ErdbebenArbeiter hörte «lauten Knall» in Mega-Kraftwerk
Das Epizentrum des gestrigen Erdbebens liegt in der Nachbarschaft des grössten Pumpspeicherkraftwerks der Schweiz. Trotzdem habe keine Gefahr bestanden, sagt der Glarner Sicherheitsdirektor.
- von
- kün
Im Glarnerland steht seit letztem Jahr die längste Staumauer der Schweiz: Jene des Muttsees des Pumpspeicherkraftwerks (PSW) Limmern 2015. Sie misst über 1000 Meter, steht auf rund 2500 Metern über Meer und hält bei maximaler Stauhöhe bis zu 23 Millionen Kubikmeter Wasser. Das Epizentrum des gestrigen Bebens lag in den Glarner Alpen – nur wenige Kilometer von der PSW Limmern entfernt.
Ein Mann, der für das Pumpspeicherkraftwerk arbeitet, erzählt: «Wir haben plötzlich einen lauten Knall gehört, sind total erschrocken.» Darauf hätten sie befürchtet, es sei eine Turbine beschädigt worden – was aber nicht der Fall gewesen sei. «Wir haben alles kontrolliert, nichts war kaputt.»
Regelmässige Katastrophenübungen
Dass ein Schaden an der gigantischen Staumauer katastrophale Auswirkungen haben könnte, ist im Glarnerland stark im Bewusstsein verankert. Regelmässig setzten sich deshalb die Glarner Behörden und Sicherheitskräfte mit entsprechenden Übungsszenarien auseinander. Doch gestern Abend blieb alles ruhig.
Der Glarner Sicherheitsdirektor Andrea Bettiga sagt auf Anfrage: «Es bestand keine Gefahr für das PSW Limmern. Der Krisenstab wurde nicht alarmiert und ich wurde nicht aus dem Bett gerissen.» Die Erdbebenstärke von 4,6 sei noch keine Bedrohung für die Staumauer. «Die ganze Anlage ist so konzipiert, dass sie ganz andere Dimensionen aushalten könnte. Zudem wird sie regelmässig kontrolliert und getestet.»
Eingestürzter Kamin und Risse in Wänden
So bestehe auch reger Kontakt zwischen den Verantwortlichen der Anlage und dem Bundesamt für Energie, sagt Bettiga. Die Stauwärter hätten den Staudamm nun mehrmals kontrolliert. Ihr Fazit: Alles ist im Normalbereich.
Bei der Glarner Gebäudeversicherung gingen bis Mittag 10 Schadensmeldungen ein, sagt Hansueli Leisinger, Vorsitzender der Geschäftsleitung von GlarnerSachs. Es handle sich dabei ausschliesslich um Bagatellfälle. So sei beispielsweise ein Kaminhut eingestürzt und es habe Risse in Wänden gegeben.

Glarner Regierungsrat Andrea Bettiga. (Foto: Keystone / Arno Balzarini)