Alter Hut

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Der Wolfstanz geht weiter: Kevin Costner versucht sich mit «Open Range» wieder einmal als
Cowboy. Das Resultat: im Western nichts Neues.

Totgesagte leben länger: Der Western bäumt sich immer wieder auf, obwohl er eigentlich seit 1969 tot ist. Derzeit erlebt er recht intensive Wiederbelebungsversuche: Vor knapp zwei Monaten startete Ron Howards «The Missing», ab nächster Woche gastiert «Hidalgo» auf unseren Leinwänden und in zwei Wochen kommt Kevin Costners «Open Range» ins Kino.

Weshalb soll denn das Genre 1969 zu Grabe getragen worden sein? Ganz einfach: George Roy Hill führte in seinem legendären Western «Butch Cassidy and the Sundance Kid» mit Paul Newman und Robert Redford das Fahrrad ein. Ein Western mit Velo? Die Message war klar: Der reitende Mann hatte ausgedient. Tatsächlich kam der klassische Cowboy-Film seither nie mehr so auf Touren, wie dies in den 50er- und 60er-Jahren der Fall war: unter den Regisseuren John Ford («Rio Grande», 1950) und Howard Hawks («Rio Bravo», 1959) – dutzendfach mit John Wayne – oder Sergio Leone («Once Upon a Time in the West», zu Deutsch «Spiel mir das Lied vom Tod», 1966).

Es waren vor allem die kernigen Männer-Gespräche, die danach in anderen Genres weiterlebten: Horror-Regisseur John Carpenter («Halloween») beispielsweise ist ein bekennender «Rio Grande»-Fan und setzte in seinen Filmen wie «Assault on Precinct 13» (1976) oder «The Thing» (1982) gezielt auf Cowboy-Dialoge. In den 90er-Jahren versuchten die amerikanischen Filmemacher, den Western variantenreicher aufleben zu lassen: mit Frauen als Titelheldinnen («Bad Girls» mit Drew Barrymore, 1994, sowie «The Quick and the Dead» mit Sharon Stone, 1995) oder mit Will Smith in der Hauptrolle in «Wild Wild West» (1999).

Einer, der allerdings immer wieder versucht, auf den herkömmlichen Western zu setzen, ist Kevin Costner – und das mit ziemlichem Erfolg: als Schauspieler 1985 in «Silverado» und 1994 in «Wyatt Earp». Als Regisseur und Hauptdarsteller gelang ihm 1990 mit «Dances with Wolves» gar ein Oscar-gekrönter Riesenhit. Nach seinen Regie-Ausflügen in die Apokalypse («Waterworld», 1995, «Postman», 1997), mit denen er floppte, landete er – back to the roots – mit «Open Range» 2003 einen Achtungserfolg: Der 26-Millionen-Dollar-Streifen spielte in den USA satte 58 Millionen ein. Der Film handelt von zwei Cowboys (Kevin Costner und Robert Duvall), denen in einem Dorf Unrecht geschieht. Sie versuchen danach, zu ihrem Recht zu kommen – auf Biegen und Brechen, verhaltene Lovestory inklusive. «Open Range» ist im Vergleich mit den oben erwähnten Filmen «The Missing» (Voodoo-Western) und «Hidalgo» (Wüsten-Western) ein unglaublich konservativer, unspektakulärer Western, in dem die uramerikanischen Werte Gerechtigkeit und Freiheit besonders gross geschrieben werden. Die Amerikaner scheinen dies mehr zu mögen denn je: Finanziell ist Kevin Costners Film erfolgreicher als «The Missing» und «Hidalgo».

Und der Westerntrend geht weiter: Bereits ist ein Streifen über das Leben des Revolverhelden Jesse James mit Brad Pitt in der Pipeline der amerikanischen Warner-Bros-Studios.

Info: «Open Range», Regie: Kevin Costner, mit Kevin Costner, Robert Duvall und Annette Bening. Ab 15. April im Kino. «Hidalgo», Regie Joe Johnston, mit Viggo Mortensen und Omar Sharif. Ab 8. April im Kino.

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