Audrey WerroZuerst Olympia, dann Matura – so tickt das Schweizer Lauf-Talent
Die 800-m-Läuferin Audrey Werro (19) gehört zu den grössten Schweizer Leichtathletik-Hoffnungen. In Bellinzona schaffte die Freiburgerin zuletzt die Olympia-Limite.
Darum gehts
Audrey Werro absolvierte in den vergangenen Wochen ein Mammutprogramm.
Die 19-Jährige pendelt zwischen Rennen und Schule hin und her.
In Bellinzona lief die Freiburgerin so schnell wie noch nie.
Audrey Werro gehört zu den grössten Schweizer Lauftalenten. Die Freiburgerin wurde bereits zweimal U-20-Europameisterin über 800 m, 2022 gewann sie Silber an der U-20-WM. Sie gilt als grosses Versprechen für die Zukunft, doch aktuell muss die 19-Jährige nicht nur den Sprung zur Lauf-Elite auf die Reihe bekommen – das beinhaltet ein massives Programm –, sie geht auch weiterhin zur Schule.
Trotz Stress nahm sich Werro die Zeit, um mit 20 Minuten zu sprechen. Ihr Programm zuletzt: U-20-WM in Jerusalem, Schule, Leichtathletik-WM in Budapest, Schule, Weltklasse Zürich, Schule, Meeting in Bellinzona, Schule. Sie gibt zu, «dass es nicht immer einfach ist, zwischen Sport und Schule zu jonglieren, aber ich habe einige Sonderregelungen». Und mit ein bisschen Organisation und Unterstützung schaffe sie es, beides zu bewältigen.
Schlaf ist am wichtigsten
Ist sie denn nie müde? «Zwischen den Wettkämpfen ist es wichtig, sich gut zu erholen. Ich mache nichts Besonderes, ich versuche nur, gut zu schlafen. Das ist das Wichtigste», erklärt sie ihr Erfolgsrezept. Sie kann dank ihres jungen Alters den Stress gut verarbeiten. «Wir achten immer darauf, nicht zu überlasten. Sowohl, was das Training, als auch, was die Wettkämpfe betrifft, um nicht unnötigen Stress zu erzeugen. Daher fühle ich mich jetzt ziemlich gut.» Wenn sie mal ein wenig Freizeit geniesst und nicht gerade Familie oder Freunde trifft, dann bäckt sie Kuchen, liest oder zeichnet.
An der WM in Budapest verpasste Werro den Sprung in den WM-Halbfinal über 800 m. Sie konnte in ihrem Vorlauf zu Beginn gut mithalten, aber im Zielsprint ging ihr die Luft aus, sie wurde durchgereicht – ein sogenannter «Lehrblätz». Aber auch ein wichtiger Schritt für ihre Zukunft. Sie sagt im Hinblick auf die kommende Saison: «Ich muss mich daran gewöhnen, in der Eliteklasse zu laufen und Vertrauen in meine Fähigkeiten zu haben.»
An Weltklasse Zürich liess Werro ihr Talent nochmals aufblitzen, sie startete schnell, führte das Feld an, musste sich am Ende mit Platz 7 begnügen. Doch dafür gab es mit 1:59,50 eine neue persönliche Bestzeit. «Ich bin sehr glücklich darüber, auch wenn es nur wenige Hundertstel sind, es ist dennoch ein Rekord», sagte sie im Gespräch mit 20 Minuten. Das Publikum im Letzigrund sei unglaublich gewesen, «es hat uns angetrieben. Ich bin sehr glücklich, dass ich an diesem Meeting zum ersten Mal teilnehmen konnte», so Werro weiter.
Und sie setzte kurze Zeit später in Bellinzona beim Gala dei Castelli noch eins drauf. In 1:58,13 erfüllte sie nicht nur die Olympialimite, sie schrammte auch nur um 18 Hundertstel am Schweizer Rekord von Selina Büchel vorbei. Ihr klares Ziel für 2024, die Olympischen Spiele im August in Paris, ist somit zum Greifen nahe – nur eine Verletzung könnte sie noch daran hindern.
Die Familie gibt Energie
Neben den sportlichen Höchstleistungen geht sie ans Gymnasium Kollegium Gambach, die vierte und letzte Klasse absolviert sie innert zwei Jahren, «damit ich Sport und Schule besser miteinander vereinbaren kann und mehr Zeit für Training und Erholung habe». Ob sie nach der Schule studieren will, kann Werro noch nicht sagen. Nach der Matura in zwei Jahren werde sie sich entscheiden, ob sie auf ein Studium oder vorerst eine reine Sportkarriere setzt.
Viel Kraft erhält Werro auch von ihrer Familie, «sie hält mich auf dem Boden der Tatsachen, unterstützt mich immer. Meine Eltern, meine Brüder und meine Schwester kommen mich sehr oft besuchen und um mich bei Wettkämpfen anzufeuern». Dank der Familie tankt sie Energie – diese kann sie bei ihrem dicht gedrängten Programm gut gebrauchen.
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