Proteste in Syrien: Armee rückt im Norden weiter vor

Aktualisiert

Proteste in SyrienArmee rückt im Norden weiter vor

Die Streitkräfte von Präsident Assad haben die Stadt Maarat al-Numaan, eine Hochburg der Opposition, im Visier. Der Flüchtlingsstrom in die Türkei reisst nicht ab.

Nach der Niederschlagung von Protesten in der syrischen Stadt Dschisr al-Schughur rückt die Armee auf eine weitere Hochburg der Opposition im Norden vor. Flüchtlinge und Augenzeugen berichteten am Montagabend, das Militär habe mittlerweile die Ortschaft Ahtam erreicht.

Damit stünde sie etwa 14 Kilometer vor der Stadt Maarat al-Numaan. Dort waren in den vergangenen Wochen ebenfalls zahlreiche Syrer auf die Strassen gezogen, um gegen die Herrschaft von Präsident Bashar al-Assad zu protestieren. Die syrische Führung hat die meisten Auslandskorrespondenten ausgewiesen, so dass eine Überprüfung der Berichte schwierig ist.

Meuterei unter den Truppen

Seit Beginn der Proteste in Syrien vor drei Monaten sind nach Angaben von syrischen Menschenrechtsgruppen 1300 Zivilisten und 300 Soldaten getötet worden. Die jüngste Offensive startete das Militär, nachdem in der Proteststadt Dschisr al-Schughur 120 Soldaten getötet worden waren.

Einwohnern und in die Türkei geflüchteten Soldaten zufolge kam es zu einer Meuterei unter den Truppen, weil einige Soldaten nicht auf demonstrierende Regierungsgegner schiessen wollten. Die Führung in Damaskus machte dagegen bewaffnete Banden für den Tod der Soldaten verantwortlich und entsandte neue Truppen.

Flüchtlingsstrom aus Syrien reisst nicht ab

Mehr als 10 000 Menschen sind nach Angaben der UNO inzwischen aus Syrien vor der Gewalt der Sicherheitskräfte geflohen. Etwa 5000 Syrer hätten in der Türkei, rund 5000 weitere im Libanon Zuflucht gefunden, erklärte die Leiterin der humanitären Einsätze der UNO, Valerie Amos, am Montag in New York.

Entlang der Grenze warteten am Dienstag noch Hunderte Grossfamilien aus verschiedenen Städten der Provinz Idlib auf eine Gelegenheit, ins Nachbarland zu gelangen. Einige von ihnen sagten einer Reporterin der Nachrichtenagentur dpa, sie hätten ursprünglich vorgehabt, auf der syrischen Seite der Grenze auszuharren. Doch nach einem Unwetter in der Nacht wollten sie mit ihren Kindern nicht länger unter Obstbäumen im Freien übernachten.

Die meisten Vertriebenen, die über das türkische Dorf Güvecci in die Türkei kommen, stammen aus den Städten Dschisr al-Schughur und Maarat al-Noaman, in denen die Armee nach wochenlangen Protesten gegen das Regime von Baschar al-Assad einmarschiert war. In der Nacht zum Dienstag hatten nach Angaben von Helfern erneut rund 2000 Menschen die Grenze überquert.

Lage «sehr besorgniserregend»

Die Hilfsorganisation Roter Halbmond bereitet nach UNO-Angaben ein viertes Flüchtlingslager mit Platz für 2500 weitere Menschen vor. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die syrische Führung erneut auf, Mitarbeiter des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes ins Land zu lassen. Die Lage sei «sehr besorgniserregend».

(sda)

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