Jugendtreff: Angebliches Neonazi-Konzert sorgt für Wirbel

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JugendtreffAngebliches Neonazi-Konzert sorgt für Wirbel

Zuger Antifas schreien auf: Im Jugendzentrum «Industrie 45» in Zug soll ein Neonazi-Konzert stattfinden. Die Betreiber winken ab – und fürchten nun Aktionen der linken Szene.

Adrian Müller
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Adrian Müller

«Schlachtenlärm»: Unter diesem furchteinflössenden Namen findet am kommenden Samstag im Zuger Jugendkulturzentrum «Industrie45» eine Konzertreihe statt. Die illustren Bands heissen «Riger», «Varg» und «Ahnengrab.» In einem Communiqué tadelt eine anonyme «antifaschistische Aktion» die Gruppen als «Neonazi-Bands.» Es sei untragbar, dass ein staatlich subventionierter Ort wie das Industrie45 sich zu einem Tummelplatz für Faschisten entwickle.

«Wir sind keine Zensurbehörde»

Die Betreiber des Kulturzentrums zeigen sich erstaunt über die Anschuldigungen: «Wir ziehen das Konzert durch», erklärt Josef D'Inca, Leiter des Industrie45. Sie hätten in den letzten zwei Wochen umfangreiche Abklärungen über die auftretenden Bands durchgeführt, nicht zuletzt aufgrund des Fingerzeigs der «antifaschistischen Aktion.» Dabei seien keine Hinweise auf Nazi-Gedankengut aufgetaucht. Er möge die den altgermanischen Metal auch nicht, aber «wir sind aber keine Zensurbehörde», so D'Inca. Es habe schliesslich schon Antifa-Leseabende im Zentrum gegeben.

«Es gibt tatsächlich keine Anhaltspunkte auf rassistische Liedtexte», bestätigt Rechtsextremismus-Experte Hans Stutz zu 20 Minuten Online, der bei den Nachforschungen mithalf. Dies obschon CD-Titel wie «des Blutes Stimme» von Riger auf den ersten Blick nichts Gutes erahnen lassen. Zwar hätten die Bands ein «rückwärtsgewandtes Gedankengut», dies sei aber noch lange nicht rechtsextrem, so Stutz weiter.

Betreiber warnt Konzertbesucher

Wie ist es dazu gekommen, dass Antifas vor einem Nazi-Konzert warnen, welches offenbar gar keines ist? «Linksgerichtete Leute aus dem Umfeld des 'i45' haben die Lawine losgetreten, die sie nicht mehr stoppen können», schildert D'Inca die Umstände. Die Warnung vor dem angeblichen Nazikonzert habe sich in der linken Szene zu einem Selbstläufer entwickelt - und lässt die Betreiber zittern. «Wir sorgen uns, dass linksextreme Kreise am Konzert auftauchen.» Er habe ein ungutes Gefühl, sagt D'Inca. Um die Sicherheit zu garantieren, habe das Zentrum ausnahmsweise zwei Security-Leute engagiert. «Wenn nur die geringsten rechtsextremen Symbole oder Parolen auftauchen, brechen wir das Konzert ab», warnt D'Inca die Metal-Fans. Denn trotz umfangreicher Abklärungen können rechtsextreme Ergüsse nicht ausgeschlossen werden: «Man versteht die Texte nur sehr schlecht, denn die Metal-Sänger schreien oft unverständliche Texte», sagt Hans Stutz.

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