Shkelzen GashiAusland? «Zuerst der Cup, dann schauen wirs an»
Mit 22 Toren hat sich Shkelzen Gashi zum 2. Mal in Folge die Torjägerkrone in der Super League geholt. Logisch weckt das Begehrlichkeiten.
- von
- ete
Marco Streller sagt über seinen Stürmerkollegen: «Du kannst Shkeli 20 Minuten lang auf dem Platz nicht sehen, und dann plötzlich schlägt er zu.» 22-mal hat das Gashi allein in der Liga getan. Damit ist er erst der zweite Spieler der Geschichte nach Petar Aleksandrov (1995 mit Xamax und 1996 mit Luzern), der die Torjägerkrone trotz Vereinswechsels verteidigen konnte. Im Vorjahr sicherte er sich mit 19 Treffern für GC Platz 1.
Rund um den FCB wird nach einem Erfolgsjahr jeweils viel von möglichen Abgängen gesprochen. Im Sommer 2015 sind es vornehmlich die Namen Fabian Frei, Fabian Schär und auch Mohamed Elneny, aber nie fällt der Name von Shkelzen Gashi. Bis jetzt.
Shkelzen Gashi, was spricht gegen das Torjäger-Triple in der kommenden Saison?
Nichts, aber ich werde lieber Meister, als an meinen persönlichen Torerfolg zu denken. Zudem haben wir auch noch die Chance auf das Double.
Sie haben Ihren Marktwert innerhalb des letzten Jahres auf fünf Millionen Euro geschraubt und sich in die Notizbücher etlicher Manager gespielt, von denen einige zuletzt auffallend häufig an FCB-Spielen anzutreffen waren. Was sagen Sie dazu?
Ich beschäftige mich nicht gross mit Zahlen und denke auch nicht an meinen Marktwert. Ich geniesse den Moment, mit meiner Mannschaft erfolgreich sein zu können, geniesse die tägliche Arbeit. Es war ein langer Weg bis zu diesem Punkt – und nicht immer einfach. Ich habe die Herausforderung, zum FCB zu kommen, begeistert angenommen und bin im ersten Jahr Schweizer Meister geworden, habe die Chance auf den Cup, habe Champions League gespielt und die Torjägerkrone verteidigt. Aber das alles, und das ist keine Worthülse, wie es mir oft vorgeworfen wird, ist nur möglich, wenn mir die Mannschaft dabei hilft.
Und wie steht es mit dem Wunsch, ins Ausland zu wechseln?
Ich habe beim FCB noch einen langfristigen Vertrag und bin in Basel sehr glücklich.
Sie wollen damit sagen, dass Sie mit Ihrer Torquote eine weitere Saison beim FCB spielen werden?
Wieso nicht? Wie gesagt: Ich habe Vertrag bis 2018.
19 und 22 Tore wecken Begehrlichkeiten. Sie werden mit Sevilla, Lazio, Schalke 04, Zenit St. Petersburg, Besiktas und Tottenham in Verbindung gebracht.
Zu den Vereinen möchte ich mich nicht äussern. Ich möchte zum ersten Mal in meiner Karriere und mit dem FCB das Double holen, nur darauf konzentriere ich mich. Um alles andere kümmert sich mein Bruder Dardan. Er hält mir bis nach der Saison den Rücken frei. Wenn etwas wirklich konkret sein sollte, werden wir uns das gemeinsam nach der Saison anschauen. Aber wie gesagt, zuerst kommt der Cup.
Sie haben das Wort Worthülse fallen lassen. Der Satz «Ich danke der Mannschaft» taucht in jeder Antwort auf. Fällt Ihnen nichts Besseres ein?
Das ist der Respekt, den man seinem Gegenüber entgegenbringen sollte. Ohne Zuspiele, ohne, dass ein anderer den Ball erobert, einen Zweikampf für sich entscheidet oder was auch immer, kann kein Stürmer dieser Welt Tore erzielen. Und was nützen die Tore, wenn man das Spiel verliert? Darum finde ich, gehört der Dank auch immer meinen Mannschaftskollegen.
Woher kommt Ihre Aversion gegen Interviews? Oder täuscht der Eindruck?
Ich bin ein einfacher Typ, ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass meine Meinung interessiert. Ich muss auf dem Platz Gas geben, statt in Interviews oder vor der Kamera mit Worten überzeugen. Ich muss mich auf meinen Job konzentrieren und meine Zeit als Fussball-Profi geniessen, weil ich weiss, dass die Karriere eines Tages beendet sein wird.
Wie kommen Sie auf die Idee, dass Ihre Meinung niemanden etwas angeht?
Ich habe nicht gesagt, dass meine Meinung niemanden etwas angeht. Wenn jemand etwas von mir wissen will, gebe ich Auskunft und sage, was ich für richtig halte. Ich verstelle mich nicht, aber der eine zeigt mehr Emotionen, der andere weniger. Ich spiele gerne Fussball und schiesse gerne aufs Tor. Das ist meine Leidenschaft. Ein Journalist schreibt gerne, weil es seine Leidenschaft ist. Ich freue mich für jeden, der seine Leidenschaft ausleben kann. Das ist etwas sehr Schönes.
Sind Sie in der Kabine auch so zurückhaltend?
Ganz genau so. Ich mache, was der Trainer sagt, und versuche das auf dem Platz umzusetzen.
Selbst wenn Ihnen etwas total gegen den Strich geht? Irgendwann muss es ja auch bei Ihnen Unmut gegeben haben.
Das Leben geht weiter. Was soll ich mir den Kopf zerbrechen, wenn wir verlieren? Das bedeutet, dass wir es im nächsten Spiel besser machen und auch darüber nachdenken müssen, was man besser machen kann. Jeder hat seine Verantwortung, und dafür muss er einstehen. Es bringt doch nichts, wenn man mit dem Zeigfinger aufeinander zeigt. Es gibt sicherlich Analysen untereinander, aber Motzen ist der falsche Weg. Wenn sich jeder um seine Sachen kümmert und diese umzusetzen versucht, dann klappt es auch.
Das klingt pflegeleicht. Wenn der Trainer sagt: «Gashi, springen Sie vom Stadiondach!», springen Sie?
Es geht nicht darum, sich um der Ruhe willen alles gefallen zu lassen, sondern um Vertrauen und Respekt. Ich weiss, dass der Trainer nie etwas von mir verlangen würde, was mir schadet. Schliesslich arbeiten wir auf die gleichen Ziele hin. Es geht dabei wie gesagt um den Respekt. Respektiere ich dich, werde ich auch von dir respektiert. Nach diesem Grundsatz handle ich – es macht das Leben schöner, als immer unzufrieden zu sein.