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«Delivery for Mr. Assange»Assange bekam Spion-Päckli aus der Schweiz

Die Welt des Wikileaks-Gründers ist derzeit die ecuadorianische Botschaft in London. Zwei Zürcher Künstlern ist es mit einer originellen Aktion gelungen, seine Isolation zu durchbrechen.

kri
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Seit sieben Monaten hält sich Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt, um der Verhaftung durch die britischen Behörden zu entgehen. Die Isolation des Wikileaks-Gründers hat zwei Zürcher Künstler auf den Plan gerufen: «Wir wollten herausfinden, ob es noch offene Kanäle zu Assange an seinem Zufluchtsort gibt», sagt Carmen Weisskopf von !Mediengruppe Bitnik.

Zusammen mit ihrem Kollegen Domagoj Smoljo ersann sie das Projekt «Delivery for Mr. Assange»: Sie bastelten eine versteckte Kamera in Form eines Pakets. Durch ein Loch schiesst die Kamera im 10-Sekunden-Takt Bilder. Ein ebenfalls enthaltenes Handy stellt die Bilder umgehend online. Gespiesen wird beides durch eine Batterie. Am Mittwoch gaben sie das Paket auf einer Poststelle in London auf. Seither konnte jedermann den Fortschritt der Sendung auf Twitter mitverfolgen – und mitbangen, ob es den Adressaten jemals heil erreichen würde.

Assange soll Paket weiterschicken

Nach etlichen Aufnahmen aus Postsäcken, Verteilzentren und Lastwagen – darunter viele pechschwarze, weil das Paket mit der Kamera-Öffnung nach unten lag – war es am Donnerstag soweit: Die ersten Bilder aus der ecuadorianischen Botschaft. Um dem Sicherheitsdienst die Arbeit zu erleichtern, stellten die Zürcher ein Röntgenbild des Pakets auf Twitter. Die Frage war, ob sich Assange dafür interessieren würde. Für mehrere Stunden war das Ding vor einem Sofa deponiert und nichts passierte. Immerhin gab es die Gewissheit, dass der illustere Gast «zu Hause» war.

Bald begann das Handy, Bilder von beschriebenen Karten zu senden. Da war klar, dass Assange angebissen hatte. Er hielt Botschaften vor die Linse, darunter «Willkommen in Ecuador», «Freiheit für Bradley Manning», «Weiterkämpfen» und «2013 gewinnen wir». Seine Reaktion überraschte die Schweizer Künstler nicht: «Er ist ein Aktivist und wir haben damit gerechnet, dass er unsere Bühne für eine politische Aktion nutzen würde», sagt Carmen Weisskopf. Ob er ihrem Wunsch nachkommen wird, das Paket weiterzuschicken und das Projekt so zu verlängern, ist hingegen noch unklar. Zeit genug wäre noch, denn Kamera und Handy laufen immer noch.

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