Mechatronische Wearables: Audi setzt auf Schweizer Exoskelett

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Mechatronische WearablesAudi setzt auf Schweizer Exoskelett

Das Schweizer Start-up Noonee hat einen Stuhl zum Anschnallen entworfen. Audi will den «Chairless Chair» jetzt weiterentwickeln.

Philipp Stirnemann
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Philipp Stirnemann
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In den letzten Monaten wurde der vom Schweizer Start-up entwickelte «Chairless Chair» ausgiebig in den Werkshallen von Audi am Standort in Neckarsulm getestet.

In den letzten Monaten wurde der vom Schweizer Start-up entwickelte «Chairless Chair» ausgiebig in den Werkshallen von Audi am Standort in Neckarsulm getestet.

Audi
Zusammen mit Audi optimiert Noonee den Prototyp derzeit, um ihn marktreif zu machen. Dazu muss gemäss Mathias Keil von Audi unter anderem das Gewicht des Stuhls reduziert werden.

Zusammen mit Audi optimiert Noonee den Prototyp derzeit, um ihn marktreif zu machen. Dazu muss gemäss Mathias Keil von Audi unter anderem das Gewicht des Stuhls reduziert werden.

Audi
Neben anderen führenden Autoherstellern zeigen auch Flugzeugbauer oder Ärzte Interesse am Stuhl zum Anschnallen.

Neben anderen führenden Autoherstellern zeigen auch Flugzeugbauer oder Ärzte Interesse am Stuhl zum Anschnallen.

Audi

Letztes Jahr gegründet, verzeichnet das Schweizer Start-up Noonee mit dem neu entwickelten «stuhllosen Stuhl» bereits erste Erfolge. Audi, einer der führenden deutschen Autohersteller, hat die an Melkschemel erinnernden Exoskelette während der letzten Monate am Standort in Neckarsulm getestet. Dort kam das ergonomische Gerät unter anderem in der Türenmontage zum Einsatz.

«Durch den Einsatz des ‹Chairless Chair› verbessern wir kontinuierlich die Ergonomie bei Montagetätigkeiten», sagt Mathias Keil von Audi auf Anfrage von 20 Minuten. Der Leiter der Abteilung Industrial-Engineering-Methoden ist sehr zufrieden mit den Testergebnissen und dem Feedback der Mitarbeiter. Der Stuhl verbessere die Körperhaltung und entlaste die Beine, «denn durch ihn ist Sitzen auch in kurzen Montageintervallen möglich. Mit dem ‹Chairless Chair› werden wir das Ergonomie-Niveau bei Audi noch weiter verbessern», so Keil.

Zwischenstation Ingolstadt

Verbesserungsmöglichkeiten sieht Keil trotz zufriedenstellender Ergebnisse. Aus diesem Grund entwickeln Noonee und Audi den Prototyp bis zur Serienreife gemeinsam weiter. Nächster Entwicklungsschritt sei es, das Gewicht des Exoskeletts von derzeit 3 auf unter 2,4 Kilo zu reduzieren sowie den Tragekomfort zu verbessern. «Danach planen wir eine zweite Testphase in der Montage in unserem Standort in Ingolstadt», verrät Keil.

Mit dem Ingolstädter Autoriesen konnte Noonee zwar einen namhaften Partner an Land ziehen. Audi soll aber nicht der einzige Kunde des Schweizer Exoskelett-Herstellers bleiben. Auch andere führende Autohersteller seien am stuhllosen Stuhl aus Rüti ZH interessiert, sagt Noonee-Mitgründerin Olga Motovilova. Ausserdem befinde man sich derzeit in Gesprächen sowohl mit multinationalen Unternehmen im Bereich Flugzeugbau als auch mit kleineren Produktionsbetrieben.

Für Industriearbeiter und Ärzte

Bisher kam der «Chairless Chair» hauptsächlich im Bereich der Industriemontage zum Einsatz. «Es gibt aber noch viel mehr Anwendungsmöglichkeiten», so Motovilova. «Wir werden beispielsweise von Ärzten kontaktiert, die den Stuhl im OP einsetzen wollen.» Zudem erkundigten sich auch Kameraleute und Gärtner nach dem Exoskelett vom oberen Zürichsee.

Schliesslich zeigten auch Privatpersonen wie etwa Fischer Interesse am Stuhl zum Anschnallen, fügt die Noonee-Mitgründerin an.

Das Exoskelett zur Sitz-Erleichterung soll für Noonee erst der Anfang der Markteroberung sein. «Der ‹Chairless Chair› ist unsere erste Erfindung, aber sicher nicht die letzte.» Viel mehr lässt sich Olga Motovilova über die Zukunft von Noonee nicht entlocken. Nur so viel: «Wir wollen Marktführer im Bereich tragbarer, ergonomisch-mechatronischer Devices sein.»

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