Sicherheit an PerronsAn Schweizer Bahnhöfen kommt es immer wieder zu Kinderwagen-Unfällen
Die Kinderwagen-Tragödie von Wangen an der Aare ist nicht das erste Unglück dieser Art. Nun geht eine Debatte um die Sicherheit der Perrons los.
- von
- Lynn Sachs
- Michelle Ineichen
Darum gehts
Ein Kleinkind ist am Freitag bei einem Zugunglück ums Leben gekommen.
In der Vergangenheit sind in der Schweiz mehrfach Kinderwagen auf Gleise gefallen.
Auf Social Media wird nun diskutiert, ob unsere Perrons genügend sicher sind.
Ein Kinderwagen fiel am Freitag mit einem Kleinkind am Bahnhof in Wangen an der Aare auf das Gleis. Das Mädchen verstarb noch an der Unfallstelle. Es war nicht die erste solche Tragödie in der Schweiz:
• 2015 spielten sich am Bahnhof Kloten ähnliche Szenen ab. Während die Mutter ein Ticket an einem Automaten löste, geriet der Kinderwagen ins Rollen. Das einjährige Kind wurde von einem durchfahrenden Güterzug erfasst und verstarb später im Spital.
• 2017 fiel ein Kinderwagen mit einem vier Monate alten Mädchen beim Bahnhof Stadelhofen auf das Gleis 1. Die 34-jährige Mutter wollte ebenfalls an einem Automaten ein Billett lösen. Mehrere Passantinnen und Passanten, die den Vorfall beobachtet hatten, reagierten sofort und zogen den Kinderwagen mit dem darin liegenden Mädchen vom Gleis weg zurück auf das Perron. Keine Minute später fuhr ein Zug ein. Das Mädchen blieb unverletzt.
• Im Jahr 2008 zermalmte eine S-Bahn in Möhlin AG einen Kinderwagen. Das Baby trug, wie durch ein Wunder, nur eine Beule am Kopf davon.
Diskussion um Sicherheitsmassnahmen am Perron
Bereits nach dem tödlichen Unfall von 2015 wurden Stimmen laut, die vermehrt Warndurchsagen an den Bahnhöfen forderten. Auf Social Media fordern mehrere Personen Massnahmen an den Bahnhöfen. «Um so etwas zu verhindern, könnte man die Perrons leicht aufsteigend bauen», schreibt etwa ein User. Jemand anderes findet, man solle mit Warnschildern auf die Gefahren am Perron hinweisen.
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) äussert sich nicht zum konkreten Fall. Bereits seien aber verschiedene Massnahmen zur Sicherheit von Reisenden auf Perrons umgesetzt, so BAV-Sprecherin Olivia Ebinger. «Dazu gehören etwa weisse Linien, die den minimalen Abstand zum Perronrand markieren, genügend Fläche als Wartebereich bei ein- oder durchfahrenden Zügen und entsprechende bauliche Ausführungen am Perron, die die Sicherheit erhöhen.»
Ob nach dem Vorfall vom Freitag noch weitere Massnahmen nötig sind, sei unklar. «Das Bundesamt für Verkehr wird nach Abschluss der Untersuchungen der Polizei prüfen, ob es weitere Massnahmen braucht.» Gleich klingt es bei den SBB.
Sicherheit am Perron
Damit die Sicherheit der Passagierinnen und Passagiere gewährleistet ist, empfehlen die SBB folgende Massnahmen am Perron:
Warten Sie so weit vom Gleis entfernt wie möglich – mindestens hinter den drei weissen Linien.
Stellen Sie den Kinderwagen parallel zum Gleis ab und arretieren Sie die Bremsen.
Behalten Sie Kinder je nach Alter an der Hand oder im Auge.
Herumrennen oder Herumfahren mit Kindervelos, Trottis oder Skateboards ist nicht gestattet.
Falls Gegenstände auf oder neben die Gleise fallen sollten, lassen Sie diese dort liegen.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Kind verloren?
Hier findest du Hilfe:
Fachstelle Kindsverlust, Beratung während Schwangerschaft, Geburt und erster Lebenszeit
Himmelskind.ch, für Akuthilfe und Trauerbegleitung
SIDS, nach plötzlichem Kindstod
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Mein-Sternenkind.ch, für betroffene Väter, Familien, Angehörige
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Appella, Telefon- und Onlineberatung bei früher Fehlgeburt
Pro Pallium, Trauergespräche und Trauertreffen
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
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