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Warnung aus BratislavaAttentäter von Wien wollte Munition in der Slowakei kaufen

Der mutmassliche Attentäter wollte im Sommer Munition für Kalaschnikow in Bratislava kaufen. Die slowakische Polizei informierte die österreichischen Behörden davon – doch «etwas in der Kommunikation ist schief gelaufen».

Darum gehts

  • Der mutmassliche Wiener Attentäter wollte im Sommer Munition in der Slowakei kaufen.

  • Die Polizei in Bratislava warnte die österreichischen Behörden.

  • Der Jihadist war aber beim Kaufversuch gescheitert, weil er keinen Waffenschein hatte.

Die österreichischen Behörden waren im Sommer vor möglichen Attentätern gewarnt worden: Das Innenministerium der Slowakischen Republik hatte der Polizei in Wien mitgeteilt, dass zwei Personen – wahrscheinlich mit arabischem, türkischem oder tschetschenischem Hintergrund – versucht hätten, in Waffengeschäften in Bratislava, Munition des Typs 7,62 x 39 mm für das Sturmgewehr AK-47 (Kalaschnikow) zu kaufen. Diese Personen würden einen weissen BMW ***d mit österreichischem Kennzeichen W-***** verwenden.

Der Kauf sei ihnen allerdings wegen eines fehlenden Waffenscheins nicht gelungen, schrieb die slowakische Polizeidirektion auf Facebook. Die Informationen wurden über die nationale Verbindungsstelle von Europol am 23. Juli 2020 an die österreichischen Organe übermittelt.

Bei dem Anschlag am Montag in der Wiener Innenstadt starben vier Personen, der Täter wurde von der Polizei erschossen. Bei dem Angreifer handelt es sich um den 20-jährigen Kujtim Fejzulai, der sowohl die österreichische als auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft hatte. Nach Angaben des Innenministeriums war er Sympathisant der radikalislamischen Miliz IS, die den Anschlag für sich reklamiert hat.

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Das soll der Attentäter von Wien sein.

Das soll der Attentäter von Wien sein.

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Mindestens vier Personen hat der Attentäter am Montagabend erschossen. 

Mindestens vier Personen hat der Attentäter am Montagabend erschossen.

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Zahlreiche Schüsse fielen in der Wiener Innenstadt. 

Zahlreiche Schüsse fielen in der Wiener Innenstadt.

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Reisebegleiter von K. F. war den Behörden ebenfalls bekannt

Die österreichische Polizei hat einen der zwei Männer, die die Munition kaufen wollten, identifiziert. Dabei handelt es sich um K. F. Inhaber des BMW sei eine im Kosovo geborene Frau, die in Wien wohnt. Sie war der österreichischen Polizei nicht bekannt.

Ihr Sohn ist wohnhaft auf derselben Adresse. Wegen seiner Radikalisierung wurden bereits Verfahren gegen ihn geführt. Er besuchte regelmässig eine Moschee, ist strenggläubig und hat eine positive Einstellung zum Jihad und zum Islamischen Staat.

«Etwas in der Kommunikation schief gelaufen»

Am Mittwoch bestätigte der österreichische Innenminister Karl Nehammer, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) vom slowakischen Geheimdienst über den versuchten Kauf im Sommer informiert worden war.

Bei den weiteren Schritten sei aber etwas «in der Kommunikation schief gelaufen». Eine unabhängige Kommission soll nun den Vorgang untersuchen. Die Justiz sei nicht über den Vorfall informiert worden, sagte die Leiterin der Sektion Einzelstrafsachen im Justizministerium, Barbara Göth-Flemmich, im ORF. Auch die Staatsanwaltschaft Wien habe erst in der Nacht des Anschlags davon erfahren.

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