AltdorfGrösster Drogendealer von Uri drückt sich vor Gerichtsverhandlung
Einem Urner Dealer (45) drohen mehrere Jahre Knast. Es geht um kiloweise Koks, Speed, Ecstasy und bündelweise Bargeld. Doch der Mann war zuletzt auf freiem Fuss – und erschien nicht vor Gericht.
Darum gehts
Ein Drogendealer (45) aus dem Kanton Uri narrt die Behörden: Er erschien nicht zu seiner Gerichtsverhandlung.
2019 wurden im grössten Drogenfall Uris sieben Personen verhaftet und zehn Hausdurchsuchungen durchgeführt. Die Polizei stellte mehrere Kilogramm Drogen und bündelweise Bargeld sicher.
Der Hauptangeklagte kam trotzdem nach einer sechsmonatigen U-Haft wieder frei.
Als ihn die Polizei abholen und zum Gericht fahren wollte, war er nicht zu Hause.
Gegen einen damals 41-jährigen im Kanton Uri wohnhaften Schweizer wurde im Jahr 2018 über Monate umfangreich ermittelt, bis im Januar 2019 die Handschellen klickten. Zuvor hatte die Polizei die Wohnung des Urners monatelang abgehört, sein Handy angezapft und zwei Autos überwacht, um ihm seinen Drogenhandel nachweisen zu können. Es handelt sich um den wohl grössten Drogenfall im Kanton Uri.
Die Polizei verdächtigte den Mann, Betäubungsmittel im grösseren Stil vertickt zu haben. Im Januar 2019 gab es mehrere Hausdurchsuchungen in Altdorf, Schattdorf und im Kanton Luzern. Es kam zu vier Inhaftierungen, der Sicherstellung mehrerer Kilogramm Betäubungsmittel und eines hohen Bargeldbetrags.
Die Ermittlungen wurden nach der Verhaftung des Haupttäters aber noch weitergeführt, sodass die Polizei drei weitere Personen schnappen konnte. Im Verlauf der Aktion fanden zusätzliche Hausdurchsuchungen in den Kantonen Nidwalden, St. Gallen und Aargau statt.
Mittäter verurteilt, nur der Hauptangeklagte noch nicht
Insgesamt kam es zu zehn Hausdurchsuchungen und der Sicherstellung von rund einem Kilogramm Kokain, rund fünf Kilogramm Speed, mehreren Hundert Stück 2C-B, Ecstasy und LSD sowie rund zwei Kilogramm Marihuana. Das sichergestellte Betäubungsmittel hatte einen Marktwert von fast 300’000 Franken.
Mehrere Mitangeklagte wurden seither rechtmässig verurteilt, berichtet die «Nidwaldner Zeitung» (Bezahl-Artikel). Nun hätte auch der heute 45-jährige Hauptbeschuldigte vor dem Urner Landgericht erscheinen sollen. Einem ersten Verhandlungstermin Anfang Monat blieb der Mann jedoch unentschuldigt fern. Auch die losgeschickte Polizei konnte ihn an seinem Wohnort im Kanton Uri nicht auffinden.
Ihm könnten mehrere Jahre Haft drohen, so die «Nidwaldner Zeitung». Doch zuerst muss das Urner Landgericht eine neue Verhandlung ansetzen. In dieser soll geklärt werden, ob alle Anklagepunkte aus der 33-seitigen Anklageschrift so zutreffen, wie sie von der Urner Staatsanwaltschaft beschrieben werden.
Er lagerte Geldbündel im Keller der Eltern
Aktiv sei der Dealer schon seit 2015 gewesen. Überwacht wurde sein Treiben jedoch nur eineinhalb Jahre. In dieser Zeit hat er laut Anklageschrift einen Gewinn von bis zu 183’000 Franken gemacht – bei einem Umsatz von über 300’000 Franken.
Fast alle Drogen, die beim gesamten Händlerring beschlagnahmt wurden, hatten dem Hauptangeklagten gehört. Die Polizei stellte zudem 70’000 Franken seiner Einnahmen in Form von 100er- und 200er-Noten sicher, die er bündelweise vakuumiert und im Keller seiner Eltern versteckt hatte.
Etwa die Hälfte des Geldes dürfte der Dealer mit der Droge Speed gemacht haben, die andere Hälfte machte das Kokain aus. Hiervon habe er in der Zeit der Beobachtung rund 1,5 Kilogramm verkauft. 100 Franken pro Gramm, also das Doppelte vom Kaufpreis, verlangte der Urner jeweils von seinen Endabnehmern fürs Koks mit einem Reinheitsgrad von rund 85 Prozent.
Er wollte fünf Kilo Koks kaufen, doch das gelang ihm nicht
Die einzige Schwierigkeit bei seinen Geschäften war für ihn, an grössere Mengen Kokain zu kommen. Der Mann habe 2018 mehrere Versuche gebraucht, um sich seine Lieferungen zu sichern. Ursprünglich wollte er sich fünf Kilogramm Koks kaufen, für die er das Geld auch schon bereithatte. Diesen Wunsch hätten ihm aber mehrere Kontaktpersonen nicht erfüllen können.
Maximal ein Kilo habe er auf einmal kaufen können, hält die Anklageschrift fest. Auch ein Deal im Herbst 2018 konnte den Urner nicht zufriedenstellen. Über zwei Kontaktpersonen gelangte er «nur» an 700 Gramm Kokain.
Für die 700 Gramm fuhr der Mann zusammen mit einem Bekannten im Auto in eine sankt-gallische Gemeinde. Mit dem frisch erworbenen Koks im Kofferraum fuhren die beiden via Klausenpass nach Uri zurück. Sie wählten den Pass, «weil sie die Wahrscheinlichkeit für eine Polizeikontrolle so als am geringsten erachteten», steht in der Anklageschrift. Die Ostschweizer Kontaktperson sei dabei mit ihrem Auto vorausgefahren, um die beiden vor einer allfälligen Kontrolle zu warnen.
Nach der U-Haft kam er wieder frei
Der Beschuldigte war zuletzt auf freiem Fuss. Denn der Schweizer wurde nach seiner Verhaftung im Januar 2019 nach einer sechsmonatigen Untersuchungshaft wieder entlassen. Offenbar bestand weder Kollusions- noch Fluchtgefahr.
Aktivier jetzt den Zentralschweiz-Push!
Nur mit dem Zentralschweiz-Push von 20 Minuten bekommst du die aktuellsten News aus der Region Luzern, Zug, Schwyz, Uri, Nidwalden und Obwalden blitzschnell auf dein Handy geliefert.
Und so gehts: In der 20-Minuten-App tippst du rechts oben auf «Cockpit». Dort auf «Mitteilungen» und dann «Weiter». Dann markierst du bei den Regionen «Zentralschweiz», tippst noch einmal «Weiter» und dann «Bestätigen». Voilà!
Wir sind auch auf Instagram. Folg uns für Posts, Storys und Gewinnspiele aus der Region – und schick uns deine Bilder und Inputs: 20 Minuten Region Zentralschweiz.
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.