Brief von Aiyana (9)«An den Polizisten, der meinen Papa tötete ...»
In Phoenix erschiesst ein weisser Polizist einen unbewaffneten Schwarzen. Dessen neunjährige Tochter schreibt dem Beamten einen herzzerreissenden Brief.
- von
- kko
Rund 150 Menschen versammelten sich am Donnerstagabend in Phoenix zu einem Gedenk- und Protestmarsch, um für den Tod Rumain Brisbons Gerechtigkeit zu fordern. Der 34-jährige Schwarze war am 2. Dezember von einem weissen Polizisten erschossen worden.
Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei einer Tochter des Getöteten zuteil. Die neunjährige Aiyana hat dem Polizisten, kurz nachdem sie vom Tod ihres Vaters erfahren hatte, einen Brief geschrieben (in der Bildstrecke), der schnell auf den sozialen Netzwerken die Runde machte und vielfach geteilt wurde.
«An den Polizisten, der meinen Papa getötet hat», beginnt das Mädchen das zweiseitige Schreiben, «lassen Sie mich Ihnen etwas sagen. Sie haben drei kleine Mädchen verletzt, die zu ihrem Vater aufgesehen haben.» Es schmerze sie, aber sie müsse stark bleiben – für ihren Vater und für die kleine Schwester.
«Er wird unsere Geburtstage nicht erleben»
Aiyana erwähnt ihre zehnjährige Schwester Seveinty und die kleine Skylar, die erst einjährig ist. «Er wird unsere Geburtstage verpassen und nicht erleben, wie seine kleinen Mädchen aufwachsen», weder glückliche noch traurige Momente könnten sie je wieder mit ihrem Vater teilen.
«Warum mussten Sie ihn erschiessen?», fragt die Neunjährige in ihrem Brief, «das hätte nicht passieren müssen.» Weiter fordert sie den Polizisten dazu auf, sich die Situation umgekehrt vorzustellen: «Wenn Sie Kinder hätten und mein Papa Sie erschossen hätte, wären Ihre Kinder verletzt.»
Sie wolle, dass alle wissen, was für ein liebevoller Vater er gewesen sei und dass sie zu ihm aufgesehen habe. «Der Polizist hatte kein Recht, auf meinen Papa zu schiessen oder ihn zu töten», sagte Aiyana bei dem Gedenkmarsch.
Pillenpackung für Waffe gehalten
Am 2. Dezember war es zu einer Auseinandersetzung zwischen einem weissen Polizisten und Brisbon gekommen. Der Beamte hatte eine Pillenpackung in der Tasche des 34-Jährigen für eine Waffe gehalten. Als der mehrfache Vater der Aufforderung, die Hand in der Tasche zu lassen, nicht nachgekommen sei, habe der Beamte zweimal auf ihn geschossen.
Gemäss «Fox10» war Brisbon unter anderem wegen Drogenbesitzes, Einbruchs und Fahrens unter Alkoholeinfluss vorbestraft.
Sie wisse, dass ihr Sohn einige Fehler im Leben gemacht habe, sagte seine Mutter Nora Brisbon. «Doch ob Sie es glauben oder nicht, er war ein Sohn, wie ihn sich die meisten gewünscht hätten», sagte sie «USA Today».