RassismusvorwürfeAlter Comella-Aschenbecher sorgt für Ärger
Auf Ricardo wollte ein Nutzer einen alten Aschenbecher mit Werbung des Schoggigetränks Comella verkaufen. Wegen Rassismusvorwürfen hat der Online-Marktplatz nun reagiert.
- von
- Dominic Benz
Darum gehts
- Ein Nutzer wollte auf Ricardo einen Aschenbecher mit dem Logo des Schoggigetränks Comella verkaufen.
- Weil sich das damalige Comella-Logo afrikanischer Stereotype bediente, hat Ricardo nun das Angebot gelöscht.
- Für Rassismus-Expertin Dina Wyler sind solche Gegenstände Zeitdokumente. «Sie laden ein, um über Rassismus zu sprechen», sagt sie.
Der Schweizer Schoggidrink Comella ist Kult. Auf der Verpackung macht ein Schokoladen-Block als Sujet deutlich, aus was das Getränk neben der Milch vor allem besteht.
Das war aber nicht immer so. Einst bediente sich das Logo von Comella afrikanischer Stereotype: Es zeigte eine schwarze Figur mit roten Lippen, grossen Ohrringen, Halsreifen und Speer in der Hand.
Aschenbecher für 24 Franken
Obwohl das Logo längst Vergangenheit ist, sorgt es nun angesichts der aktuellen Rassismus-Debatte für Ärger im Internet. Auf der Schweizer Online-Auktionsplattform Ricardo, die wie 20 Minuten zur TX Group gehört, bot ein Nutzer einen Comella-Aschenbecher mit dem alten Logo für 24 Franken zum Verkauf an.
Mit dem Aschenbecher machte Comella ab den 60er-Jahren Werbung für sein Getränk und verteilte ihn als Give-away. An den Rändern ist der alte Schriftzug zu sehen sowie der Aufdruck «Cacao-Drink». In der Mitte auf dem Boden des Aschenbechers prangt das alte Logo mit der schwarzen Figur.
Angebot gelöscht
Mittlerweile ist das Angebot verschwunden. Man habe mehrere Beschwerden wegen des Comella-Aschenbechers erhalten, sagt Ricardo-Sprecher Simon Marquard zu 20 Minuten. «Daher haben wir beschlossen, ihn von der Plattform zu entfernen. Bei Ricardo verurteile man diese Art von Bildern klar. «Generell wird auf Ricardo keine Art von Diskriminierung oder Rassismus geduldet.»
Nutzer von Ricardo können laut Marquard über die Funktion «Angebot melden» jederzeit Angebote melden, die sie als störend oder beleidigend empfinden. Diese Funktion werde häufig genutzt. «Die Plattform wird vom Kundendienst diesbezüglich täglich manuell wie auch automatisiert überprüft», so der Sprecher.
Wichtiges Zeitdokument
Für Dina Wyler sind Abbildungen wie auf dem Aschenbecher Zeitdokumente. «Sie laden ein, um über Rassismus zu sprechen. Diese Diskussionen sind Bildungsarbeit und daher wichtig», sagt die Geschäftsleiterin der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus auf Anfrage. Ein Verbot von Zeitdokumenten sei daher der falsche Weg.
Man müsse solche Darstellungen letztlich immer in den richtigen Kontext setzen. So könne man aufzeigen, woher diese stammten und warum man sie heute nicht mehr unkommentiert zeigen könne, sagt Wyler weiter.
Sie freut sich über die breite Rassismus-Debatte in den vergangenen Monaten. Das habe zu einer Sensibilisierung bei diesen Themen geführt. «So wird die stereotypische Darstellung von dunkelhäutigen Menschen vermehrt hinterfragt.»
Altes Comella-Logo auch auf Ebay
Auch auf Ebay ist das alte Comella-Logo aufgetaucht. Ein Bieter in den USA bietet ebenfalls einen Comella-Aschenbecher für 55 Dollar an. Auf der Schweizer Ebay-Plattform will ein Nutzer einen alten Comella-Sticker mit dem alten Logo für rund 6 Franken verkaufen.
Gelöscht hat Ebay die Angebote bisher nicht. Das Unternehmen teilt 20 Minuten aber mit, dass man grundsätzlich ständig daran arbeite, den Online-Marktplatz so sicher wie möglich zu gestalten, um den Nutzern ein positives Einkaufserlebnis zu bieten. «Dazu gehört auch, dass wir angemessene Sanktionen gegenüber Mitgliedern ergreifen, die gegen unsere Grundsätze verstossen», so Ebay.
Im Zuge der wieder aufgeflammten Rassismus-Debatte kam es im Sommer schon zu hitzigen Diskussionen um die Namensgebung der Dubler-«Mohrenköpfe». Wegen der Rassismusvorwürfe nahm im Juni die Migros die Süssigkeit letztlich aus dem Sortiment. Unter anderem kurbelten danach Solidaritäts-Käufe von Dubler-Fans das Geschäft des Herstellers kräftig an.
Erfrischungsgetränk
Das ist Comella
Den Comella-Drink lancierte 1955 die Toni-Molkerei in Zürich. Ab 1998 war die Marke im Portfolio der Swiss Dairy Food (SDF) angesiedelt, damals einer der grössten Milchverarbeitungsbetriebe. Mit dem sich abzeichnenden Konkurs des Unternehmens übernahm der Milchverarbeiter Emmi schliesslich Comella. Nach wie vor wird Comella im ehemaligen SDF-Betrieb in Ostermundigen BE hergestellt. Comella besteht vor allem aus teilentrahmter Milch sowie Schokoladen- und Kakaopulver.