MajakAxpo verzichtet auf Schmutz-Uran
Seit längerer Zeit wird die Axpo wegen des Urans aus dem russischen Majak kritisiert. Nun zieht der Stromproduzent die Konsequenzen.

Die Axpo hatte zur Wiederaufbereitungsanlage Majak keinen Zutritt.
Die Axpo will auf Uran aus der russischen Wiederaufbereitungsanlage Majak verzichten. Der Stromkonzern begründet diesen Schritt mit der fehlenden Transparenz über die dort herrschenden Verhältnisse, wie er am Samstag mitteilte.
Die Axpo werde den Lieferanten Areva beauftragen, keinen nuklearen Brennstoff mehr aus Majak zu beziehen, solange die Lieferkette nicht vollständig transparent sei. Ersetzt wird der Ausfall mit Brennstoff aus der der sibirischen Verarbeitungsanlage in Sewersk.
Anfang Oktober hatte eine Delegation der Axpo die sibirische Uran- Verarbeitungsanlage Sewersk besucht, um sich ein Bild von den dortigen Produktionsbedingungen zu machen. Eine im Juni geplante Reise nach Majak fand nicht statt, weil der Axpo der Zutritt zur Anlage verwehrt wurde. Der staatliche russische Energiekonzern Rosatom begründete sein Veto damit, die Anlage befinde sich in militärischem Sperrgebiet.
Unbedenkliche Produktionsbedingungen
Hinsichtlich der Produktionsbedingungen sieht die Axpo hingegen keine Probleme. Die internationalen Vorschriften würden sowohl in Sewersk als auch in Majak eingehalten. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Grenzwerte verletzt würden oder dass es zu einer Belastung von Mensch und Umwelt komme. Es gebe deshalb keinen Grund, aus den bestehenden Lieferverträgen auszusteigen.
Zu diesem Schluss sei die Axpo nach umfassenden Untersuchungen gelangt, welche sie nach der Kritik an der Lieferung von Brennelementen aus Russland durchgeführt habe. Namentlich Greenpeace wirft den Atomfabriken vor, sie verstrahlten die Umgebung radioaktiv.
Dass das Gebiet um die Anlage Majak seit den 1950er Jahren radioaktiv belastet wurde, ist der Axpo bekannt. Grosse Gebiete seien langanhaltend kontaminiert worden und Mensch und Umwelt zu Schaden gekommen. Behörden und Betreiber hätten aber Sanierungsmassnahmen getroffen, heisst es in der Mitteilung.
Sowohl in Majak als auch in Sewersk gebe es indes einen Lagerprozess, der «in europäischen Betrieben nicht vorkommt». Diese Prozesse führten aber zu keinen Beeinträchtigungen und entsprächen den russischen Vorschriften.
Umstrittene Lagerung radioaktiver Abfälle
So werden laut Axpo in Majak schwach- und mittelaktive Abfälle in grossen offenen Becken gelagert. Diese seien von den öffentlichen Gewässern strikt getrennt. Und in Sewersk würden schwach- und mittelaktive Lösungen direkt in Kiesschichten injiziert. Diese wiederum seien in Tonschichten eingekapselt, die unter dem Grundwasserspiegel lägen.
Greenpeace zeigt sich in einer Reaktion erstaunt, dass die Axpo weiterhin Uran aus Sewersk beziehen will. Radioaktive Abfälle direkt in den Boden einzuspritzen «wäre in keinem europäischen Land denkbar», aber nach russischem Recht offenbar erlaubt.
«Der Uranbezug aus Sewersk steht im klaren Widerspruch zu den so oft gepriesenen Nachhaltigkeitsbemühungen der Axpo», kritisiert die Umweltorganisation. Dass aber die Axpo ihren Uranbezug von der Transparenz- und Informationspolitik des Lieferanten abhängig macht, sei ein Schritt in die gute Richtung.
Bemühungen aufrecht erhalten
Die Axpo will sich weiter darum bemühen, die Anlage in Majak zu besuchen, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Man werde die bestehenden Kontakte zum Bundesamt für Energie nutzen und auch Fragen zu den russischen Programmen und Produktionsstätten bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) deponieren.
Bei den russischen Betreibern und Behörden will sich die Axpo für unabhängige radiologische Messungen stark machen. Das Augenmerk sei dabei vor allem auf die radioaktive Situation entlang des Techa- Flusses in der Nähe von Majak zu richten. Zudem kündigte die Axpo an, den Dialog mit Greenpeace und russischen Umweltorganisationen fortzuführen.
(sda)