Sihlcity-Kino verweigert autistischem Bub wegen Assistenzhündin Zutritt

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«Fühlen uns diskriminiert»Autistischer Bub (12) ist auf Kaya angewiesen – Kino lässt ihn nicht rein

Einem Zwölfjährigen mit Autismus blieb der Kinobesuch im Sihlcity verwehrt, weil er seine Assistenzhündin Kaya mitnehmen wollte. Am Schluss gab es trotzdem noch ein Happy End.

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Die Assistenzhündin Kaya ist für den 12-Jährigen eine grosse Stütze im Alltag. Der Junge leidet an frühkindlichem Autismus. Im Februar durfte B. mit ihrem Sohn und der Assistenzhündin nicht ins Kino im Sihlcity. 

Die Assistenzhündin Kaya ist für den 12-Jährigen eine grosse Stütze im Alltag. Der Junge leidet an frühkindlichem Autismus. Im Februar durfte B. mit ihrem Sohn und der Assistenzhündin nicht ins Kino im Sihlcity. 

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«Wir fühlen uns diskriminiert», sagt die Mutter. Hunden gewähre das Kino aufgrund des Tierschutzes keinen Einlass, sagte ein Mitarbeiter des Kinos. 

«Wir fühlen uns diskriminiert», sagt die Mutter. Hunden gewähre das Kino aufgrund des Tierschutzes keinen Einlass, sagte ein Mitarbeiter des Kinos. 

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«Es ist nicht das erste Mal, dass die Mitarbeitenden des Kinos einem Assistenzhund den Zutritt verweigern», sagt eine Mitarbeiterin bei SwissHelpDogs. Die Organisation bildete unter anderem auch Assistenzhündin Kaya aus. 

«Es ist nicht das erste Mal, dass die Mitarbeitenden des Kinos einem Assistenzhund den Zutritt verweigern», sagt eine Mitarbeiterin bei SwissHelpDogs. Die Organisation bildete unter anderem auch Assistenzhündin Kaya aus. 

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Darum gehts

  • Ein Zwölfjähriger durfte aufgrund seines Assistenzhundes nicht in eine Kinovorführung.

  • Die Mutter fühlt sich dadurch diskriminiert.

  • Laut Pro Infirmis ist es wichtig, Beeinträchtigten ein barrierefreies Leben zu gewährleisten.

  • Der CEO der Arena Cinemas spricht von einem Missverständnis. 

B. plante, den kalten Februartag mit ihrem zwölfjährigen Sohn im Sihlcity-Kino zu verbringen. Doch anstatt einen Film zu sehen, mussten beide schon bald wieder den Heimweg antreten: Der Zutritt in den Kinosaal wurde den beiden untersagt, weil ihr Sohn, wie immer, mit seiner Assistenzhündin unterwegs war.

Die zweieinhalbjährige Hündin Kaya begleitet die Mutter und ihren Sohn bereits seit einiger Zeit, da der Zwölfjährige mit frühkindlichem Autismus lebt. «Im Alltag ist er auf Kaya angewiesen», sagt B. Sie fühlten sich diskriminiert: «Das Verständnis für meinen autistischen Sohn und unsere Hündin ist in der Gesellschaft halt noch immer sehr gering», sagt B. 

Trotz Bescheinigung Hund nicht eingelassen

Sie habe dem Mitarbeitenden an der Kinokasse sämtliche Bescheinigungen für den Hund gezeigt, sagt die 36-jährige Mutter. Trotzdem sei der Mitarbeiter stur geblieben: Hunden gewähre das Kino aufgrund des Tierschutzes keinen Einlass. Es sei zu laut und das Licht wäre auch nicht gut für das Tier. «Kaya ist für solche Fälle aber ausgebildet und stört sich nicht an lauten Geräuschen. Wir waren schon in anderen Kinos – das funktioniert sehr gut», so die Mutter.

Den zwölfjährigen Autisten habe die Situation arg durcheinandergebracht. «Kaya ist eine wichtige Stütze im Alltag meines Sohnes», sagt B. Seitdem die Hündin in der Familie sei, sei ihr Sohn selbstbewusster und mutiger. «Kaya gibt meinem Sohn eine enorme Sicherheit im Alltag.»

Nicht der erste Zwischenfall im Kino

Für die Ausbildung von Kaya zuständig war die Organisation SwissHelpDogs. Angesprochen auf den Zwischenfall im Zürcher Kino, zeigt sich eine Mitarbeiterin der Organisation wenig überrascht: «Es ist nicht das erste Mal, dass die Mitarbeitenden des Kinos einem Assistenzhund den Zutritt verweigern.» Nach einem ähnlichen Zwischenfall vor einiger Zeit habe die Organisation bei den Verantwortlichen interveniert. «Uns wurde versichert, dass die Mitarbeitenden auf Assistenzhunde sensibilisiert werden.»

Das Ziel sei es schliesslich, dass Menschen mit körperlichen, kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen an allen Aspekten des Lebens teilhaben könnten, sagt auch Pro-Infirmis-Sprecherin Rahel Weil. Dafür sei auch ein barrierefreier Zugang ins Kino notwendig. «Unserer Meinung nach ist es diskriminierend, wenn das Kino dem Kind in Begleitung des Hundes den Eintritt verweigert.»

Kinogutscheine als Wiedergutmachung

Bei Arena Cinemas wehrt man sich gegen die Vorwürfe, Arena-CEO Patrick Tavoli spricht von einem Missverständnis. Alle bisher empfangenen Personen mit Assistenzhunden hätten sichtbare körperliche Merkmale aufgewiesen. «Bei der betreffenden Person war zunächst keine derartige Beeinträchtigung bemerkbar, daher dauerte die Überprüfung lange», sagt Tavoli. Die Vorstellung habe in der Zwischenzeit begonnen, was dann für Frustrationen gesorgt habe. Noch vor Ort sei es zu einem klärenden Gespräch gekommen, bei dem der Irrtum bereinigt werden konnte. «Die Arena Cinemas hat Assistenzhunde immer akzeptiert und wird diese auch immer akzeptieren», so Tavoli.

Tatsächlich kam es zu einem Gespräch zwischen einer Mitarbeiterin des Kinos und B. Dies jedoch erst, als der Film bereits begonnen hatte. Trotzdem: Als Wiedergutmachung überreichte eine Mitarbeitende B. und ihrem Sohn zwei Kinogutscheine. 

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