GestorbenAlt-SVP-Nationalrat Graf verstorben
Im Alter von 88 Jahren ist am vergangenen Dienstag in Bülach ZH Alt-SVP-Nationalrat Hans Ulrich Graf verstorben. Graf war Verleger und Mitbegründer der Auns.
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- ast

Hans Ulrich Graf (Archivbild 1987).
Als Rechtsaussenpolitiker war Graf während Jahrzehnten das Feindbild der Linken. Als «Verleger alter Schule» sei es ihm primär um die Vermittlung von Inhalten und Informationen gegangen, heisst es in einer Würdigung im «Zürcher Unterländer» vom Samstag. Am kommenden Mittwoch wird Graf im engsten Familienkreis in Bülach beigesetzt.
Hans Ulrich Graf studierte Rechtswissenschaften an der Universität Zürich und erwarb 1950 den Doktortitel. Noch im selben Jahr übernahm er zusammen mit seinem Bruder von seinem verstorbenen Vater die Druckerei sowie die Wochenzeitung «Bülach-Dielsdorfer Volksfreund», die er danach in «Neues Bülacher Tagblatt» (NBT) umbenannte und zur Tageszeitung machte.
Bereits in jungen Jahren war Hans Ulrich Graf im Schiesswesen tätig. In den Jahren 1961 bis 1970 war er Redaktor der «Schweizer Schützenzeitung» und von 1967 bis 1981 im Zentralkomitee des Schweizer Schützenvereins.
Vom Freisinn über Republikaner zur SVP
Seine politischen Wurzeln hatte Graf im Zürcher Rechtsfreisinn. In den Nationalrat gewählt wurde er jedoch 1971 als Vertreter der Repubublikaner, der rechtsgerichteten Überfremdungspartei von James Schwarzenbach. Nach deren Untergang trat er 1978 zur SVP über, für die er bis 1991 im Nationalrat blieb.
Seine politischen Schwerpunkte lagen bei der Militär- und der Sicherheitspolitik auf der Grundlage der bewaffneten, dauernden Neutralität. 1991 bekämpfte er an der Seite von Christoph Blocher vehement einen Beitritt der Schweiz zum internationalen Währungsfonds (IWF).
Schwer zu schaffen machte Graf ein Brandanschlag auf die Räume seines Verlages am 13. November 1995, der einen Schaden von rund 3,5 Millionen Franken verursachte. In einem Expressbrief an die Nachrichtenagentur SDA bekannte sich damals ein «Initiativkreis für mehr Nestwärme in SVP-Stuben» zum Anschlag.
Scharfe Kritik an Justiz
Die politisch motivierte Tat wurde linksgerichteten Aktivisten angelastet, die jedoch nie ermittelt werden konnten. Zweieinhalb Jahre nach dem Anschlag sistierte die Bezirksanwaltschaft die Strafuntersuchung. Graf kritisierte danach die Justiz scharf und warf ihr Verschleppung vor.
Graf gehörte auch zu den Mitbegründern der Aktion für eine unabhängige Schweiz (Auns). Seinen letzten politischen Feldzug führte er 2003 gegen die Armeereform XXI. Zusammen mit seinen Gesinnungsfreunden, zu denen auch SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer gehörten, sammelte er Unterschriften für die Beibehaltung der alten Armeestrukturen.
Nach 50 Jahren als Verleger und Chefredaktor übergab Graf 2001 die Leitung des Verlages seinen beiden Neffen. 2006 ging das NBT im «Zürcher Unterländer» (ZU) auf, blieb aber als Zeitungstitel erhalten. Unlängst wurde der ZU vom Medienunternehmen Tamedia AG - der Herausgeberin von «20 Minuten» gekauft. (ast/sda)