Drei Jahre Aldi SchweizArbeitsbedingungen bei Aldi angeprangert
Vor genau drei Jahren hat Aldi in der Schweiz seine ersten Filialen eröffnet. Gemäss Gewerkschaft Syna lassen die Arbeitsbedingungen beim deutschen Discounter noch immer zu wünschen übrig. So soll Aldi systematisch die Arbeitszeit falsch erfassen.
Aldi gewähre den Mitarbeitenden keinerlei Einblick in die Arbeitszeiterfassung, sagte Syna-Zentralsekretär Carlo Mathieu am Dienstag an einer Medienkonferenz. Die Angestellten könnten lediglich noch das Stundentotal unterschreiben, eine Kontrolle sei unmöglich.
Syna vermutet hinter Aldis Vorgehen ein System. Sie fordert Aldi daher auf, den Angestellten vollständigen Einblick in die Arbeitszeiterfassung zu gewähren. «Eigentlich eine simple Forderung, die lediglich mit Anstand zu tun hat», so Mathieu.
Die Zeiterfassung ist indes nicht der einzig Kritikpunkt der Syna. So moniert die Gewerkschaft, dass Aldi die Verkäuferinnen nur mit 50-Prozent-Pensen anstellt. Tatsächlich arbeiteten die meisten öfters, zum Teil sogar 100 Prozent oder mehr.
Zu tiefer 13. Monatslohn
Die über den Arbeitsvertrag hinaus geleisteten Stunden würden zwar ausbezahlt, allerdings ohne Überzeitzuschläge. Gesetzlich seit das zwar erlaubt, sagte Mathieu. Für die Mitarbeitenden bedeute dies aber, dass sie während den Ferien nicht aufgrund des tatsächlich geleisteten Arbeitspensums entlöhnt würden.
Und auch der 13. Monatslohn basiere lediglich auf der offiziellen 50-Prozent-Anstellung. Des weiteren unterstellt Syna der deutschen Discountkette, ein Arbeitsklima des Drucks und der Schikane zu schaffen. So dienten Testkäufe in den Filialen offensichtlich nicht der Qualitätssicherung, sondern dazu, die Verkäuferinnen gezielt unter Druck zu setzen und zu schikanieren.
Aldi verschliesse sich zudem jeglichen Verhandlungen zu den Arbeitsbedingungen. «Wir haben Aldi mehrfach zu Gesprächen eingeladen, aber nie eine Antwort erhalten», sagte Mathieu.
Keine Fälle gemeldet
Aldi Suisse weist die Vorwürfe der Gewerkschaft zurück. Die Arbeitszeiterfassung werde korrekt gehandhabt, sagte Mediensprecher Sven Bradke auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Im Gegenzug wirft er den Gewerkschaften vor, nicht auf Schreiben von Aldi zu reagieren.
«Wir haben die Gewerkschaften aufgefordert, konkrete Fälle zu nennen, damit wir diesen nachgehen könnten», so Bradke. Nicht ein Fall sei ihnen seither gemeldet worden. (sda)