Löhne«Auch mit 260’000 Franken Lohn muss man Abstriche machen»
Über tausend Leserinnen und Leser haben ihre Löhne offengelegt. Mit einigen von ihnen haben wir gesprochen.



- von
- Deborah Gonzalez ,
- Meret Steiger ,
- Gabriela Graber
Darum gehts
Sehr viele Community-Mitglieder haben uns gegenüber ihre Löhne preisgegeben.
Darunter sind Küchenhilfen, Laborangestellte, Pharma-Manager, Versicherungsberaterinnen oder Dienstmädchen.
Fünf Leserinnen und Leser haben uns in Bezug auf ihre Gehälter von ihren Wünschen, Sorgen, Frustrationen und Hoffnungen erzählt.
Ein Tabu – oder etwa doch nicht mehr? Weit über tausend Community-Mitglieder haben uns ihren Lohn mitgeteilt. Sie haben uns verraten, wie viel sie verdienen, in welchen Branchen sie arbeiten und ob sie mit ihren Löhnen zufrieden sind. Darunter sind Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, Personen, die in der Stadt oder auf dem Land leben, deren Gehalt über oder unter dem Medianlohn der Schweiz ist – oder weit entfernt davon. Mit fünf von ihnen haben wir gesprochen.
«Angesichts meiner Verantwortung ist mein Lohn zu tief»

P.Z. hat als Reisebuschauffeur die Verantwortung für bis zu 87 Passagiere.
Reisebuschauffeur P.Z.* (33) hat viel Geld in seine Ausbildung investiert: «Ich arbeite seit elf Jahren als Reisebuschauffeur und verdiene 6100 Franken brutto, mal 13. Meine Ausbildung – drei Prüfungen, die zwischen 10’000 und 15’000 Franken gekostet haben – wurde vom Unternehmen bezahlt. Ich liebe meinen Job. Den ganzen Tag habe ich mit Menschen zu tun und sehe schöne Plätze in Europa. In meinen Bussen fahren bis zu 87 Personen mit. Das ist viel Verantwortung – angesichts dieser ist der Lohn eigentlich zu tief. Auch haben wir lange Arbeitstage: Wenn ich am Abend den Car noch putzen muss, werden es oftmals 15 Stunden. Aber für mich reicht das Geld völlig. Klar, mehr wäre immer schön, aber ich komme gut damit klar.»
«Ich bin zufrieden mit meinem Lohn»
S.M.* (22) arbeitet in der Medienbranche: «Ich bin seit zwei Jahren Assistentin bei einem Schweizer TV-Sender. Damit verdiene ich monatlich 4500 Franken brutto. Ich bin damit zufrieden, schliesslich habe ich erst kürzlich meine KV-Lehre abgeschlossen. Dort habe ich im ersten Jahr 700 Franken verdient, im zweiten 900 und im letzten 1400 Franken. Ich würde später gerne mehr verdienen, aber gerade in der Medienbranche ist es nicht leicht, wenn man nicht studiert hat. Ausserdem wohne ich noch bei meinen Eltern und meine Ausgaben sind derzeit überschaubar. Dafür habe ich einen mega abwechslungsreichen Job, ich bin gewissermassen Mädchen für alles: Ich lerne viele spannende Menschen kennen, beschäftige mich mit einer grossen Vielfalt von Themen und darf manchmal Drehs begleiten, das macht mir sehr viel Spass.»
Bist du mit deinem Lohn zufrieden?
«Etwas Gutes zu tun ist mir wichtiger als das Geld»
K.J.* (25) arbeitet im Gesundheitswesen: «Ich verdiene 6300 Franken brutto, dazu kommt ein 13. Monatslohn. Nach meiner Lehre als IT-Systemtechniker in einem Stadtspital und weiteren Stellen als IT-Supporter im Gesundheitswesen bin ich jetzt ICT-Supporter in einem Spital. Ich habe bereits zwei Weiterbildungen zum Thema ‹Kundenorientiertes Verhalten› gemacht. Obwohl das Gesundheitswesen nicht gerade für hohe Löhne bekannt ist, bin ich mit meinem Lohn sehr zufrieden: Ich mache auch Pikett-Dienst, der wird zusätzlich vergütet und ich werde in meinem Studium zum Medizininformatiker von meinem Arbeitgeber unterstützt. Wichtiger als das Geld ist mir, dass ich mit meiner Arbeit etwas Gutes, Sinnvolles tun kann. Im Spital kann ich so vielen Menschen helfen.»
«Das ganze Geld fliesst in Unterhalt und in unser Haus»

M.H. hat 25 Jahre Berufserfahrung in seinem Job – das wird entsprechend vergütet.
M.H.* (46) arbeitet als Security-Berater und hat 25 Jahre Berufserfahrung: «Ich verdiene 260’000 Franken im Jahr. Dafür bin ich aber auch rund um die Uhr erreichbar und arbeite sozusagen immer. Ich mache das Business Marketing und die Projektbegleitung bis zum Abschluss. Mit unserer Software wird die Sicherheit innerhalb der Firma gestärkt. Ich mag meinen Job sehr. Es läuft wahnsinnig viel und ist ein interessantes und relevantes Thema.» Seine Frau habe eine 20-Prozent-Stelle in der Schulgemeinde. Mit beiden Einkommen lasse es sich gut leben, wie er erklärt. Doch auch bei einem 260’000-Franken-Lohn müsse man Abstriche machen: «Ich lebe mit meiner Frau und unseren vier Kindern in einem Haus. Das ganze Geld fliesst da rein, genauso wie in den Unterhalt. Bei einer sechsköpfigen Familie sind Ferien da schon eher eine Seltenheit – dafür reicht das Geld dann doch nicht.»
«Nach den Fixkosten bleibt für uns nur sehr wenig übrig»

N.H. verdient mit ihrem Job im Gesundheitswesen 1575 Franken bei einem 30-Prozent-Pensum.
N.H.* (27) arbeitet in der Materialwirtschaft: «Ich bin für die Materialversorgung im Gesundheitswesen zuständig. Dort bin ich in einem 30-Prozent-Pensum angestellt und verdiene 1575 Franken brutto. Ich mag meinen Job, er lässt sich super mit der Familienzeit kombinieren.» Ihr Partner arbeite 100 Prozent und verdiene 5200 Franken brutto. Zusammen mit ihrem Kind wohnten die zwei in einer kleinen Wohnung. «Das Geld reicht aus, damit wir gemeinsam alle Fixkosten decken können. Für uns bleibt danach aber nur sehr wenig übrig. Wir sparen uns einen kleinen Teil, damit wir auch mal in den Urlaub fahren können. Wir gönnen uns aber selten etwas. Und wenn, dann für das Kind. Wie verzichten eher mal auf den Luxus.»
*Name der Redaktion bekannt
Möchtest auch du uns deinen Lohn preisgeben? Schreib uns unten im Formular – und erzähl uns auch, was und wie viel Prozent du arbeitest, wie viel Erfahrung du auf deinem Gebiet hast und ob du mit deinem Gehalt zufrieden bist.
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