Schweizer Armee: Thomas Süssli will vermehrt mit Nato kooperieren

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Armeechef im Interview«Es fehlt unserer Armee an Durchhaltefähigkeit»

In einem Interview bezieht Thomas Süssli Stellung dazu, wie gut die Schweiz auf einen Angriff vorbereitet ist und wieso Bunker auch nützlich sein können, wenn ihre Position öffentlich bekannt ist.

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Bei der Durchhaltefähigkeit der Schweizer Armee sieht es laut Chef Thomas Süssli weiterhin düster aus.

Bei der Durchhaltefähigkeit der Schweizer Armee sieht es laut Chef Thomas Süssli weiterhin düster aus.

Beat Mathys
Um dezentralisierter agieren zu können, stoppt der Bund nun den Verkauf seiner Bunkeranlagen.

Um dezentralisierter agieren zu können, stoppt der Bund nun den Verkauf seiner Bunkeranlagen.

Beat Mathys
Weil in der Schweiz grosse Übungsplätze fehlen, will Süssli künftig auch vermehrt mit Nato-Nachbarn zusammenspannen.

Weil in der Schweiz grosse Übungsplätze fehlen, will Süssli künftig auch vermehrt mit Nato-Nachbarn zusammenspannen.

Beat Mathys

Darum gehts

  • Die Schweizer Armee will künftig auf Dezentralisierung setzen und verkauft daher keine Bunker mehr.

  • In Zukunft soll enger mit der Nato zusammengearbeitet werden – auch aus Platzgründen.

  • Die Kooperation mit den Nachbarländern sei trotz Unstimmigkeiten in den letzten Jahren gleich gut geblieben.

Wer sich noch einen Bunker der Schweizer Armee unter den Nagel reissen wollte, hat Pech gehabt: Wie Korpskommandant Thomas Süssli im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagt, habe man den Verkauf der Bunker gestoppt. Auch Objekte, deren Standorte bereits öffentlich bekannt sind, sind für Privat vorerst nicht mehr zu haben.

Denn die Schweizer Armee soll dezentralisierter werden: So soll etwa die Luftwaffe vermehrt wieder die Errichtung und den Betrieb von improvisierten Air-Base-Standorten üben, einzelne Bunker könnten speziell in Regionen mit vielen Anlagen auf wenig Fläche als Munition- oder Materiallager genutzt werden.

Üben für Kriegssituation essentiell

Im März sorgte Süssli, der beim VBS zuvor für die Cybersicherheit zuständig war, mit der Aussage, dass die Schweizer Armee im Kriegsfall nur wenige Wochen durchhalten könne, für Aufsehen. Diese Einschätzung hat sich nicht grundlegend verändert: «Die Armee kann sich zwar per se verteidigen, es fehlt uns aber an Durchhaltefähigkeit», so Süssli. Von sechs Panzerbataillonen könne man Stand jetzt nur gerade zwei vollständig ausrüsten. «Wenn wir alles Material zusammenkratzen würden, könnte vielleicht die Hälfte ausgerüstet werden», so die Einschätzung des Armeechefs.

Auch das Üben in grösseren Verbänden ist laut Süssli im Hinblick auf eine Kriegssituation essentiell. «Das Vorrücken von Infanterie und Panzern unter Artilleriefeuer soll wieder intensiver geübt werden – dazu fehlen uns aber die Übungsplätze». Der Armeechef will deshalb die Kooperation mit der Nato intensivieren, um künftig möglicherweise auf grösseren Anlagen in Deutschland, Frankreich und Österreich trainieren zu können.

Seit dem Einfall der russischen Truppen in die Ukraine hat die Schweiz mit ihrer Neutralität und den damit verbundenen Waffenausfuhr-Bestimmungen schon mehrmals bei ihren Nachbarländern angeeckt. Die Zusammearbeit sei aber ungeachtet davon seit Kriegsbeginn gleich gut geblieben, so Thomas Süssli. 

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