Schweiz«Angst ist berechtigt» – das droht Schweiz-Chinesen, die demonstrieren
Chinesen in der Schweiz haben Angst, sich öffentlich gegen die chinesische Politik aufzulehnen. Experten erklären, welche Konsequenzen ihnen drohen könnten.
- von
- Michelle Ineichen
Darum gehts
Die Proteste gegen die chinesische Regierung reissen nicht ab.
Auch in der Schweiz gehen Chinesen auf die Strasse. Weil sie Konsequenzen befürchten, nehmen sie an den Demos nur vermummt teil.
Gemäss Experten ist die Angst berechtigt.
Sie zeigen sich ausschliesslich vermummt, weil sie Angst vor Konsequenzen haben: Chinesen, die in der Schweiz demonstrieren, um ihre Solidarität mit den Menschen in ihrem Heimatland zu zeigen. Gemäss Experten ist die Angst berechtigt. Laut Ralph Weber, Professor für European Global Studies der Universität Basel, gibt es oft Botschaftsmitarbeiter oder parteinahe Chinesinnen und Chinesen, die Demonstrationen beiwohnen und dokumentieren, wer teilgenommen hat, um diese Informationen weiterzugeben.
In der Schweiz gebe es mehrere Organisationen, die mit der chinesischen Einheitsfront, einem Departement der Kommunistischen Partei Chinas, verbunden sind. Deren Aufgabe sei es, «aufmüpfige» Chinesinnen und Chinesen auch im Ausland auf Parteilinie zu bringen.
«Chinesinnen und Chinesen, die sich dem verweigern, werden in der Gemeinschaft marginalisiert oder auch direkter in die Schranken gewiesen», sagt Weber. Besondere Aktionen wie die in Zürich könnten zudem insbesondere für die Familienangehörigen in China Konsequenzen haben.
«In China sind die Familienmitglieder füreinander verantwortlich»
Laut Patrick Ziltener, Professor für Soziologie an der Universität Zürich, können Verwandte in China beispielsweise an Karrieremöglichkeiten und gesellschaftlichen Aufstiegsmöglichkeiten gehindert werden. «Die betroffenen Familien könnten zum Beispiel sozial geächtet werden. Dies kann dazu führen, dass sie Druck auf die Diaspora ausüben, mit den Protesten aufzuhören.»
Dass die Familienmitglieder für das Handeln ihrer Verwandten bestraft werden, habe tiefreichende kulturelle Wurzeln: «In China sind die Familienmitglieder füreinander verantwortlich. Es ist seit Jahrhunderten so, dass die ganze Familie für die Aktionen eines einzigen Mitglieds bestraft wird.» Das habe es schon während der Kaiserzeit und auch unter Mao Zedong gegeben.
Die Angst der hiesigen Chinesen sei deshalb berechtigt und nachvollziehbar. Umso bemerkenswerter sei es, dass die chinesische Community in der Schweiz trotzdem auf die Strasse geht: «Das ist hier im Ausland höchst selten. Solche Proteste sind aber wichtig, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.»
Höchste Corona-Zahlen seit Beginn der Pandemie
Zu Tausenden gehen die Menschen in China seit ein paar Tagen auf die Strassen und fordern ein Ende der Zero-Covid Strategie des Regimes. China leidet derzeit unter den höchsten Corona-Zahlen seit Beginn der Pandemie. In Millionenstädten wie Peking, dem schwer betroffenen südchinesischen Guangzhou oder in Chongqing gelten weitgehende Bewegungsbeschränkungen.
Während der Rest der Welt längst mit dem Virus lebt, hält China an seiner strengen Zero-Covid-Strategie fest. Schon bei einzelnen Fällen werden Wohnviertel abgeriegelt. Kontaktpersonen kommen in Quarantänelager. Infizierte werden im Krankenhaus isoliert. Auch nach fast drei Jahren Pandemie sind Chinas internationale Grenzen weitestgehend geschlossen.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
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