90 Fuss (27,5 m) statt 24 bis 25 m lang und wohl deutlich leichter sein. Die Boote werden schneller und sollen bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 30 Knoten (bisher 23 Knoten) regattieren. Die Anzahl Crewmitglieder erhöht sich von 17 auf 20 oder 21.

Valencia 2009 oder...

Die Diskussionen mit Valencia drehen sich gemäss ACM-Direktor Michel Bonnefous primär um die Ausbaupläne für den an den Port America's Cup grenzenden Industriehafen und weniger ums Geld. Valencia zahlte für die erste Austragung 90 Millionen Euro, eine zweite würde die drittgröste Stadt Spaniens je nach Quelle zwischen 120 und 150 Millionen kosten. «Wenn eine Einigung zu Stande kommt, dann schon sehr bald», sagte Bonnefous. Der nächste Cup würde in dem Fall mit allergrösster Wahrscheinlichkeit bereits in zwei Jahren stattfinden. Weil die Zeit für die Designer und Bootsbauer extrem knapp ist, dürfte wohl jedes Team nur ein neues Boot bauen. Das würde die Kosten reduzieren, weil höchstens noch auf den alten Booten teaminterne Trainingsrennen ausgetragen werden könnten.

Sollten sich ACM und Valencia nicht finden, würde das Auswahlverfahren für einen neuen Austragungsort in Europa lanciert. Dann würde der 33. America's Cup allerdings erst im Jahr 2010 oder 2011 stattfinden. Ort und Datum müssen spätestens am 31. Dezember bekannt sein.

Vorregatten mit den alten Booten

Das Wettfahrt-Reglement mit allen Details wird erst in einigen Monaten publiziert. Fest steht, dass ab dem nächsten Jahr Vorregatten gesegelt werden - allerdings noch mit den alten Booten. Sollte sich die Zahl der Herausforderer erhöhen, erwägt ACM die Einführung von Qualifikationsregatten. Die Teams müssten also zuerst eine Qualifikation überstehen, um überhaupt an der Herausforderer-Serie teilnehmen zu können.

Die alte Bootsklasse (»International America's Cup Class») wurde 1988 eingeführt und seither nach jedem Cup modifiziert. Nachdem sich der Cup 1987 mit einem Duell zwischen einem «Big Boat» und einem Katamaran der Lächerlichkeit preisgegeben hatte, stand die Zukunft des Wettbewerbs auf der Kippe. Einige wichtige Exponenten setzten sich zusammen und kreierten die IAAC. Mit Version 5 waren die Entwicklungsmöglichkeiten aber ausgereizt, die Design-Unterschiede zwischen den Booten nur noch klein.

(si)

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