Universität GroningenArmeewaffen abgeben kann Leben retten
In der Schweiz begehen besonders viele Männer Suizid mit einer Schusswaffe. Viele Tote könnten verhindert werden, wenn Soldaten ihre Armeewaffen nicht zu Hause hätten, so ein niederländischer Psychologe.
- von
- Samira Kunz
Darum gehts
In der Schweiz sterben viel mehr Männer durch Suizid mit Schusswaffen als in anderen Ländern Europas.
Laut einem Psychologen der Universität Groningen liegt das an den Armeewaffen.
In der Schweiz nehmen Soldaten diese mit nach Hause. Die hohe Verfügbarkeit führe zu mehr Suiziden.
Die Suizidrate in der Schweiz liegt zwar knapp unter dem europäischen Durchschnitt – die Suizidmethode bei Männern sei in der Schweiz jedoch ungewöhnlich: Ein Drittel der Suizide bei Männern werde mit Schusswaffen begangen. Im übrigen Europa sei es nur knapp ein Zehntel, so Wolfgang Stroebe, ein Psychologe der Universität Groningen in den Niederlanden. Er denkt, dass das daran liegt, dass Schweizer Soldaten ihre Waffen zu Hause aufbewahren und auch nach dem Dienst behalten können.
«Fast 50 Prozent der Überlebenden von Suizidversuchen geben an, dass zwischen dem Entschluss zu sterben und dem Suizidversuch weniger als zehn Minuten liegen», so Wolfgang Stroebe und weiter, «die überwiegende Mehrheit der Überlebenden von Selbstmorden unternimmt nie einen weiteren Versuch.» Schusswaffen zu Hause zu haben sei deshalb gefährlich, weil diese Selbstmordversuche in 90 Prozent der Fälle tödlich enden.
Hast du eine Armeewaffe bei dir zu Hause?
Die Waffen nicht zu Hause zu haben, würde Suizide verhindern
Seit 2007 dürfen die Soldaten zwar theoretisch keine Munition mehr mit nach Hause nehmen, doch 2009 stellte sich heraus, dass ein Teil der verteilten Munition nicht zurückgegeben wurde, was darauf hindeutet, dass diese Munition mit nach Hause genommen wurde.
«Die Beschränkung des Zugangs zu bevorzugten Suizidmethoden ist einer der wirksamsten Ansätze zur Suizidprävention», so Stroebe. Er stellt die Frage, ob es überhaupt Sinn mache, dass Soldaten zwar ihre Waffen, nicht aber die Munition zu Hause aufbewahren, insbesondere, weil er davon ausgeht, dass die Suizidrate weiter sinken würde, wenn die Soldaten ihre Waffen nicht mit nach Hause nehmen würden.
Auch die Suizidprävention Zürich schreibt auf ihrer Website: «Die Forschung hat gezeigt, dass der erschwerte Zugang zu einer bestimmten Suizidmethode Leben rettet. Suizidhandlungen finden häufig in einer Trance statt.» Die Betroffenen entwickeln dabei eine Art Tunnelblick, fixieren nur das Problem oder den Schmerz und können Alternativen von ihnen aus gar nicht mehr wahrnehmen und in Betracht ziehen, so die Suizidprävention Zürich.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, Suizidgedanken? Oder hast du jemanden durch Suizid verloren?
Hier findest du Hilfe:
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
Kinderseele Schweiz, Beratung für psychisch belastete Eltern und ihre Angehörigen
Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen
Verein Familientrauerbegleitung.ch
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