Ausstellung in BaselAls der Nuggi in Opium getunkt wurde
Kultisches Symbol, Arzneimittel oder populäre Rauschdroge: Das Museum der Kulturen zeigt die Geschichte der jahrtausendealten Substanz Opium.
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Braune Fee, heiliger Rauch oder Satanswerk – es gibt kaum eine Substanz, der mehr Attribute angehängt wurden als Opium. Die wechselnden Wahrnehmungen und Urteile sowie die Mythik und Poetik der Substanz stehen bei der Ausstellung im Museum der Kulturen im Mittelpunkt. «Die Besucher können ab Freitag in eine Welt der Wahrnehmungsveränderung eintauchen, wo Zeit und Raum keine Rolle spielen», sagt Pierre-Alain Jeker vom Museum der Kulturen. Ob in einer «Opiumhöhle», die einem die akustischen Klangveränderungen im Opiumrausch näherbringt oder in einem Raum voller Farben, der einem in Verbindung mit Lyrik die visuellen Einflüsse der Droge vor Augen führt.
«Die Jahrtausende andauernde Diskussion um Opium ist zentrales Ausstellungsthema», so Jeker. Sei es als Droge, Gift, Arznei oder Kultsymbol. Präsentiert werden auch Werkzeuge zur Bearbeitung und zum Anbau von Mohn, ebenso ein originaler Pfeifenkopf, mit dem das Produkt letztendlich die Sinne beflügelt. Mit Hilfe von fotografischen Gegensätzen wird einerseits die Göttlichkeit und andererseits das durch die Substanz erzeugte Elend gezeigt.
Substanz mit facettenreicher Historie
Seit 6000 Jahren wird Mohn als Nutzpflanze kultiviert, auf Schweizer Boden seit 5000 Jahren. Ihre bewusstseinsverändernden Eigenschaften beflügelten Kulturen und halfen Kranken bei Schmerzen. Erste nachweisbare Spuren hinterliess der Schlafmohn in der Jungsteinzeit im westlichen Mittelmeerraum, erste Schweizer Funde gehen auf Pfahlbauersiedlungen um 3000 v. Chr. zurück. Medizinale Verwendungen wurden schon vor 4000 Jahren beschrieben. Eine beliebte Rauschdroge war das aus dem Schlafmohn gewonnene Opium auch bei den Römern.
Im Mittelalter war ein Mohnpräparat eine Art Universalheilmittel. Zeitweise war Opium so selbstverständlich, dass man sogar den Nuggi darin tunkte, um Kleinkinder ruhigzustellen, wie das Museum schreibt. Im 19. Jahrhundert war das Opiumrauchen dann nicht nur in Künstlerkreisen, sondern zum Beispiel auch in der Basler Oberschicht beliebt.
Anbau unter strikten Vorschriften
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden auf Grund der Suchtproblematik rund um das Thema Opium strenge Regeln eingeführt. Als Schmerzmittel ist Opium aber – da es unter anderem medizinische Eingriffe erträglich macht – bis heute im Gebrauch. Entsprechend wird es weiter angebaut, mit strikten Vorschriften.
Die Ausstellung im Museum der Kulturen, die am Freitag, 20. März ihre Tore öffnet und bis am 24. Januar 2016 zu sehen ist, geht dem Phänomen Opium von der Pflanze bis zum Rauch nach und leuchtet das Konsumumfeld samt den Folgen aus. Sie dokumentiert Zusammenhänge zwischen dem Opiumrausch und Farben, Literatur, Zeit und Gedächtnis.
(cs/sda)