Maus mit zwei Vätern, aber keiner Mutter gezüchtet

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Japanische WissenschafterEin Baby mit dem Erbgut zweier Väter? Bei Mäusen ist das gelungen

Japanischen Wissenschaftlern ist es erstmals gelungen, aus männlichen Zellen fruchtbare Eizellen zu entwickeln. Künftig könnte es so möglich sein, dass männliche Paare eigene Kinder haben.

von
Jean-Claude Gerber
Mausnachwuchs ohne Muttergene: Japanischen Forschern ist es erstmals gelungen, Mausbabys zu erschaffen, die zwei biologische Väter haben. (Symbolbild)

Mausnachwuchs ohne Muttergene: Japanischen Forschern ist es erstmals gelungen, Mausbabys zu erschaffen, die zwei biologische Väter haben. (Symbolbild)

imago stock&people

Darum gehts

  • Forscher haben im Mausversuch Eizellen aus männlichen Hautzellen entwickelt.

  • Daraus entstanden Mäuse, die das Erbgut von zwei Vätern in sich tragen.

  • Bis in zehn Jahren könnte das Verfahren laut den Forschenden auf den Menschen übertragen werden.

  • So könnten zwei Männer Kinder mit ihrem Erbgut haben. Zudem könnten schwere Formen der Unfruchtbarkeit behandelt werden.

Ein Forschungsteam aus Japan hat nach eigenen Angaben Mäuse gezüchtet, die zwei biologische Väter haben. Dafür haben sie aus männlichen Hautzellen mit einem XY-Chromosomenpaar Eizellen mit einem XX-Chromosomenpaar erschaffen. Zwar gelang es bereits zuvor, in einem komplexen Verfahren Mäuse mit zwei Vätern zu züchten, aber noch nie, Eizellen aus männlichen Zellen zu erschaffen.

«Es ist das erste Mal gelungen, aus männlichen Zellen stabile Säugetiereizellen zu machen», sagte Katsuhiko Hayashi von der Kyushu-Universität in Japan bei der Vorstellung der Studie am Mittwoch am Crick Institute in London. Hayashi gilt als anerkannter Pionier auf dem Gebiet von im Labor gezüchteten Eizellen und Spermien.

Für ihr Vorhaben verwandelten die Forschenden die männlichen Zellen zunächst in sogenannte Induzierte Pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen), denen das Geschlechtschromosom Y entfernt wurde. Dieses wurde durch ein aus einer anderen Zelle gewonnenes X-Chromosom ersetzt, um iPS-Zellen zu bilden, die zwei identische X-Chromosomen aufwiesen.

Daraus züchteten sie Eizellen, die mit normalem Sperma befruchtet wurden. So erhielten die Forschenden rund 600 Embryos, die Mausleihmüttern eingepflanzt wurden. Schliesslich kamen sieben Mausbabys zur Welt. Die Babys waren laut Hayashi gesund, verhielten sich normal, pflanzten sich fort und hatten eine normale Lebenserwartung.

Auch beim Menschen möglich?

Hayashi geht davon aus, dass sich die Technik innerhalb von zehn Jahren auch auf den Menschen übertragen lässt. Damit könnten sich schwere Formen der Unfruchtbarkeit behandeln lassen, wie etwa bei Frauen mit Turner-Syndrom, die meist keine eigenen Eizellen haben. Er würde es auch begrüssen, wenn mit der Technologie zwei Männer zusammen ein eigenes Kind haben könnten. Er wisse aber nicht, ob das möglich sein wird. «Denn das ist nicht nur eine Frage für die Wissenschaft, sondern eine Frage für die Gesellschaft», so der Japaner.

Andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen den Zeitplan von Hayashi allerdings skeptischer. Amanda Clark von der University of California Los Angeles sagte dem «Guardian», dass es ein «Riesensprung» wäre, sollte sich Hayashis Arbeit auf menschliche Zellen übertragen lassen. Denn bisher habe es die Wissenschaft noch nicht einmal geschafft, im Labor gezüchtete menschliche Eizellen aus weiblichen Zellen zu erschaffen.

Hayashi und sein Team haben ihre Studie nun zur Publikation im renommierten Fachjournal «Nature» eingereicht. In diesem Prozess findet das sogenannte Peer-Review statt, das heisst, die Arbeit wird von unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begutachtet.

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