Busswil BEAttacke auf Hochsitz – Jäger wird zum Gejagten
Unbekannte haben den Hochsitz des Jägers Hans Geissbühler sabotiert. Ohne Warnung eines Bekannten wäre er womöglich in den Tod gestürzt.
- von
- Simon Ulrich
Jagdgegner wollten Hans Geissbühler an den Kragen.
Als Hans Geissbühler Anfang Woche an seinen Hochsitz ob Busswil bei Melchnau tritt, ist er schockiert: Unbekannte haben die vier Pfähle der fünf Meter hohen Holzkonstruktion durchsägt. «Hätte ich die durchtrennten Pfosten nicht gesehen und den Sitz bestiegen, wäre ich mitsamt Hochstand zu Boden gekracht», sagt der pensionierte Bauer und Waldarbeiter. Geissbühlers Glück: Ein Bekannter hatte ihn bereits telefonisch auf den beschädigten Hochsitz hingewiesen.
Für Geissbühler ist klar, wer hinter dem Anschlag steckt: «Hier waren Jagdgegner am Werk. In Jägerkreisen kennt man ihren Stil.» Der 69-Jährige will aber nicht alle Gegner seines Metiers in einen Topf werfen. «Es gibt zwei Arten von Jagdgegnern, die Normalen, mit denen wir Jäger sehr gut zurecht kommen und diskutieren können, und die militanten, die handgreiflich werden und unsere Jagd behindern.» Mit letzteren habe er ein Problem. Geissbühler hat nun Anzeige gegen Unbekannt erstattet.
Rache wegen Dachsjagd?
Pikant: Im vergangenen Sommer wurde bereits die angekettete Leiter des Hochsitzes entwendet. Geissbühler dachte damals nicht lange über die Angelegenheit nach, nun steht für ihn aber fest: «Die Täter kommen sicher aus den gleichen Kreisen wie die Unbekannten, welche die Pfosten durchsägt haben.» Wollten die Jagdgegner mit dem Leiterklau also ein erstes Zeichen setzen?
Womöglich ein Zeichen gegen die Dachsjagd. Am 1. September hat Geissbühler ganz in der Nähe einen Dachs geschossen – allerdings nicht zum Spass, wie er betont: «Wir haben hier eine Überpopulation. Als Jäger ist es meine Pflicht, den Bestand zu reduzieren», so Geissbühler zur «Berner Zeitung».
«Extremistische Tierschutzorganisationen»
Laut David Clavadetscher, Geschäftsführer von Jagd Schweiz, kommen Sachbeschädigungen an Hochsitzen relativ selten vor. «Die Schweizer Bevölkerung ist grundsätzlich einverstanden mit der Jagd», sagt Clavadetscher gegenüber 20 Minuten. Kommt es dennoch zu Sachbeschädigungen, seien diese «extremistischen Tierschutzorganisationen» zuzuschreiben. Clavadetscher, selbst aktiver Jäger, verurteilt das Vorgehen der Täter von Busswil aufs Schärfste: «Solche Aktionen gefährden nicht nur den Jäger selbst, sondern auch Drittpersonen, die auf den Sitz hinaufsteigen. Das Vorgehen der Täter ist gefährlich und sinnlos.»
Hans Geissbühler lässt sich indes nicht von den Tätern einschüchtern: «Ich habe keine Angst und werde ganz sicher weiterjagen.» Den Hochsitz werde er aber zerlegen und verbrennen. Er sei zwar «gäbig», für die Jagd aber nicht notwendig.