SchifffahrtAuf dem Rhein wird es eng
Nervosität bei den Rheinschiffern: Weil Frankreich seine Schleusen sanieren will, drohen Schiff-Staus, was zu einer Abwanderung der Kunden auf Strasse und Schiene führen kann.

Schiff-Staus und Wartezeiten gehören zwar auch auf Wasserstrassen zum Alltag, doch dauert eine Sperre länger, droht die Rheinschifffahrt Kunden an Schiene und Strasse zu verlieren.
Frankreich saniert ab 2013 seine Schleusen. Ist dazu eine der jeweils zwei Schleusen-Kammern ausser Betrieb, fährt der ganze Verkehr auf der wichtigsten europäischen Binnenschiffsfracht-Achse durch die zweite. Fällt auch diese aus, ist die Schifffahrt blockiert.
Einige Schleusen, die Stauwehre für Schiffe passierbar machen, sind in die Jahre gekommen. Kraftwerkbetreiber und Schifffahrtsbehörden in Frankreich wollen die betreffenden zehn Bauwerke bis 2014 für rund 90 Mio. Euro à jour bringen. Sicherheitshalber werden 2013 vorab die jeweils kleineren Schleusenkammern überprüft und modernisiert.
Die Schweizerische Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft (SVS) macht dies nervös, wie dem «SVS-Journal» zu entnehmen ist. Der Verband fordert, die Sanierungen müssten «wesentlich kürzer» dauern als die angekündigten bis zu elf Monate. Konkret soll mit einem Siebentage-Zweischichtbetrieb die «Gefahr von Totalblockaden verringert» werden.
Konkurrenz Schiene und Strasse
Schiff-Staus und Wartezeiten gehören zwar auch auf Wasserstrassen zum Alltag, wegen Wasserstands oder Hochbetriebs. Entsprechend sind sie auch «eingepreist», wie bei den Schweizerischen Rheinhäfen in Basel zu erfahren ist. Notfalls könnten Spediteure Schiffe auch kurzfristig umdisponieren und anderswo be- und entladen lassen.
Doch dauert eine Sperre länger, droht die Rheinschifffahrt Kunden an Schiene und Strasse zu verlieren, die später gar nicht mehr zurückkehren. Dies sei etwa wegen der Havarie eines Tankers bei der Loreley Anfang 2011 passiert. Solcherlei mögen die ohnehin unter Krise und Margendruck leidenden Schiffer nicht wieder hinnehmen.
Erst im Dezember sei die am nächsten bei Basel gelegene Schleuse Kembs (F) kurz unpassierbar gewesen, sagte SVS-Präsident André Auderset zur Nachrichtenagentur SDA. Das spüre man in Basel sofort. Sanierungen müssten also sein; den Schiffern wäre aber eine konzentrierte Risikophase genehmer. Idealerweise saniere man alle Schleusen unter Hochdruck auf ein Mal. Dies verhinderten jedoch französische Gewerkschaften.
Elektrizitätskonzern EdF unter Druck
Immerhin teile die französische Delegation in der internationalen «Zentralkommission für die Rheinschifffahrt» (ZKR) die Bedenken der anderen Anrainerländer, sagte Auderset. Noch zu überzeugen sei die für die Schleusensanierungen verantwortliche Electricité de France (EdF). Die Schiffer seien nun «optimistisch», dass es kürzer geht.
Normalerweise ist ein Rheinfrachter von niederländischen Seehäfen nach Basel flussaufwärts zwischen 80 und 100 Fahrstunden unterwegs, je nach Schiffstyp und Wasserstand also drei bis vier Tage. Unter Schweizer Flagge fahren gut 150 Schiffe auf dem Rhein. Immer beliebter sind überdies touristische Kreuzfahrten, auch bis Basel.
100'000 Container-Einheiten pro Jahr
Über die Schweizerischen Rheinhäfen werden zehn bis zwölf Prozent aller Importe in die Schweiz umgeschlagen, insgesamt sechs Millionen Tonnen Güter und 100'000 Container-Einheiten im Jahr. Unter anderem kommt fast ein Drittel sämtlicher Brenn- und Treibstoffe auf dem Rhein ins Land.
Besonders heikel wird's Ende April 2013: Da während der einwöchigen Weltmesse für Uhren und Schmuck «Baselworld» sämtliche Hotelbetten weitherum ausgebucht sind, dienen Kreuzfahrtschiffe als schwimmende Hotels. Platz hat's an Basler Quais für bis zu 13 Schiffe mit je bis 150 Betten. Fixe Vorfahrtsregeln bei Engpässen gibt es nicht. (sda)