«Azzurri»-Fehlstart: Presse hält sich zurück
Nach dem mässigen Start der italienischen Auswahl fordern die Medien, dass Trapattoni Personal und Taktik überdenken soll. «Trap, wir brauchen Pirlo», titelte die «Gazzetto dello Sport» nach dem EM-Start Italiens.
Und wenn Abwesende Schlagzeilen machen, ist in der Regel das Spiel schlecht gewesen. So war es auch am Montag, als die «Azzurri» gegen Dänemark (0:0) auf der ganzen Linie enttäuschten.
Trainer Giovanni Trapattoni müsse nach diesem enttäuschenden Auftritt das System und seine Personalpolitik überdenken, forderte «La Repubblica». Auch die Römer Tageszeitung will in Zukunft wieder einen klaren Zwei-Mann-Sturm sehen mit Francesco Totti und Andrea Pirlo in der Schaltzentrale des Mittelfeldes. Die Defizite am Regie-Pult waren auch der «Gazzetta dello Sport» nicht entgangen: «Ohne Spiel und ohne Leader» sei Italien aufgetreten.
Und wenn unisono sowohl taktische wie personelle Fehler geortet werden, muss selbst der so sture Trapattoni seine Entscheide überdenken. «Es wird Änderungen geben, sowohl beim Personal wie beim System», diktierte Trap den Journalisten in die Notizblöcke. Naheliegend ist in dieser Konstellation ein Wechsel zum sogenannten «Modulo-Milan», dem Rhombus-Mittelfeld mit Totti hinter den Spitzen und Pirlo vor der Abwehr. Zwar kam Pirlo gegen Dänemark nicht einmal zu einem Teileinsatz, doch «als Totti zurückgezogen wurde, erspielte sich unser Team immerhin einige Chancen», schrieb die Gazzetta dello Sport.
Tottis Tritt als «Lichtblick»
Nur marginal thematisiert wurde Tottis hässlicher Tritt gegen Dänemarks Captain René Henriksen. «Der Schiedsrichter hat ihn mit einer gelben Karte 'belohnt'», schrieb La Repubblica, während die Gazzetta dello Sport darin sogar einen der wenigen Lichtblicke des Spiels sah. Nach diesem Entscheid des Schiedsrichters könne man beruhigt feststellen, dass der Wind gekehrt habe und die Azzurri nun nicht mehr wie an der WM in Südkorea von den Referees malträtiert würden.
Ohnehin wurde das ganz grosse Lamento in den italienischen Gazetten (noch) nicht losgetreten; man gibt Trapattoni Zeit, um Korrekturen anzubringen. Die Kritik wird in Form von Ratschlägen geäussert und hat nicht die Form der medialen Hinrichtung des Trainers. Und auch das italienische Selbstvertrauen konnte der selbstherrliche, genügsame aber ungenügende Auftritt nicht zerstören. Die rosa Sportbibel aus Mailand beruhigte die Tifosi damit, dass auch bei den Weltmeisterschaften 1982 (0:0 gegen Polen, dann 1:1 gegen Kamerun) und 1994 (0:1 gegen Irland) der Auftakt missglückt sei. Danach wurde Italien Weltmeister (1982) sowie WM-Zweiter (1994).
Die Hoffnung auf Besserung ist jedenfalls noch längst nicht gestorben, wie der «Gazzetta-dello-Sport»-Chefredaktor in seinem Kommentar schrieb: «Mut, fratelli d'Italia! Es wird kaum möglich sein, in den nächsten Tagen eine schlechtere Nazionale zu sehen.»
(si)