Verurteilt: Aufseherin schmuggelte Gras, Koks und Pizza

Aktualisiert

VerurteiltAufseherin schmuggelte Gras, Koks und Pizza

Eine Aufseherin des Bezirksgefängnisses Affoltern am Albis hat Insassen mit Drogen und Fastfood beliefert. Nun erhielt sie eine bedingte Freiheitsstrafe von 24 Monaten.

Attila Szenogrady
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Attila Szenogrady
Eine 29-jährige Wärterin versorgte die Häftlinge im Bezirksgefängnis Affoltern am Albis mit Pizza und Koks.

Eine 29-jährige Wärterin versorgte die Häftlinge im Bezirksgefängnis Affoltern am Albis mit Pizza und Koks.

«Ich war naiv und habe nur meinen eigenen Vorteil gesehen», blickte die Beschuldigte am Montag vor dem Bezirksgericht Affoltern am Albis zurück auf die Zeit zwischen September 2013 und Juli 2014. Damals nützte die heute 29-jährige Schweizerin ihre Stellung als Aufseherin des Bezirksgefängnisses Affoltern aus und belieferte diverse Insassen illegal mit begehrten Lebensmitteln und Drogen.

«So kam ich selber billiger zu Drogen», sagte sie und gab an, täglich einen Joint geraucht und wöchentlich eine Linie Koks geschnupft zu haben. Die Anklageschrift zählte neben insgesamt rund 40 Gramm Kokain auch 230 Gramm Marihuana auf, welche die Beschuldigte regelmässig in das Bezirksgefängnis Affoltern am Albis einschleuste und den Gefangenen übergab.

Chicken Nuggets und Testosteron-Ampullen

Bei den Lebensmitteln schmuggelte sie neben Hamburgern und Chicken Nuggets aus einer McDonald's-Filiale auch Pizzas ins Gefängnis. In einem Fall verschaffte sie einem Häftling sogar mehrere Ampullen Testosteron samt Spritzen-Set. Die Hauptvorwürfe der Staatsanwaltschaft gründeten allerdings nicht allein auf den Drogendelikten, sondern vor allem auf den zahlreichen Amtsmissbräuchen der umfassend geständigen Frau.

«Ich bereue es zutiefst, dass es so weit kommen musste», beteuerte die Täterin, welche im kommenden August ein Praktikum in einem anderen Berufsbereich aufnehmen wird. Bei der Urteilseröffnung des abgekürzten Verfahrens sprach das Gericht von einem verwerflichen Verhalten der Ex-Wärterin.

«Berufskollegen in schlechtes Licht gestellt»

Das Verschulden wiege nicht leicht, befand der Gerichtsvorsitzende und führte aus, dass sie ihre Funktion für eine längere Zeit missbraucht habe. Es sei sehr bemerkenswert, dass sie die Insassen auf Bestellung mit Drogen beliefert habe, fuhr er fort. «Sie haben ihre Berufskollegen in ein schlechtes Licht gestellt», sagte der Gerichtspräsident zum Abschluss. In rechtlicher Sicht lag ein einfacher Fall vor. So segnete das Gericht den Urteilsvorschlag der Parteien ab.

Die frühere Gefängnisaufseherin wurde wegen mehrfachen Amtsmissbrauchs sowie Vergehens und Übertretung des Betäubungsmittelgesetzes antragsgemäss zu einer gerade noch bedingten Freiheitsstrafe von 24 Monaten sowie zu einer Busse von 1000 Franken verurteilt. Abzüglich der 81 Tage, welche die Beschuldigte nach ihrem Auffliegen in Untersuchungshaft verbringen musste. Das Gericht ging von einem Ausrutscher der bisher nicht vorbestraften Frau aus und beliess es bei einer Probezeit von zwei Jahren. Allerdings soll sie für die sämtlichen aufgelaufenen Verfahrens- und Gerichtskosten von rund 7500 Franken aufkommen.

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