Staatsschutz ermitteltHitler an Bikertreffen – Polizei schaut belustigt zu
Bei einem Treffen für Motorradfahrer in Sachsen parkt ein Duo in Nazi-Montur unter Staunen und Gelächter der Besucher neben einem Polizeiauto.
- von
- nag
Die Polizei Sachsen hat zum Video Stellung genommen. (Quelle: Twitter)
Das 49. Wintertreffen historischer Motorräder auf Schloss Augustusburg in Sachsen vom vergangenen Wochenende bleibt wegen eines geschmacklosen Vorfalls in unrühmlicher Erinnerung. Beim Bikertreffen, das mehrere Tausend Besucher anlockt, fährt ein Motorradfahrer mit einem als Adolf Hitler verkleideten Mitfahrer im Sozius vor – und parkiert neben einem Polizeiauto. Der Auftritt, der von Zuschauern gefilmt wurde, könnte ein juristisches Nachspiel nach sich ziehen – für das Double und den Polizisten.
Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie das Duo im olivgrünen Militärgespann vorfährt. Zu hören sind Gelächter, einer findet den Auftritt «Hammer». Dann wird das BMW-Gespann rückwärts neben einem Polizeiauto einparkiert. Der Mann im Sozius sieht dem Diktator verblüffend ähnlich, der Lenker trägt einen Stahlhelm und eine Uniform aus Wehrmachtszeiten. Der Polizist am Lenkrad des Autos scheint ob des Auftritts amüsiert; auch er nimmt die Szene mit einem Handy auf – ein wahrscheinlich folgenschwerer Fehler des Beamten.
«Ein Einschreiten wäre richtig gewesen»
Nachdem das Video und die darauf bezogene Empörung in den sozialen Medien die Runde machten, reagierte auch das Social-Media-Team der sächsischen Polizei. Das Verhalten des Kollegen sei nicht zu akzeptieren, twitterte es. «Ein Einschreiten und Unterbinden in der Szenerie wäre einzig richtig gewesen», heisst es weiter. In einer weiteren Verlautbarung sagte ein Polizeisprecher: «Wir hätten vom Kollegen erwartet, dass er dies ohne Wenn und Aber unterbunden hätte. Dahingehend gibt es keine zwei Meinungen.»
Laut Polizei prüft das Dezernat Staatsschutz der Chemnitzer Kriminalpolizei den Fall. Bei dem als Hitler-Double erschienenen Mann stehe der Verdacht des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder auch Volksverhetzung im Raum. Es sei bei einem derartigen Auftreten in Verkleidung als Adolf Hitler immer eine genaue Einzelfallprüfung vonnöten, teilte ein Polizeisprecher mit. Die dienstrechtliche Konsequenzen für den Beamten werden nun geprüft.
Dies forderte auch die Regionalzeitung «Freie Presse»: Biker in Uniform und mit Wehrmachtsmaschinen habe es beim Treffen im Schloss Augustusburg bereits gegeben, schreibt sie, doch dieser Auftritt solle Konsequenzen haben.
«Verhalten ist nicht akzeptabel»
Laut Augustusburger Bürgermeister Dirk Neubauer von der SPD seien ihm mehrere Teilnehmer des Treffens in Uniform aufgefallen, was ihm nicht gefallen habe. «Aber es gab leider keine rechtliche Handhabe dagegen», denn es seien keine verfassungsfeindlichen Symbole gezeigt worden, so Neubauer. Einzig der Veranstalter hätte die Möglichkeit gehabt, sein Hausrecht durchzusetzen und die betreffenden Teilnehmer des Geländes zu verweisen.
Den Mitarbeitern des Veranstalters des Wintertreffens sei das Gespann nicht aufgefallen, hiess es in der Pressemitteilung, die am Montagnachmittag verschickt wurde. Wäre der Mann dem Sicherheitspersonal an der Einfahrt aufgefallen, hätte man vom Hausrecht Gebrauch gemacht und den Mann nachdrücklich und unmissverständlich gebeten, das Gelände zu verlassen. Wie er am Sicherheitspersonal an der Einfahrt vorbeikam, sei im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar, heisst es.
Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer von der CDU reagierte twitternd: «Der Auftritt als Massenmörder sei mehr als geschmacklos.» Er sei sich mit dem Bürgermeister Neubauer einig darüber, dass sie sich das 50. Bikertreffen im kommenden Jahr wünschen. «Zuvor muss klar sein: So ein Verhalten ist nicht akzeptabel und wird sich nicht wiederholen», schrieb er.
