Vorbild Frankreich: Auns verteilt statt Gilets jaunes rote Westen

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Vorbild FrankreichAuns verteilt statt Gilets jaunes rote Westen

Die Auns will mit roten Westen gegen den EU-Rahmenvertrag kämpfen. Die Gewerkschaften finden die Aktion verlogen.

E. Kempf
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E. Kempf
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Die Auns möchte in Anlehnung an die Gilets jaunes in Frankreich rote Warnwesten an die Bevölkerung in der Schweiz verteilen.

Die Auns möchte in Anlehnung an die Gilets jaunes in Frankreich rote Warnwesten an die Bevölkerung in der Schweiz verteilen.

epa/Etienne Laurent
In Frankreich demonstrierten vergangene Wochen tausende Gelbwesten gegen Emmanuel Macrons Politik.

In Frankreich demonstrierten vergangene Wochen tausende Gelbwesten gegen Emmanuel Macrons Politik.

epa/Caroline Blumberg
Die Menschen protestierten unter anderem gegen eine Erhöhung des Benzinpreises.

Die Menschen protestierten unter anderem gegen eine Erhöhung des Benzinpreises.

epa/Etienne Laurent

Die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns) lanciert den Wahlkampf 2019 mit einer aussergewöhnlichen Aktion. In Anlehnung an die Proteste der Gilets jaunes in Frankreich möchte die Auns rote Westen mit weissen Kreuzen an die Bevölkerung verteilen.

«Die Gilet jaunes in Frankreich haben uns überrascht. Die Bürgerinnen und Bürger erheben sich», schreibt der Auns-Geschäftsführer Werner Gartenmann auf der Homepage. Der Widerstand gegen die politischen Eliten werde plötzlich sichtbar. «Das gibt uns den Kick, diese Motivation und Hartnäckigkeit nachzuahmen. Wir werden als ‹Gilets rouges› auf die Strasse gehen: rote Weste mit weissem Kreuz, unsere Landesfarben.»

Mit roten Westen gegen ausländische Manager-Eliten

Das Ziel der Auns: «Der Rahmenvertrag mit der EU muss vom Tisch.» Ausserdem will man gegen die «schwindende politische Mitbestimmung» der Schweizer Bevölkerung protestieren.

Diese werde je länger je mehr durch die «Verwaltungs- und ausländische Manager-Eliten ausgehöhlt». Ob die Schweizerinnen und Schweizer mit gleicher Leidenschaft auf die Strasse gehen werden wie die Franzosen ist gemäss Gartenmann jedoch fraglich: «Der Leidensdruck in Frankreich ist sicher grösser. Aber wir müssen es einfach wagen. Wir müssen neue Methoden ausprobieren, um auf unser Anliegen aufmerksam zu machen.»

Gemäss Gartenmann will die Auns in einer ersten Auflage 30'000 Westen herstellen lassen. Das Ziel sei es, die Westen ab Ende Januar verteilen zu können. Die Produktionskosten pro Gilet sollen 10 bis 20 Franken betragen. Finanziert werde dies durch Spendengelder.

Seit November 2018 protestieren auf Frankreichs Strassen Tausende von Menschen unter anderem gegen die von der Regierung beschlossene Erhöhung des Benzinpreises und gegen hohe Lebenshaltungskosten. Es geht aber auch um mehr Mitbestimmungsrechte. Ihr Markenzeichen sind die gelben Warnwesten.

«Das ist eine verlogene Aktion»

Adrian Wüthrich, Präsident von TravailSuisse und SP-Nationalrat, kann die Aktion der Auns nicht nachvollziehen: «Ich halte diese Aktion für verlogen. In Frankreich geht die Unter- und Mittelschicht auf die Strasse, um gegen hohe Lebenshaltungskosten und Steuererleichterungen für Reiche zu protestieren.» Dass die Rechten, die immer für Kürzungen der Sozialleistungen stimmten, diesen Protest der Unterschicht für sich vereinnahmen wollten, sei absurd. Für Wüthrich ist klar, was die Auns mit der Aktion beabsichtigt: «Die Auns möchte sich wieder einmal bemerkbar machen.» Aber: «Ich würde mich natürlich freuen, wenn sich die Auns in Zukunft für die Anliegen der Unterschicht einsetzen möchte. Nur kaufe ich ihr dies nicht ab.»

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