Arcelor lehnt Mittal-Offerte nicht mehr ab
Der Luxemburger Stahlkonzern Arcelor will die angehobene Milliarden-Offerte des Wettbewerbers Mittal Steel prüfen und hat damit erstmals die Tür für mögliche Übernahmegespräche geöffnet.
Arcelor werde die neue Offerte prüfen, sagte der Vorsitzende des Arcelor-Verwaltungsrats, Joseph Kinsch, am Sonntag nach einer Sitzung des Gremiums. Auch sei man bereit, den Geschäftsplan von Mittal zu prüfen.
Bislang hatte Arcelor das Ansinnen von Mittal strikt zurückgewiesen. Der weltgrösste Stahlkonzern hatte allerdings am Freitag sein Übernahme-Angebot um etwa ein Drittel auf knapp 26 Milliarden Euro angehoben. Die Arcelor-Führung hatte daraufhin angekündigt, in den nächsten Tagen zusammenzukommen, um über das Angebot zu beraten.
Stahlgigant
Sollte Mittal Arcelor übernehmen, entstünde ein Stahlgigant mit einem Börsenwert von umgerechnet rund 31 Milliarden Euro. Der Konzern hätte 320 000 Mitarbeiter und würde mit 100 Millionen Tonnen pro Jahr für rund zehn Prozent der weltweiten Stahlproduktion verantwortlich.
Mittal hatte erstmals Ende Januar erklärt, Arcelor kaufen zu wollen - was Arcelor aber zurückgewiesen hatte. Seitdem hatte es wiederholt Wortgefechte über die Medien zwischen beiden Seiten gegeben.
Zudem hatten sich Politiker etwa in betroffenen Regionen wie Belgien und Frankreich auch wegen Sorgen über den Abbau von Arbeitsplätzen kritisch zu dem Vorhaben geäussert.
«Der Verwaltungsrat hat den Wunsch geäussert, Mittal Steels Geschäftsplan zu untersuchen, um die industrielle Logik zu prüfen und die angebotenen Mittal-Steel-Aktien zu bewerten», erklärte Arcelor nun. Zuvor müsse aber die Finanzaufsicht CSSF das Mittal- Angebot freigeben.
Nach der Prüfung solle die Generaldirektion dem Verwaltungsrat Bericht erstatten. Der Verwaltungsrat habe zudem den Auftrag der Generaldirektion erneuert, alle Alternativen, die im Interesse aller Aktionäre und Partner sind, dem Verwaltungsrat vorzustellen.
Reaktion auf Kritik
Arcelor hatte zur Abwehr der ursprünglichen Offerte unter anderem eine deutliche Dividendenaufstockung und der Rückkauf eigener Aktien zu einem überhöhten Preis im Volumen von fünf Milliarden Euro geplant.
Mittal hatte mit der jüngsten Anhebung seines Angebots auch auf Kritik an dem grossen Einfluss reagiert, den nach den ursprünglichen Plänen die Familie des indischen Firmengründers Lakshmi Mittal in dem neuen Konzern gehabt hätte.
Der Clan des in Indien geborenen Selfmade-Milliardärs soll nun nur noch 45 Prozent der Anteile halten statt zunächst vorgesehenen mehr als 50 Prozent. An Mittal hält der Clan derzeit fast 90 Prozent.
Der geringe Baranteil des ersten Angebots hatte ebenfalls für Kopfschütteln gesorgt. Nun können sich die Aktionäre zwischen mehreren Möglichkeiten entscheiden. So können sie sich etwa bis zu einem begrenzten Volumen 37,74 Euro je Papier auszahlen oder aber eine neue Mittal-Aktie plus 11,10 Euro in bar geben lassen. (sda)