39 Jahre auf SparkontoAus 5000 Franken wurden dank Zins 10'532 Franken
Die UBS setzt die Sparzinsen auf null Prozent. Lohnt es sich noch, Geld zu sparen?
- von
- Isabel Strassheim
Die Senkung ist zwar minim, aber die Marke hat Symbolcharakter: Die Grossbank UBS reduziert per Anfang Juni die Zinsen um 0,01 Prozent auf neu null Prozent. Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um den Nullzins:
Was steckt dahinter?
Die UBS geht davon aus, dass die Tiefzinsphase noch länger anhalten wird. Die Grossbank selbst zahlt bei der Nationalbank UBS für dort geparktes Geld Negativzinsen. Mit dem Nullzins will sie dies zum Teil ausgleichen. Sie betont aber, dass es für Kleinsparer auch in Zukunft keinen Negativzins geben wird. Die Nullzinsen können aber auch als Geschäftsstrategie verstanden werden: Die Grossbank wolle nämlich auf diese Weise Kleinkunden loswerden und «ganz offensichtlich keine Sparer mehr haben (...), sondern nur noch Kunden, die gerne an der Börse zocken oder wenigstens ein paar gebührenstarke Fonds kaufen», schreibt die «Handelszeitung» in ihrem Newsletter.
Ziehen andere Banken nach?
Die Nullzinsen der UBS müssen auf andere Banken keine Signalwirkung haben. «Wir verfolgen zurzeit keine Pläne, die Empfehlung für Sparzinsen auf null Prozent zu senken», so Raiffeisen-Sprecher Dominik Chiavi gegenüber 20 Minuten. Bei der Credit Suisse heisst es dagegen: «Wir beobachten weiterhin die Marktentwicklungen und behalten uns Anpassungen der derzeitigen Konditionen vor.»
Soll ich bei Nullzinsen überhaupt noch Geld aufs Sparkonto legen?
«So paradox dies tönt, ist ein Nullzins in der Schweiz für eine sichere Anlage immer noch hoch» sagt der CS-Chefökonom Oliver Adler zu 20 Minuten. Adler vergleicht dabei den Nullzins der UBS mit den minus 0,4 Prozent, die es zurzeit auf den 10-jährigen Schweizer Bundesobligationen gibt. Das Geld werde also immer noch höher verzinst, als die Anleihen Schweiz derzeit bringen. Dabei entfällt für das kurzfristige Spargeld das Risiko von Kursschwankungen, das Anleihen haben – die generelle Regel, dass bei längerer Laufzeit auch eine höhere Rendite erzielt werden soll, gilt in diesem Fall also nicht. «Der Anreiz, das Geld auch bei Nullzinsen aufs Sparkonto zu legen, ist deshalb immer noch hoch.»
Kann man das Geld nicht auch gleich zu Hause deponieren?
Wie auf dem Konto bringt es auch zu Hause keine Zinsen. Allerdings ist es dort ohne teuren Safe nicht sicher. Und auch ein gemieteter Safeplatz kostet: Bei der UBS etwa ist das Sparkonto im Gesamt-Kontenpaket integriert und bringt keine Extrakosten, die Gebühr für das kleinste Schliessfach im Safe-Raum im Keller der Bank beträgt dagegen 120 Franken pro Jahr. Praktisch bedeutet das einen Negativzins auf das Ersparte.
Wie viel bringt Zins überhaupt?
Wer Anfang 1980 die Summe von 5000 Franken aufs Sparkonto gelegt hat, kommt heute auf 10'532.80 Franken, ohne auch nur einen Rappen weiter eingezahlt zu haben. Das zeigen Berechnungen der CS auf Grundlage der von der Schweizerischen Nationalbank veröffentlichten Durchschnittszinsen der letzten 39 Jahre. Diese Verdopplung des Vermögens durch Zinsen täuscht allerdings: Denn mit dem Geld lässt sich heute nur so viel kaufen wie im Januar 1980 mit 5602.30 Franken. Die tatsächliche Wertsteigerung ist also winzig: Die reale Rendite auf die Sparsumme betrug in den letzten Jahrzehnten im Schnitt nur rund 0,2. Prozent pro Jahr. Die Sparzinsen haben also den Wertverlust des Geldes über die Jahre hinweg nur knapp ausgeglichen. Damit dies auch heute der Fall wäre, müsste der Zins derzeit mindestens rund ein halbes Prozent betragen: Denn so lauten die aktuellen Inflationsprognosen für dieses und das nächste Jahr. Ein Nullzins bedeutet auch bei null Kontogebühren faktisch eine reale Vermögensschrumpfung.
Und was kann ein Rappen an Zins einbringen?
Wer den aufgelaufenen Zins nicht ausgibt, sondern immer wieder anlegt, bekommt auch darauf wieder Zins. Das Wachstum explodiert dann mit der Zeit, es nimmt exponentiell zu. Das zeigt das von Ökonomen erzählte Beispiel des sogenannten Josef-Pennys: Hätte Josef bei Jesu Geburt einen Rappen bei der Bank Bethlehem zu einem Zinssatz von 5 Prozent angelegt, hätten die Nachfahren im Jahr 300 bereits über 20'000 Franken auf dem Konto. Die Kurve steigt danach weiter extrem steil an, im Jahr 500 wären durch den Zinseszinseffekt 393 Millionen Franken erreicht. Um das Jahr 1500 ist aus dem einen Rappen dann eine Erdkugel aus Gold geworden, weil sich der Betrag in Geld nicht mehr fassen lässt. Durch das exponentielle Wachstum sind Mitte des 18. Jahrhunderts bereits eine Million goldene Erdkugeln erreicht, im 20. Jahrhundert wären es dann eine Milliarde Erdkugeln.
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