TextshuttleAngriff auf Google und Deepl – dieser Übersetzer kann Schweizerdeutsch
Textshuttle, ein Übersetzungsprogramm aus der Schweiz, will mit seiner Plattform zeigen, dass KI auch hier entwickelt werden kann. Ab sofort ist das Tool für alle verfügbar.
Samuel Läubli ist CTO bei Textshuttle. Die Firma mit 23 Mitarbeitenden hat ihren Sitz in Zürich-Oerlikon. Neben Rätoromanisch und Schweizerdeutsch kann der Übersetzer rund 20 weitere Sprachen. Speziell ist: Einzelne Wörter oder ganze Absätze können mithilfe von KI umformuliert werden. Die Verarbeitung aller Inhalte findet in der Schweiz statt. Mit der Plattform stellt sich Textshuttle in direkte Konkurrenz zu Google und Deepl. Gerade der Hype, den es 2018 um Deepl gab, habe auch Textshuttle geholfen.
Herr Läubli, wie viele Sprachen sprechen Sie?
(lacht) Ich würde sagen zweieinhalb. Deutsch und Englisch und wenig Französisch. Dann Schweizerdeutsch und ein paar Worte Spanisch.
Textshuttle, euer Übersetzungsprogramm, kann 20 Sprachen. Darunter auch Rätoromanisch und Schweizerdeutsch. Wieso ist das wichtig?
Wir sind der Meinung, dass die Schweiz als multilinguales Land eine Plattform verdient hat, mit der man wirklich mit allen Sprachen arbeiten kann. Rätoromanisch gibt es nicht auf einer anderen Plattform und Schweizerdeutsch tönt vielleicht im ersten Moment wie ein Marketinggag, ist aber mehr als das. So kann Textshuttle beispielsweise helfen, schweizerdeutsche Chats bei Whatsapp zu übersetzen, wenn man keinen Dialekt spricht.
Seit wenigen Tagen ist Textshuttle für alle verfügbar. Was wollt ihr erreichen?
Uns gab es vorher schon, es kannte uns aber keiner. Wir waren bisher als reine Lösung für Geschäftskunden verfügbar. Nun wollen wir klar aus unserer Nische herauskommen und der ganzen Schweiz zeigen, dass KI auch hier entwickelt werden kann.
Der Bund übersetzt pro Jahr 1700 A4-Seiten ins Rätoromanische. Wie viele in der Landessprache gibt es bei euch pro Tag?
Da wir erst gerade gestartet sind, ist es noch zu früh, um es abzuschätzen. Wir hatten jedoch schon vorher eine Website betrieben, die nur Rätoromanisch übersetzte. Da gab es pro Tag mehr als 200 Anfragen. Das tönt nach wenig, ist aber viel, wenn man bedenkt, dass nur rund 35’000 Personen Rätoromanisch als Hauptsprache sprechen.
Wie wurde das überhaupt umgesetzt?
Angefangen hat es mit Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR). Mit ihnen zusammen haben wir diesen Teil auch entwickelt. Es war auch technisch eine äusserst spannende Herausforderung. Man muss wissen, dass ein grosses KI-Modell für die Übersetzung rund 100 Millionen Sätze umfasst. Ein System zu bauen, wo nicht viele Daten vorhanden sind, wie bei Rätoromanisch, ist darum anspruchsvoll.
Mit Berner Mundart hat Textshuttle keine Probleme, bei einem Kinderlied auf Wallisertiitsch versagt das Tool. Wie viele Dialekte werden unterstützt?
Momentan sind das zwei: Zürcher und Berner Dialekt. Natürlich sind aber die Grenzen fliessend und auch andere Dialekte werden gehen. Wir wollen aber in Zukunft das Angebot weiter ausbauen. Wie stark, hängt davon ab, wie oft es genutzt wird.
Bei anderen Übersetzungsprogrammen wird gemunkelt, dass alles erst ins Englische und dann in die Zielsprache übersetzt wird. Wie ist euer System aufgebaut?
Wir nutzen keine sogenannten Brückensprachen, wie das genannt wird. Unsere Modelle können direkt übersetzen. Man muss aber sagen, dass der Einsatz von Brückensprachen nicht unbedingt ein Vor- oder Nachteil sein muss. Wir verschliessen uns sicher nicht davor.
Was bringt die Zukunft für Textshuttle?
Wir planen mehrere Funktionen – etwa um auch innerhalb von Sprachen zu übersetzen. So sollen damit komplizierte Texte einfacher verständlich werden. Wir streben im Allgemeinen eine menschenfreundlichere Sprache an. Ebenfalls planen wir, die Sprache inklusiver zu machen, sodass ein Text, der nur das generische Maskulinum enthält, gendergerecht und auch automatisch umgeschrieben werden kann.
Textshuttle kann hier ausprobiert werden.
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