Aktualisiert

ItalienAmatrice wehrt sich gegen makabre Satire

Das Erdbebendorf Amatrice klagt gegen die Satirezeitung «Charlie Hebdo». Der Bürgermeister ist sichtlich erschüttert.

jad
von
jad

Die Karikaturen erschütterten ihn schwer: Sergio Pirozzi, Bürgermeister des schwer zerstörten Dorfes Amatrice. Video: Tamedia

Nach umstrittenen Karikaturen zu den Opfern des jüngsten Erdbebens in Mittelitalien hat der schwer zerstörte Ort Amatrice eine Diffamierungsklage gegen «Charlie Hebdo» eingereicht. Die Zeichnungen der französischen Satire-Zeitung stellten eine «unfassbare, törichte und makabre Schmähung der Opfer einer Naturkatastrophe» dar, zitierten italienische Medien am Montag den Anwalt der kleinen Berggemeinde, Mario Cicchetti.

Wenige Tage nach dem verheerenden Beben vom 24. August, bei dem 295 Menschen ums Leben kamen, hatte «Charlie Hebdo» eine Zeichnung des Karikaturisten Felix veröffentlicht, die unter dem Titel «Erdbeben nach italienischer Art» Opfer als Nudelgerichte darstellte: Ein blutiges Opfer nennt er «Penne mit Tomatensauce», ein weiteres fungiert als «mit Käse überbackene Penne», und als «Lasagne» bezeichnet er mehrere Opfer, die unter den Schichten ihrer eingestürzten Häuser begraben sind.

Nach wütenden Protesten in den sozialen Netzwerken, den italienischen Medien und von Justizminister Andrea Orlando reagierte die «Charlie Hebdo»-Zeichnerin Coco mit einer weiteren Karikatur, in der eine unter Trümmern begrabene Frau den Italienern zuruft: «Nicht ‹Charlie Hebdo› baut eure Häuser, sondern die Mafia.» Im Auftrag von Amatrice soll die Staatsanwaltschaft von Rieti nun prüfen, ob es sich bei der Veröffentlichung der Karikaturen um ein Vergehen handelt oder nicht. (jad/afp)

Deine Meinung