Gross-AnlassAm Samstag ist Cham und nicht Chur die Bündner Hauptstadt
Ein Chamer kämpft dafür, dass die romanische Sprache nicht ausstirbt. Mit Konzerten, bei denen Chöre bekannte romanische Lieder singen, will er die Bündner Kultur fördern.

- von
- Fiona Gaudenzi
Darum gehts
Corsin Derungs, gebürtiger Bündner und mit einem Herz für die romanische Kultur, will diese fördern.
Drei Bündner Chöre singen am Samstag in Cham romanische Lieder und wollen so die Sprache weiter ins Unterland bringen.
Mit seiner Vereinigung «Cultura Rumantscha en la Bassa» («Romanische Kultur im Unterland») will er die Sprache vor dem Aussterben retten.
Jon Domenic Parolini, Regierungsrat des Kantons Graubünden, schätzt die Lage der romanischen Sprache in der Schweiz ein.
Corsin Derungs, ein Bündner, der seit über 50 Jahren im Kanton Zug wohnt, hat mit dem neuen Verein «Cultura Rumantscha en la Bassa» ein klares Ziel vor Augen: Er will die romanische Kultur neu beleben und mit Konzerten und weiteren kulturellen Anlässen fördern. Vor allem in der Zentralschweiz, wo der 71-Jährige im Chor Rumantsch Zug 40 Jahre gesungen und diesen während 14 Jahren geleitet hat.
«Ich träume seit einigen Jahren von so einem grossen Event, an dem die romanische Kultur in der Deutschschweiz Platz findet», erzählt Derungs 20 Minuten. Diese Kultur soll nicht nur für die Bündner Bevölkerung, sondern auch von den vielen Anhängern der romanischen Sprache im Unterland genossen werden können.
Konzerte sollen die romanische Kultur wiederbeleben
Es sind nur noch sehr wenige, die die Sprache aktiv sprechen, etwa noch ein Fünftel der Bündner Bevölkerung, und die Sprecher der fünf Idiome verstehen sich untereinander oft gar nicht. Dennoch gibt es einen Zusammenhalt der Romanisch Sprechenden und das Interesse der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer ist da. «Ich habe viel Zuspruch für mein Vorhaben bekommen», so Derungs.
«Einige zweifeln, dass man eine Chance habe mit meinem Vorhaben. Und dann gibt es andere, die aus Neugierde wissen wollen, ob ich überhaupt Romanisch spreche.»
«Ich habe die drei Spitzenchöre aus Graubünden angefragt und zwei Tage später erhielt ich die Zusage von allen dreien», so Derungs weiter, der seit November seine Herzensangelegenheit intensiv plant. Besonders spannend ist das aufgeführte Programm. «Es besteht zu einem grossen Teil aus neuer romanischer Chorliteratur», sagt Corsin Derungs. «Geschrieben von Komponistinnen und Komponisten mit Muttersprache Rätoromanisch. Das Konzert wird ein wahres ‹Schaufenster› für neuzeitlichen Bündner Chorgesang.»
Romanen in der Zentralschweiz
Eine in der Zentralschweiz lebende Bündnerin erzählt 20 Minuten gegenüber: «Ich freue mich immer riesig, wenn ich jemand im Restaurant oder im Bus höre, der Romanisch spricht.» Ihre zweite Muttersprache ist Puter, das Idiom aus dem Oberengadin. «Wildfremde Leute sprechen im Zug plötzlich miteinander, nur, weil sie herausgefunden haben, dass beide Romanisch können. Die Kultur verbindet so sehr.»
Bei Präsentationen, in denen die Schweiz mit den Landessprachen gezeigt wird, wird Romanisch oft vergessen. «Ich muss mich dann immer zusammenreissen, damit ich die Leute nicht mitten im Wort unterbreche», sagt die Bündnerin. «Wenn ich dann erwähne, dass ich Romanisch kann, sind immer alle darüber erstaunt.»
«Solche Anlässe sind wichtig»
Interims-Generalsekretär der Lia Rumantscha, Andreas Gabriel, sagt auf Anfrage: «Solche Anlässe vernetzen viele Rätoromaninnen und Rätoromanen ausserhalb des Sprachgebiets, das sind mehr als 20’000 Menschen, und dadurch wird ein Zusammenhalt geschaffen.» Mit solchen Anlässen pflegt man laut Gabriel diesen Zusammenhalt. Zudem werde die kleinste der Landessprachen mit dieser Gelegenheit ins Bewusstsein einer breiten Bevölkerung gerufen.
Der Bündner Regierungsrat Jon Domenic Parolini sieht es ähnlich. Das Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement Graubünden schreibt: «Die Anlässe dienen dazu, die Sprache und Kultur über die Grenzen unseres Kantons zu tragen. Nicht-Rätoromanen können an diesen Anlässen quasi vor der eigenen Haustür einen Teil unserer Kultur kennen lernen.» Der dreisprachige Kanton legt besonderen Wert auf die kulturelle und sprachliche Vielfalt und unterstützt solche Projekte.
Das Konzert findet am Samstag, 22. April, in der Pfarrkirche St. Jakob in Cham um 19.30 Uhr statt. Tickets gibt es an der Abendkasse oder über Ticketcorner für 40 Franken.

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