Kanton WaadtBAG meldet dritten jungen Corona-Toten innert zwei Wochen
Erneut führt das Bundesamt für Gesundheit einen jungen Mann in der Statistik der Corona-Toten, obwohl die Todesursache unklar ist. Der Mann litt unter verschiedenen Vorerkrankungen.
Darum gehts
In der letzten Dezemberwoche meldete das BAG einen Toten in der Altersklasse 20-29 und einen in der Altersklasse 0-9.
Nun kam im Kanton Waadt ein neuer Fall dazu.
Der Mann war mit dem Coronavirus infiziert, hatte aber auch verschiedene Grunderkrankungen.
Seine Todesursache ist unklar.
Am Montag tauchte in der Statistik des BAG erneut ein Corona-Todesfall eines 20- bis 29-Jährigen auf. Gegenüber dem «Blick» erklärt das Bundesamt für Gesundheit: «Es handelt sich um einen Mann aus dem Kanton Waadt mit verschiedenen Grunderkrankungen.» Das BAG führt ihn weiter in der Statistik der Coronavirus-Toten, obwohl unklar ist, ob der Mann, der an Covid-19 erkrankt war, auch daran starb.
Es ist der dritte Fall innert kurzer Zeit, der Fragen aufwirft. In der Altjahreswoche meldete das BAG bereits den Tod eines 29-Jährigen und eines 0-9-Jährigen. Beim 29-Jährigen bestätigte die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich gegenüber 20 Minuten später, man könne das Coronavirus als Todesursache ausschliessen. Die Todesursache des Buben ist weiterhin unklar.
Kritik an Kommunikations-Praxis
Diese Kommunikationspolitik des BAG sorgt für Kritik. Infektiologe Christian Garzoni vom Tessiner Monucco-Spital sagt zu 20 Minuten: «Die Corona-Situation wird durch das jetzige System nicht künstlich aufgebauscht.» Denn aus seiner Erfahrung als Leiter einer Coronastation mit 150 Betten wisse er, dass die allermeisten Infizierten an den direkten oder indirekten Effekten der Krankheit sterben: «Eine solche indirekte Folge könnte etwa eine durch die Covid-Infektion ausgelöste Lungenembolie sein.»
Es sei aber wichtig, die Grenzen der Aussagekraft der jetzigen Todeszahlen zu kennen: «Im Moment können sie nur einen generellen Überblick bieten und Trends abbilden.» So könne es durchaus passieren, dass es in Einzelfällen wie bei dem 29-jährigen Toten aus Zürich zu einer Falschmeldung komme: «Solche Meldungen schüren die Unsicherheit in der Bevölkerung. Das kann dazu führen, dass man den Behörden nicht mehr vertraut.»
Auch Politikerinnen und Politiker von links bis rechts kritisieren die Praxis des Bundesamtes. «Es wäre sehr wichtig, dass schon das BAG die Todesursache erfasst!», sagt etwa SP-Gesundheitspolitikerin Yvonne Feri. «Das BAG muss alles unternehmen, um saubere Daten zu haben.», stellt auch FDP-Ständerat Damian Müller klar.
Das sagt das BAG
«Die Anzahl der Todesfälle ist ein Indikator, nebst anderen, um die epidemiologische Lage zu beurteilen», sagt BAG-Sprecherin Holenstein am Samstag als Antwort auf die Kritik. Um möglichst zeitnah und transparent Zahlen zu publizieren, würden klare Regeln bei der Definition der Fälle und Todesfälle angewendet, so die Sprecherin weiter: «Diese ändern sich im Verlauf der Epidemie nicht.» Daher sei eine Statistik der Todesfälle – ohne Todesursache – für die epidemiologische Einschätzung trotzdem aussagekräftig: «Das spiegelt sich auch in der Übersterblichkeit wieder», so Holenstein.
Hast du oder jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?
Hier findest du Hilfe:
BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00
Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona
Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige
Hotline bei Angststörungen und Panik, 0848 801 109
Pro Juventute, Tel. 147
Dargebotene Hand, Tel. 143