Ausdauersport schützt vor Brustkrebs
Aktuelle Studien bestätigen nicht nur die vorbeugende Wirkung von Ausdauersport bei Brustkrebs. Es konnte auch nachgewiesen werden, dass sportliche Tumorpatientinnen weniger mit den Auswirkungen einer Chemotherapie zu kämpfen haben.
Gelegentliche sportliche Betätigung ist bekanntlich gesund. Das belegen auch mehrere wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass regelmässiger Sport die Gefahr von Brustkrebs senken kann, wie die Zeitschrift VITAL in der jüngsten Ausgabe berichtet. Diese Erkenntnis ist nicht ganz neu. Seit Mitte der achtziger Jahre wurden verschiedene Aspekte des Zusammenhangs zwischen Sport und Krebs untersucht. Jedoch bestätigen die neuen Studien die Ergebnisse und fördern neue Details zutage.
Schon nach kurzer Zeit wirksam
«Sport senkt das Risiko für Brustkrebs um 30 bis 40 Prozent» bestätigt Dr. Anke Kleine-Tebbe, Koordinierende ärztliche Leiterin des Interdisziplinären Brustkrebszentrums der Charité in Berlin. Am meisten profitierten dabei aktive Frauen mit einem Body-Mass-Index unter 25. Weiteres verblüffendes Ergebnis der Untersuchungen: Der Schutzeffekt durch die körperliche Aktivität greift bereits nach sechs bis zwölf Wochen.
Auswirkung auf Hormonspiegel
Der Grund dafür ist eine Veränderung des Hormonspiegels. Sport senkt den Östrogenspiegel. In 70 Prozent der Fälle sind die weiblichen Sexualhormone verantwortlich, dass sich Brustzellen unkontrolliert teilen und Tumore wachsen. Regelmässige Bewegung hemmt damit Tumorentstehung und -wachstum.
Vorteile für Tumorpatientinnen
Bereits erkrankte Frauen können sich ebenfalls die heilende Kraft des Sports zunutze machen. So haben Betroffene, die nach der Brustkrebs-Diagnose mindestens drei Stunden pro Woche Sport treiben, eine um sechs Prozent höhere Heilungsrate als Inaktive.
Auffällig ist zudem, dass sportive Frauen mit Brustkrebs deutlich weniger unter den Nebenwirkungen der Behandlung leiden, wie eine Pilotstudie an der Charité zeigt. «Trotz Chemotherapie hatten die Jogging-Probandinnen eine konstante körperliche Leistungsfähigkeit. Sie litten seltener an Übelkeit, Erbrechen oder dem Fatigue-Syndrom», erläutert Kleine-Tebbe.
Bei jüngeren Frauen nicht belegt
Während einige der Studien allerdings nahelegen, dass das Alter bei den präventiven Wirkungen von Ausdauersport keine Rolle spielt, bestreitet dies Dr. Fernando Dimeo, Leiter der Sportmedizin an der Charité gegenüber 20minuten.ch. Ihm zufolge ist der positive Effekt nur bei Frauen belegt, die bereits in den Wechseljahren sind. «Bei jüngeren Frauen gibt es bislang keinen wirklichen Nachweis, dass Sport gegen Brustkrebs schützt», räumt der Mediziner ein.
Vorsicht bei anderen Krebsarten
Die eindeutige Korrelation zwischen Sport und Krebsschutz gilt nicht für alle Krebsarten. Lediglich bei Brustkrebs und Dickdarmkrebs konnte dieser Zusammenhang bislang bestätigt werden. Im Gegenteil: «Es gibt Indikatoren die darauf hinweisen, dass Sport andere Krebsarten eher fördert», fasst Dimeo den aktuellen Forschungsstand zusammen.
Ausdauer heisst nicht Marathon
«Es kommt schon darauf an, dass es nicht nur irgendeine Form von Bewegung ist, sondern wirklich Sport», mahnt Dimeo. «Ein bisschen Spazieren oder ein klein wenig Gartenarbeit genügt nicht.» Es sollte schon einigermassen schweisstreibender Sport sein, der zwischen 30 und 40 Minuten betrieben wird. «Pro Woche sollten es insgesamt zwei bis drei Stunden sein.»
Vor allem Ausdauersportarten wie etwa Jogging, Walking, Rudern oder Fahrradfahren erzielen den gewünschten Effekt. Eine Kombination mit Krafttraining und Stretching sorgt dann für ein optimales Ergebnis. Von schweisstreibenden Marathonläufen und anderen Höchstleistungen raten die Experten indes ab. «Das Ausdauertraining darf nicht überfordern und sollte bei Anfängern langsam aufgebaut werden. Alles andere ist kontraproduktiv,» warnt Kleine-Tebbe. Nur sanftes Training verbessert die Leistung des Immunsystems um ganze 30 Prozent, wohingegen exzessiver Sport die Abwehr sogar schwächt.
oku/ots