Studie bestätigtAntibabypille erhöht Brustkrebsrisiko um rund ein Viertel
Eine neue Studie bestätigt den Zusammenhang hormoneller Verhütungsmethoden mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko. Eine Expertin gibt aber Entwarnung.
- von
- Cécile Kienzi
Darum gehts
Eine Studie der Oxford-Universität sorgt für Beunruhigung.
Das Ergebnis: Hormonelle Verhütungsmethoden erhöhen das Brustkrebsrisiko um 20 bis 30 Prozent.
Doch keine Panik: Es handelt sich um absolute Zahlen. Das Risiko für Brustkrebs ist bei jüngeren Frauen sehr gering.
Rund ein Drittel aller Schweizerinnen benutzt die Pille zur Empfängnisverhütung. Sie gilt als zuverlässig, ist aber nicht ungefährlich. Eine neue Studie der Oxford-Universität bestätigt nun einen Zusammenhang der Einnahme von Antibabypillen und anderen hormonellen Verhütungsmitteln mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko.
Es gibt verschiedene Arten der Antibabypille. In den letzten Jahren wurde die Minipille immer beliebter – sie beinhaltet im Gegensatz zur Kombi-Pille nur Gestagen und kein Östrogen. Die Minipillen sollen ein niedrigeres Risiko für Thrombosen und Embolien haben. Der Studie zufolge soll aber jede Art der Antibabypille das Risiko für Brustkrebs um 20 bis 30 Prozent erhöhen.
Diese verschiedenen Antibabypillen gibt es:
Mischpräparate mit Gestagen und Östrogen: Kombi-Pillen enthalten eine Kombination aus einem Östrogen und einem Gestagen. Dadurch werden die Entwicklung des Eies und der Eisprung ganz verhindert. Manche Varianten können zusätzlich Akne oder fettige Haut verbessern.
Östrogenfreie Minipille mit Gestagen: Minipillen enthalten als Wirkstoff entweder das Gestagen-Hormon, im Gegensatz zur Kombi-Pille aber kein Östrogen. Sie verhindert den Eisprung nicht, kann ihn aber hemmen. Dafür verdickt sich mit dem zusätzlichen Gestagen der Schleim im Gebärmutterhals, sodass Spermien nicht eindringen können. Die befruchtete Eizelle kann sich durch die nur unzureichend aufgebaute Gebärmutter-Schleimhaut nur schwer einnisten.
Für die Studie wurden fast 10’000 Frauen unter 50 Jahren, die an Brustkrebs erkrankt sind, untersucht. Sie wurden mit einer Kontrollgruppe über 18’000 eng verwandten Frauen verglichen, die keinen Brustkrebs haben. 44 Prozent der Frauen mit Brustkrebs und 39 Prozent der Frauen ohne Brustkrebs haben in den letzten drei Jahren hormonelle Verhütungsmittel verwendet und etwa die Hälfte der Verschreibungen bezog sich auf reine Gestagen-Präparate. Das Ergebnis: Das Risiko, in den nächsten 15 Jahren an Brustkrebs zu erkranken, war bei den Frauen, die hormonell verhütet haben, um rund ein Viertel erhöht.
Nimmst du die Pille?
Keine Panik: Es handelt sich um absolute Zahlen
Auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick erschreckend wirken, ist es wichtig, die Zahlen einzuordnen – denn es handelt sich um absolute Zahlen. Eine Expertin bestätigt gegenüber RTL: Frauen im gebärfähigen Alter haben ein sehr niedriges Risiko für Brustkrebs, deshalb ist eine Erhöhung um 20 bis 30 Prozent nicht so hoch, wie es den Anschein hat. Sie sagt: «In Zahlen ausgedrückt: Eine 20-prozentige Risikoerhöhung bedeutet, dass auf 50’000 Frauen eine zusätzliche Brustkrebserkrankung kommt.»
Andere Faktoren wie Übergewicht, ungesunde Ernährung und das Rauchen hätten einen viel grösseren Einfluss auf das Risiko als die Antibabypille. Ebenfalls steige das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, mit dem Alter an. Die meisten Frauen erkranken zwischen 50 und 70 Jahren.
Die Studienautoren sehen keinen Hinweis darauf, dass Frauen ihr Verhalten ändern sollten. Der Hauptzweck der Studie war lediglich, Wissenslücken zu schliessen.
Das sind die Symptome für Brustkrebs
Um Brustkrebs frühzeitig diagnostizieren zu können, empfehlen Fachärzte, regelmässig die Brust abzutasten und sie bei einem Arzt kontrollieren zu lassen. Gut zu wissen: Auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Die Informationen stammen vom Deutschen Krebsforschungsinstitut.
Verhärtungen oder Verdickungen der Brust: Es lassen sich feste Knoten ertasten, die sich vom umgebenden Gewebe unterscheiden.
Vergrösserung oder Verformung der Brust.
Hautveränderungen: Die Haut der Brust oder der Brustwarze schuppt sich, juckt, nässt und/oder wölbt sich nach innen.
«Orangenhaut»: Die Haut hat sich verdickt, ist gewellt und hat vergrösserte, eingezogene Poren gebildet.
Entzündungszeichen: Schwellungen und/oder Rötungen der Haut oder eine Überwärmung der Brust.
Ausfluss aus der Brustwarze: Die Brustwarze sondert eine klare oder blutige Flüssigkeit ab.
Vergrösserung von Lymphknoten: Die Lymphknoten im Bereich der Achsel und/oder des Schlüsselbeins sind tastbar angeschwollen.
Nach dem Absetzen sinkt das Risiko wieder
Die Ergebnisse erstaunen nicht. Schon in der Vergangenheit wurde auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko nach Einnahme von Kombi-Pillen hingewiesen. Dass auch reine Gestagen-Präparate das Risiko steigern, überrascht jedoch. Die Studienautoren weisen darauf hin, dass bei einer Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln immer die Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen werden sollen. Ebenfalls kann die Studie keine Aussage über die Auswirkung der Einnahmedauer machen, da diese Daten nicht verfügbar waren.
Aufatmen können Ex-Pillennutzerinnen: Nach Absetzen der Pille sinkt das erhöhte Risiko schnell wieder in den Normalbereich.
Hast du Fragen zu Beziehung, Liebe oder sexueller Gesundheit?
Hier findest du Hilfe:
Lilli.ch, Onlineberatung
Tschau, Onlineberatung
Feel-ok, Informationen für Jugendliche
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.