«Klumpenrisiko»Atomstrom-Gegner jubeln über Ausfall von Leibstadt
Nach Beznau I fällt auch das AKW Leibstadt länger aus. Für Kritiker zeigt das, dass bei einem Atomausstieg nicht gleich die Lichter ausgehen würden.
- von
- daw
Erst Block 1 des AKW Beznau, jetzt fällt auch das AKW Leibstadt für längere Zeit aus. Wegen Oxidablagerungen auf Brennstäben und einer damit notwendigen Neubeladung des Reaktorkerns bleibt das Kraftwerk voraussichtlich bis Februar nächsten Jahres vom Netz.
Während der Jahreshauptrevision seien lokale Verfärbungen an mehreren Hüllrohren der Brennelemente bzw. der Brennstäbe entdeckt worden, schreibt die Kernkraftwerk Leibstadt AG in einer Mitteilung. Die notwendigen Untersuchungen hätten zu einer Verlängerung der Revision geführt.
AKW-Gegner jubilieren
Der Ausfall des leistungsstärksten AKW der Schweiz ist Wasser auf die Mühlen der Befürworter der Atomausstiegsinitiative. In einer Mitteilung schreibt etwa die Schweizer Energiestiftung, die AKW seien ein «Klumpenrisiko für die Stromversorgung»: Mit dem Ausfall von Beznau I und Leibstadt falle diesen Winter fast die Hälfte des Atomstroms weg. «Damit wird der diesjährige Winter bezüglich Versorgungssicherheit anspruchsvoller, als es die Atomausstiegsinitiative vorgibt.»
Während nun zusammen 1640 Megawatt Leistung wegfallen, müssten bei einem Ja zur Initiative die AKW Beznau I und II sowie Mühleberg per Ende 2017 abgeschaltet werden. Wie die Energiestiftung vorrechnet, fiele nur die Leistung von 1103 Megawatt weg. Mit dem Ausfall von Leibstadt werde die Umsetzung der Atomausstiegsinitiative also schon im Winter Realität. Die Initiative bringe Planungssicherheit und mache den Weg frei für den Ausbau der erneuerbaren Energien.
«Schmutziger Kohlestrom aus dem Ausland»
Laut BDP-Nationalrat Hans Grunder blenden die Befürworter der Initiative aus, dass die Schweiz im Winter schmutzigen Kohlestrom aus dem Ausland importieren muss, um den Ausfall auszugleichen: «Das kann nicht im Sinne der Grünen sein.» Dass es im Winter nicht genug sauberen Strom gebe, werde in der «Propaganda der Grünen tunlichst verschwiegen».
Und: Mit einem übereilten Ausstieg drohten Schadenersatzforderungen, weil die Betreiber faktisch enteignet würden. Die Rechnung bezahle der Steuerzahler. «Die Initiative verspricht einen geordneten Ausstieg. Doch das ist ein Etikettenschwindel.»
(daw/sda)