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Asthma-Gen entdeckt

Rund zehn Prozent der jungen Menschen leiden unter einer Form der Asthmaerkrankung. Nun haben Forscher ein Gen gefunden, das für das grosse Husten verantwortlich sein könnte.

Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Entdeckung in Zukunft zu neuen Therapien der Atemwegserkrankung führt, unter der in Deutschland mehr als zehn Prozent aller Kinder zwischen sechs und 16 Jahren leiden. Bis dahin seien aber noch weitere Forschungen nötig, sagte der Leiter der Forschergruppe, der Münchner Privatdozent Michael Kabesch, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AP.

Durch Gentests an rund 2500 Kindern fanden die Wissenschaftler bei Asthmapatienten Auffälligkeiten am Chromosom 17. Bestimmte kleinste Variationen im Erbmolekül gehen mit einer Erhöhung des Asthmarisikos um 50 Prozent einher, wie Kabesch erläuterte. Schliesslich entdeckten die Forscher das bisher unbekannte Gen ORMDL3. Die bei Asthmapatienten festgestellten genetischen Variationen führen nach den Worten von Kabesch zu einer dramatisch höheren Aktivität dieses Gens: «Es wird viel häufiger aus der Erbsubstanz abgelesen und produziert mehr von dem spezifischen Protein, für das es zuständig ist», erklärte der Mediziner.

«Wir sind gerade dabei herauszufinden, wie ORMDL3 die Entstehung von Asthma beeinflusst. Damit könnte ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem besseren Verständnis von Asthma und zu einer effektiveren, nachhaltigeren Therapie möglich sein», sagte Kabesch. Mittlerweile ist bekannt, dass das Gen in vielen Geweben aktiv ist, vor allem aber in bestimmten weissen Blutkörperchen.

«Dieses Gen erklärt nicht alle unsere Fragen bei Asthma, aber der beobachtete Effekt ist so aussergewöhnlich stark, dass ORMDL3 ein äusserst attraktives Ziel für weitere Untersuchungen ist», erklärte Kabesch. Die Funktion des Genkomplexes sei noch völlig unbekannt, ergänzte der ebenfalls an der Studie beteiligte Bochumer Professor Albrecht Bufe. «Wir haben hier etwas völlig Unbekanntes, Neues gefunden - das eröffnet uns möglicherweise eine ganz neue Perspektive im Verständnis von kindlichem Asthma.»

Reaktion auf an sich harmlose Substanzen

Asthma gehöre zu den häufigsten chronischen Lungenerkrankungen im Kindesalter, erläuterte Bufe. Etwa 15 Prozent der deutschen Kinder zwischen sechs und 16 Jahren litten darunter, in Australien, England und den USA seien bis zu 30 Prozent betroffen. Asthma ist eine entzündliche Reaktion der Bronchialschleimhaut, die zu einer Enge der Atemwege und damit zu Luftnot, Husten, Atemgeräuschen und einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität mit chronischen Veränderungen der Lunge führt.

Ausgelöst wird das Asthma bei Kindern nach den Angaben der Wissenschaftler in 80 Prozent der Fälle durch Allergien gegen an sich harmlose Umweltsubstanzen wie Gräser-, Baumpollen und Hausstaubmilben. Diese Allergien oder auch Infektionen und Umweltbedingungen funktionieren dabei auf noch nicht vollständig verstandene Weise als Auslöser der Erkrankung. Eine der Ursachen für die Entstehung von Asthma sind offenkundig Erbfaktoren: Ein Kind, dessen Eltern beide Asthmatiker sind, werde mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls daran erkranken, sagte Bufe. Ein Kind gesunder Eltern habe nur ein fünf- bis 15-prozentiges Risiko.

Die Wissenschaftlergruppe veröffentlichte ihre Resultate in der amerikanischen Fachzeitschrift «Nature». Die Arbeiten werden unter anderem von der EU und der Bundesregierung gefördert. (dapd)

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