Idee für Zürich: Amtlich bewilligte Abgabe von Cannabis als Medizin?

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Idee für ZürichAmtlich bewilligte Abgabe von Cannabis als Medizin?

In gewissen US-Staaten können Kranke mittels Ausweis Cannabis als Heilmittel beziehen. Das fordern die Grünen nun auch für Zürich. Bürgerliche reagieren skeptisch.

von
rom
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Heilende Wirkung: Mit E-Zigaretten zerstäubtes Haschisch-Öl ist eine Alternative für medizinische Zwecke. (Archiv)

Heilende Wirkung: Mit E-Zigaretten zerstäubtes Haschisch-Öl ist eine Alternative für medizinische Zwecke. (Archiv)

Keystone/Jean-christophe Bott
Cannabis als Heilmittel? Was in gewissen US-Bundesstaaten erlaubt ist, soll irgendwann auch für Zürich gelten.

Cannabis als Heilmittel? Was in gewissen US-Bundesstaaten erlaubt ist, soll irgendwann auch für Zürich gelten.

epa/bob Pearson
Zumindest wenn es nach dem Stadtzürcher Grünen-Gemeinderat Matthias Probst ginge.

Zumindest wenn es nach dem Stadtzürcher Grünen-Gemeinderat Matthias Probst ginge.

Grüne Stadt ZH

Die Cannabis-Debatte ist zurzeit landesweit in vollem Gang. Genf plant beispielsweise Kiffer-Clubs und die Stadt Zürich will in einem Pilotversuch Cannabis an Schwerstsüchtige abgeben. Die Aufbruchstimmung ruft auch den Zürcher Grünen-Gemeinderat Matthias Probst auf den Plan. Er hat sich in der Vergangenheit schon verschiedentlich für die Legalisierung des Krauts eingesetzt.

In einem Postulat fordern er und sein Parteikollege Markus Kunz den Stadtrat auf, zu prüfen, wie man Cannabis kontrolliert an Personen abgeben könnte, die unter einer Krankheit leiden. Das gibt es zwar in der Schweiz schon. Doch die Hürden, aus medizinischen Gründen Cannabis zu beziehen, sind hoch. Meist handelt es sich um schwer kranke Patienten, die spezielle Hanf-Präparate beziehen – etwa gegen Krebs.

Jeder Arzt soll Karte ausstellen können

«Uns hingegen schwebt ein niederschwelliges Angebot vor, das breiten Bevölkerungsschichten offensteht», sagt Probst. Will heissen: Auch wer etwa «nur» gelegentlich Rückenschmerzen hat, soll sich Cannabis medizinisch verschreiben lassen können. Zudem denkt Probst nicht nur an Präparate: Die betroffenen Personen sollen Cannabis, in welcher Form auch immer, beziehen dürfen. «Dazu gehört auch, Hanf selber zu ziehen», so Probst.

Als Abgabesystem stellt er sich einen Ausweis, beispielsweise eine Green Card, vor. «Alle in der Stadt Zürich, die eine ärztliche Grundausbildung haben, sollten befugt sein, einen solchen Ausweis auszustellen», sagt Probst. Bedenken wegen des bürokratischen Aufwands etwa aufgrund einer wohl nötigen Software hat er nicht: «Im Endeffekt ginge es sogar darum, den bürokratischen Aufwand zu minimieren.»

«Guter Zeitpunkt, die Zügel zu lockern»

Dass auf diese Weise auch Personen zu einem Ausweis kommen könnten, die gar nicht wirklich krank sind, fände er nicht so schlimm: «Es würde sicher Leute geben, die das Krankheitsbild nur knapp erfüllen.» In den USA gebe es Bundesstaaten, in denen fast ein Drittel der Bevölkerung über eine solche Green Card verfüge. Probst: «Letztlich ist Cannabis ein uraltes und leider auch noch zu wenig erforschtes Heilmittel. Es ist deshalb jetzt ein guter Zeitpunkt, die Zügel zu lockern.»

Support erhalten die Grünen von der SP: «Die Gesetzgebung für Cannabis als Heilmittel ist heute sehr restriktiv, dabei müsste es ein Medikament sein wie jedes andere auch», sagt Davy Graf, Fraktionschef im Gemeinderat. Er hat aber Mühe, würde der Vorstoss eine Legalisierung durch die Hintertür zum Ziel haben. Graf: «Wir sind für eine schweizweite Entkriminalisierung von Cannabis, doch das gehört breit diskutiert in der Gesellschaft.»

FDP befürchtet Sogwirkung

Die FDP ist laut Michael Schmid, Fraktionschef im Gemeinderat, zwar nicht generell gegen eine Liberalisierung von Cannabis: «Aber wir stehen auch bei dieser Green-Card-Idee einem Alleingang der Stadt Zürich skeptisch gegenüber.» Er befürchtet eine Sogwirkung auf die ganze Schweiz oder sogar das nahe Ausland, zudem sei der bürokratische Aufwand wohl zu hoch.

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