Anja Superstar
Mit nunmehr zwei Gold- und einer Silbermedaille ist Anja Pärson auf dem Weg zum WM-Superstar.
Dass sie ihren Titel im Riesenslalom erfolgreich verteidigen konnte, verdankt sie auch dem Wechsel auf ein letztjähriges Ski-Modell.
Der Stein muss riesengross gewesen sein, der ihm vom Herzen gefallen war. Anders Pärson, Vater und Trainer der neuen und alten Riesenslalom-Weltmeisterin, zeigte im Zielraum in Santa Caterina jedenfalls noch nie gesehene Emotionen. Er herzte jeden und jede aus dem schwedischen Team, ballte immer wieder die Faust, um dann beim Interview mit den schwedischen Journalisten sogar die eine oder andere Träne zu unterdrücken.
«Ich war noch nie so nervös wie heute», gestand Pärson senior. «Ich war mir nicht sicher, ob Anja das heute schafft, denn im Weltcup waren ihr im Riesenslalom zuletzt immer wieder Fehler unterlaufen.» Die Resultate der Tochter bestätigen seine Worte. Nachdem sie Ende Oktober den Gletscher-Prolog in Sölden gewonnen hatte und in Aspen und St. Moritz Zweite geworden war, schied sie kurz vor der Jahreswende am Semmering im zweiten Lauf aus und kam sie danach bei der WM-Hauptprobe auf der Piste «Deborah Compagnoni» und beim letzten «Riesen» vor Beginn der Weltmeisterschaften in Maribor nicht über die Ränge 6 und 4 hinaus. Für sie, die im vergangenen Winter fünf der acht Riesenslaloms gewonnen hatte, eine frustrierende Bilanz.
Ursache für die gestiegene Fehler- und gesunkene Erfolgsquote waren die Ski. Anja Pärson kam mit dem neuen, auf diesen Winter hin von Salomon entwickelten Material nicht wie gewünscht zurecht; die im Vergleich zum Vorwinter härterten, stärker taillierten Ski verziehen weniger Fehler. Im Slalom zeitigte der Wechsel auf letztjährige Modelle auf Anhieb Wirkung: In Maribor errang die Schwedin den lang ersehnten ersten Saisonsieg - nachdem sie nur als Zweite in Aspen unter die ersten drei gefahren und in drei der folgenden fünf Slaloms ausgefallen war.
Was für den Slalom gut war, musste auch für den Riesenslalom gelten; Anja Pärson trat gestern mit «alten Latten» an. Beim Finden des idealen Ski für den wichtigsten Riesenslalom des Winters stand allerdings der Zufall Pate. Die Geschichte nahm nach dem Weltcup- Wochenende in Maribor ihren Anfang, als Anja Pärson für ein kurzes Trainingslager in Vendalen in ihre Heimat zurückflog und wegen Übergewichts zahlreiche Paar Ski in Mitteleuropa zurückgelassen wurden.
Weil die mitgenommenen Ski nicht die erhoffte Wende zum Guten brachten, erinnerte sich Vater Anders eines Paares in der Garage zu Hause in Tärnaby, mit dem Anja im März vergangenen Jahres letztmals ein Rennen bestritten hatte. Also wurde Mutter Madeleine losgeschickt, die roten Salomon in den Skiort in Mittelschweden zu bringen. Was die Mama damals noch nicht wusste: Es waren die Ski, mit denen ihre Tochter gestern trotz leichter Erkältung zum zweiten Mal in Folge Weltmeisterin im Riesenslalom wurde.
(si)