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Kündigungswelle in PflegebrancheAlters- und Pflegeheime schreiben rote Zahlen

Die Belastung der Pflegeeinrichtungen während der ersten Welle war gross. Darunter litt das Pflegepersonal. Nun geht es ins andere Extrem. Es herrscht eine Unterbelegung in den Heimen. Dies macht die Situation für die Pflegekräfte jedoch noch prekärer.

von
Thomas Sennhauser

Die Belastung der Pflegeeinrichtungen während der ersten Welle war gross. Darunter litt das Pflegepersonal. Nun geht es ins andere Extrem. Es herrscht eine Unterbelegung in den Heimen. Dies macht die Situation für die Pflegekräfte jedoch noch prekärer.

Lucas Keel, Präsident Trägerschaft Seniorenzentrum Uzwil SG: «Wir mussten uns von 200 Mitarbeitenden von deren fünf trennen. Dies war aus betrieblichen Gründen notwendig. Wir hatten im November und Dezember einige Todesfälle, und es kommen keine neuen Leute mehr ins Pflegeheim, auch wegen der Quarantänevorschriften und weil die Besuchsregelungen eingeschränkt sind. Das Miteinander können wir nicht mehr stemmen.»

In der Schweiz sind laut Curaviva 60 Prozent der Pflegeinstitutionen in der Schweiz von einer Reduktion von Neueintritten und einer geringeren Bettenbelegung betroffen.

Pflegemitarbeiterin N.K (Name geändert): «Aufgrund vieler Todesfälle schrieb auch mein Arbeitgeber letztes Jahr ein Defizit. Von Kündigungen wurden wir bislang verschont. Jedoch wurden bei den Weiterbildungsausgaben für die Mitarbeiter Kürzungen vorgenommen.»

Auf Facebook macht sich Unmut über die Entlassungen in Uzwil SG breit. Viele verstehen nicht, warum man Mitarbeitende, die keine Aufgabe hatten, nicht in Spitälern eingesetzt hat, die zusätzliche Hilfe benötigten.
Lucas Keel, Präsident Trägerschaft Seniorenzentrum Uzwil: «Einerseits sind diese Pflegeberufe spezialisiert, man kann nicht alle Leute einfach irgendwo verschieben. Zweitens haben wir unsere Mitarbeiter im Januar schon gefragt, ob sie bereit wären, sich beim kantonalen Personalpool, dort werden solche Dienste vermittelt, anzumelden, um zum Beispiel bei der Spitex oder anderen Pflegeheimen arbeiten zu können. Diese Idee wurde nicht aufgegriffen. Auch Urlaube wurden nicht genutzt. Dann kommt man nicht mehr daran vorbei, Anstellungsverhältnisse aufzulösen.»

Wird die Unterbelegung mit fortschreitender Durchimpfung und Eindämmung der Pandemie in naher Zukunft nicht bald schwinden, drohen den Heimen weitere Kündigungswellen.

Lucas Keel, Präsident Trägerschaft Seniorenzentrum Uzwil SG: «Wir haben theoretisch in den Heimen immer noch 25 bis 30 Mitarbeitende zu viel, wenn wir die Belegung anschauen, das können wir längerfristig nicht aushalten. Andere Institutionen stehen vor genau den gleichen Problemen. Ich habe Kenntnis von Gemeinden, die von privaten Pflegeeinrichtungen um finanzielle Unterstützung gebeten wurden.»

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