ZürichPolizei muss Kinder an Dragqueen-Lesung beschützen – nun spricht der Veranstalter
Am Samstag findet in der Zürcher Pestalozzi Bibliothek der Event «Drag Story Time» statt. Am Anlass für Kinder zwischen drei und acht Jahren lesen Dragqueens aus Büchern vor. Der Veranstalter hat dafür Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Darum gehts
Am Samstag findet in der Pestalozzi Bibliothek in Oerlikon der Kinderanlass «Drag Story Time» statt.
Beim Anlass werden Dragqueens den Kindern aus Büchern vorlesen.
Der Veranstalter sagt, dass dadurch das Selbstbewusstsein gestärkt und die Toleranz gefördert werden soll.
Für den Anlass hat der Organisator Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen.
Dragqueens lesen am Samstag in der Pestalozzi Bibliothek am Event «Drag Story Queen» aus Büchern vor. Der Anlass ist an Kinder zwischen drei und acht Jahren und ihre Familien gerichtet. Dabei soll laut dem Veranstalter unter Anleitung einer Kinderpädagogin das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt, ihre Individualität gefeiert und die Toleranz gefördert werden.
Am Anlass am Samstag sind jedoch nicht nur Dragqueens, Kinder, Mütter und Väter vor Ort. Auch Sicherheitspersonal wird bei der Bibliothek postiert sein. Der Grund: Störanlässe wie beispielsweise jener, der sich im Oktober im Tanzhaus Zürich ereignete, sollen vermieden werden. Denn auch für den Anlass am Samstag wird bereits zu Störaktionen aufgerufen – wie zum Beispiel eine Mahnwache.
Damals störte die Neonazi-Gruppe «Junge Tat» den unter dem gleichen Namen stattgefundenen Anlass. Einige der Mitglieder mischten sich unter die Besucherinnen und Besucher, andere standen vermummt vor der Lokalität, zündeten Rauchfackeln an und riefen Parolen.
Polizei bestätigt Kontakt zum Veranstalter
Um solche möglichen Aktionen zu verhindern, wird die Stadtpolizei Zürich vor Ort sein. Dies bestätigt Pascal Siegenthaler von der Stadtpolizei Zürich gegenüber 20 Minuten. «Die Stadtpolizei Zürich steht mit dem Veranstalter in Kontakt. Zudem werden Aufrufe zu Störaktionen in die laufende Lagebeurteilung einfliessen und Einsatzkräfte werden vor Ort sein», so Siegenthaler.
Laut Felix Hüppi, Direktor der PBZ Pestalozzi-Bibliothek Zürich, ist die Kinderpädagogin Brandy Butler, die am Anlass ebenfalls vor Ort sein wird, auf die Polizei zugegangen. Butler habe die Stadtpolizei um eine Einschätzung gebeten, woraufhin diese sich für ein Sicherheitsaufgebot entschieden hat.
Gemäss Hüppi ist die Sicherheit der Teilnehmenden zentral wichtig. «Die Veranstalterin Brandy Butler hat leider schon Erfahrung in solchen bedrohlichen Situationen. Deshalb wird nicht nur die Polizei, sondern auch eine private Sicherheitsfirma am Samstag vor Ort sein», sagt Hüppi.
Für den Fakt, dass Sicherheitspersonal für einen Anlass in einer Bibliothek aufgeboten werden muss, findet Hüppi klare Worte: «Es ist extrem schade. Ich verstehe nicht, weshalb die Leute aufgrund der Geschlechterfrage so angriffig werden.» Es sei das erste Mal überhaupt, dass Sicherheitspersonal für einen Anlass der Bibliothek beauftragt werden muss.
Ort der Meinungsbildung
Über den Anlass sagt der Direktor der PBZ, dass die Bibliotheken Orte des freien Zugangs zu Wissen und Informationen, Orte der Meinungsbildung und Orte der Inklusion sind. «Veranstaltungen sind genau wie Bücher und andere Medien eine Möglichkeit der Informationsvermittlung», so Hüppi.
Laut ihm bieten die Lesestunden mit den Dragqueens den Kindern die Möglichkeit, verschiedene Geschlechteridentitäten und Rollenvorbilder zu sehen. «Damit werden die Kinder bei ihrer Meinungsbildung unterstützt und es wird Wissen über verschiedene Rollenbilder vermittelt. Die Veranstaltung wird von einer Kinderpädagogin geleitet und wird damit altersgruppengerecht umgesetzt. Ausserdem werden in Bibliotheken auch klassische Märchen erzählt, in denen oft traditionellere Rollenbilder vermittelt werden», so Hüppi weiter.
Wie viel das Sicherheitsaufgebot die Bibliothek kostet, ist nicht bekannt. Fest steht aber: Brandy Butler hat für die Sicherheitsunterstützung ein Crowdfunding ins Leben gerufen. Damit soll das von der Stadt jährlich zur Verfügung gestellte Budget nicht wegen Mehrkosten durch Sicherheitspersonal auf den Kopf gestellt werden müssen, wie Hüppi gegenüber 20 Minuten sagt.
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