GIMS CountdownAuto-Salon: Das sind die beiden Macher von Genf
Grüne Alltagsautos und heisse Flitzer: An der Geneva International Motor Show (9. bis 19 März) brummt es nicht nur unter der Motorhaube.
- von
- Max Fischer

Powerduo GIMS-Direktor André Hefti (links) und Salon-Präsident Maurice Turrettini im Palexpo
Zeigen Sie mir ein Alltagsprodukt mit einem so hohen praktischen Wert und solch riesigen Emotionen», verlangt Salon-Präsident Maurice Turrettini. «Und was pützelt, reibt und pflegt ein Schweizer an einem Samstagmorgen auf seinem Vorplatz mit so viel Liebe und Hingabe?», will Salon-Generaldirektor André Hefti wissen. Autos bewegen, Autos wecken Emotionen. Die beiden Automaniacs haben den schönsten Job in der Welt der Autos: Sie sind verantwortlich für die jährlich in Genf stattfindende Momentaufnahme von höchster Ingenieurskunst und ultimativen Designtrends.
Am Genfer Auto-Salon – sorry, an der Geneva International Motor Show (GIMS) – sind praktische Familienautos, die abgefahrensten Boliden und umweltfreundliche Vehikel zu entdecken. Jeder Hersteller beschäftigt sich heute mit der CO2-Problematik, bietet Hybrid- und reine Elektrofahrzeuge an und versucht, immer längere Reichweiten zu erreichen. Für die Kampagne «CO2tieferlegen» von Energie Schweiz wurde speziell für den Genfer Salon die Gratis-App «Salon Car Collector» entwickelt. Besucher können die App auf ihr Handy laden. Wenn sie an Autos mit einem CO2-Ausstoss von unter 95 Gramm pro Kilometer vorbeigehen, werden sie via Bluetooth auf diese energieeffizienten Fahrzeuge hingewiesen.
Doch die automobile Zukunft ist schon einen Schritt weiter: «Wir werfen mit Concept Cars und Veranstaltungen einen Blick auf übermorgen», verrät Hefti. «Die neue Herausforderung heisst autonome Autos», so Turrettini. Selbstfahrende Fahrzeuge und digitale Strassen, die mit unseren Autos «sprechen», werden die Branche in den nächsten Jahren durcheinanderwirbeln. Für Hefti macht gerade diese Themenvielfalt den Reiz des Genfer Auto-Salons aus. Auf 106 000 Quadratmetern – das entspricht der Fläche von 12 Fussballplätzen – erwarten den Besucher unter einem Dach Emotionen und Wissen, Spass und Vernunft.
Turrettini selber ist ein typischer Vertreter des modernen Mobilitätsmixes: Wenns in der verkehrsüberlasteten Genfer Innenstadt schnell gehen muss, steigt er auf seinen Roller. Für den gemütlichen Einkaufsbummel sitzt er auf sein Elektrovelo. Das Auto und der Zug kommen im Business zum Einsatz. «Und um runterzufahren, gibt es nichts Schöneres als eine Ausfahrt mit meinem Mercedes 190 SL 1959 – überall winken einem die Leute zu oder sie hupen begeistert.» Genf ist das beste Beispiel dafür, dass im digitalen Zeitalter mit Internet und Social Media eine Messe mehr denn je ihre Berechtigung hat. «Selbst die tollsten Bilder und coolsten Videos können einen Besuch der Messe nicht ersetzen», ist Hefti überzeugt. Er schwärmt von den Selfies vor einem Traumauto. Wie es ist, einmal in seinem Lieblingswagen am Steuer zu sitzen und den Schaltknüppel zu fühlen. Oder davon, wie unterschiedlich das Geräusch beim Schliessen des Kofferraumdeckels oder der Tür von Auto zu Auto ist. Mal lieblich fein, mal knallhart.
Für ihn spielt die haptische Wahrnehmung bei einem Auto eine entscheidende Rolle. «Das schönste Bild eines feinen Menüs kommt nicht an den Genuss heran, den ich habe, wenn ich in ein saftiges Kotelett beisse.» Es erstaunt deshalb nicht, dass Genf mit 700 000 Besuchern die grösste Veranstaltung in der Schweiz ist. Und sie gehört zu den Big Five der internationalen Autoshows – zusammen mit Frankfurt, Paris, Detroit und Tokio. Weil sie die einzige auf «neutralem Boden» ist, das heisst in einem Land ohne eigene Autoindustrie, zeigen in Genf als einzigem Ort alle bedeutenden Hersteller ihre Produkte. In Zahlen: 2017 zeigen die 180 Aussteller mehr als 100 Weltpremieren an der Geneva International Motor Show.
Die grosse Frage lautet: Wie profitiert ein Besucher optimal von einem Besuch der GIMS? «Die idealen Tage sind Montag und Dienstag», verrät André Hefti. Da geniesst man am ehesten freie Sicht auf sein Objekt der Begierde und wartet am wenigsten lang, bis man mit dem Selfie an der Reihe ist. Und wer den Salon ab 16 Uhr besucht, zahlt erst noch die Hälfte des Eintrittspreises und hat den Salon fast für sich allein. Zu spät? «Überhaupt nicht», betont Hefti. «Ein Rundgang durch die sieben Hallen inklusive Zwischenstopps und Kaffeehalt dauert rund drei Stunden.»
Doch in der Westschweizer Metropole brummt es nicht nur unter der Motorhaube. Auch der Besuch von Pâquis mit seinen exotischen Restaurants, Bars und Nachtclubs, eine Visite des Jet d'eau, der 140 Meter hohen Wasserfontäne, oder Luxus-Shopping an der weltberühmten Rue du Rhône haben ihre Reize.
Und für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt: Ein Muss sind die
Filets de perche (Eglifilets) aus dem Genfersee. Und in Genf wurde in den 30er-Jahren im gleichnamigen Entrecôte-Restaurant auch die legendäre Café-de-Paris-Sauce erfunden. Genf Tourismus widerlegt zudem mit einem tollen Angebot das Vorurteil, die Stadt sei für Normalverbraucher unbezahlbar: Ab
83 Franken pro Nacht samt Saloneintritt logiert eine Person in der Rhonestadt. Wer ohne Stress und Verkehrschaos geniessen will, reist am besten mit dem ÖV an: Vom SBB-Bahnhof Genf-Flughafen sind es drei Minuten zu Fuss. Die Linie 5 verbindet das Stadtzentrum direkt mit der Messe. Bequemer geht ein Besuch der weltweit bedeutendsten Autoshow nicht.