Eve & Rave«Auch auf dem Bau wird Speed geschnupft»
Der 72-Kilogramm-Rekordfund von Amphetamin überrascht Koni Wäch von Eve & Rave nicht. Die leistungssteigernde und günstige Droge sei weit verbreitet und passe in den Zeitgeist.
- von
- rom
Koni Wäch, die Stadtpolizei Zürich hat eine Rekordmenge von 72 Kilogramm Amphetamin bekannt gegeben. Überrascht Sie dieser Fund?
Vom Konsumverhalten her nicht. Wir wissen, dass Amphetamin – beziehungsweise Speed, wie es mit Streckmittel versetzt heisst, – in vielen Szenen seit längerer Zeit verbreitet ist. Es wird nicht nur auf Partys konsumiert, sondern auch bei der Arbeit etwa auf dem Bau. Es steigert die Leistung und passt somit zu unserem Zeitgeist. Hinzu kommt, dass Speed relativ günstig ist. 1 Gramm kostet aktuell zwischen 10 und 20 Franken. Kokain im Vergleich ist mit 40 bis 100 Franken deutlich teurer.
Erst letzte Woche sorgte ein Chemielehrer, der in der Schweiz Amphetamin herstellte, für Schlagzeilen. Wird die Partyszene von dieser Droge überschwemmt?
Nein, das glaube ich nicht. Beim Drugchecking etwa stellen wir keinen aussergewöhnlichen Anstieg von Amphetamin fest. Es kann sein, dass die Polizei einfach mehr Fälle aufdeckt.
Ist Amphetamin in der Partyszene denn zur wichtigsten Droge aufgestiegen?
Nein, auch das nicht. Jedenfalls nicht in der Szene der elektronischen Musik, wo wir unterwegs sind. MDMA beziehungsweise Ecstasy ist dort immer noch populärer.
Warum?
Es erzeugt im Gegensatz zu Amphetamin ein Flash, die Leute finden das interessanter. Oft werden die beiden Substanzen aber gemischt. Man nimmt etwa am Anfang des Abends MDMA und gegen den Morgen etwas Amphetamin, um wach zu bleiben.
Wie gefährlich ist Amphetamin?
Es ist gefährlich, weil es abhängig machen kann und sich sehr niederschwellig in den Alltag einbauen lässt. Wer es am Wochenende konsumiert hat und am Montag nicht genug fit ist zum Arbeiten, kommt rasch in Versuchung, nochmals nachzulegen – ähnlich wie bei Kokain. Im Unterschied dazu machen sich bei Amphetamin aber nach längerem Gebrauch körperliche Beschwerden bemerkbar. Man wird schwach und kriegt Pickel. Das passiert bei Kokain schleichender.
Kam oder kommt es wegen eines solchen Rekordfundes zu einem «Versorgungsengpass» in den Szenen?
Das weiss ich nicht. Ich nehme jedoch an, es ist wie bei anderen Drogenfunden auch – der Strom versiegt nie. Es wird immer Dealer und Konsumenten geben.
*Koni Wäch ist Vorstandsmitglied der unabhängigen Partyszeneorganisation Eve & Rave

Koni Wäch von Eve & Rave