Möglicher DurchbruchBakterium könnte Auslöser von Endometriose sein
Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Trotzdem weiss man wenig über sie. Jetzt gibt es Anhaltspunkte zum Auslöser – und Hoffnung auf eine Therapie. Die wäre sogar bereits vorhanden. Aber noch sind Fragen offen.
Starke Schmerzen bei der Periode: Gianna Bacio über Endometriose.
Darum gehts
Ursache für Endometriose könnten laut einer Studie Bakterien sein.
Antibiotika wären demnach womöglich als neue Therapieoption geeignet.
Doch noch sind Fragen offen und weitere Untersuchungen notwendig.
Endometriose hat viele Gesichter: Nicht nur die Symptome, unter denen die betroffenen Frauen leiden, können unterschiedlich sein (siehe Box). Sie variieren mitunter auch punkto Zeitpunkt des Auftretens, Dauer und Intensität. Das macht es für Ärztinnen und Ärzte so schwierig, die Erkrankung zu erkennen und richtig zu diagnostizieren.
Obwohl sie seit über 100 Jahren bekannt ist, weiss man erst wenig über sie. So ist auch unbekannt, was sie auslöst. Zumindest war es bisher so.

Den Endometriose-Schmerz beschreiben manche Betroffene als «innerliches Verbrennen» oder «als würde mir jemand mit dem Messer in den Unterleib stechen».
Was ist neu?
Laut einer nun im Fachjournal «Science Translational Medicine» veröffentlichten Studie könnten sogenannte Fusobakterien dahinterstecken. Das sind Stäbchenbakterien, die unter anderem zu Abszessen im Bereich des Gesichts, des Halses, der Atemwege, des Unterleibs und des weiblichen Genitals führen können.
Hinweise auf Bakterien
Die Forschenden von der Universität Nagoya in Japan haben 155 Frauen im gebärfähigen Alter untersucht. 79 Frauen litten unter Endometriose, 76 waren gesund. Bei der Auswertung stiessen Ayako Muraoka und ihre Kolleginnen und Kollegen bei knapp zwei Dritteln der Patientinnen auf Fusobakterien. Bei den Frauen ohne Diagnose fanden sie diese bei weniger als zehn Prozent.
Eine weitere Analyse der Gewebeproben zeigte, dass sich die infizierten Schleimhautzellen deutlich von nicht-infizierten unterschieden. Statt fest im Bindegewebe sitzender Zellen fanden die Forschenden dort mobile Zellen, die eigentlich nach Verletzungen für die Wundheilung und Narbenbildung zuständig sind. Werden sie übermässig produziert, können sie das Gewebe stark verändern.
Als die Forschenden Gebärmutterschleimhautgewebe-Proben von Mäusen mit Fusobakterien infizierten, bildeten sich die für die Endometriose typischen Gewebeveränderungen.
Das ist Endometriose
Antibiotika könnten helfen
Bakterielle Erkrankungen können meist mit Antibiotika bekämpft werden. Das ist auch bei Endometriose vorstellbar, wie das Maus-Modell weiter zeigte: Nachdem sie die mit Fusobakterien infizierten Tiere mit Metronidazol und Chloramphenicol behandelt hatten, schrumpften die Wucherungen wieder.
Darum sind die Forschenden noch zurückhaltend
Weil die Studie nicht zeigt, ob Bakterien und Endometriose nur zufällig gleichzeitig bestehen oder ob die Erkrankung tatsächlich auf die Erreger zurückzuführen ist. Auch ist das Maus-Modell nicht ideal: Mäuse haben keinen Menstruationszyklus und entwickeln keine spontane Endometriose. Eine einfache Übertragung der Ergebnisse auf den Menschen ist unter anderem deshalb nicht möglich. Zudem wisse man zu wenig über die Patientinnen, so Matthias Beckmann, Endometriosespezialist vom Universitätsklinikum Erlangen: «Nehmen sie die Pille? Ist die Endometriose erstmalig? Das alles ist nicht erläutert, wäre aber wichtig zu wissen.» Dass Antibiotika womöglich bei Endometriose helfen könnten, sei aber trotzdem ein wichtiger Gedanke.
Wie wird Endometriose bisher behandelt?
Die bisherige Behandlung kann je nach Schwere der Symptome und den individuellen Umständen der Frau variieren. Sie kann Schmerzmittel, hormonelle Therapien zur Unterdrückung des Menstruationszyklus, operative Eingriffe zur Entfernung des Endometriosegewebes oder in einigen Fällen eine vollständige Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke umfassen.
«Ich weine jedes Mal beim Frauenarzt.» Sandra erhielt die Diagnose Endometriose mit 21 Jahren. Auf Instagram schreibt sie unter @sandraliinia darüber.
Hast du Endometriose?
Wissen-Push
Abonniere in der 20-Minuten-App die Benachrichtigungen des Wissen-Kanals. Du wirst über bahnbrechende Erkenntnisse und Entdeckungen aus der Forschung, Erklärungen zu aktuellen Ereignissen und kuriose Nachrichten aus der weiten Welt der Wissenschaft informiert. Auch erhältst du Antworten auf Alltagsfragen und Tipps für ein besseres Leben.
So gehts: Installiere die neueste Version der 20-Minuten-App. Tippe oben rechts aufs Einstellungs-Menü (drei Striche mit Kreis), dann «Einstellungen» und schliesslich auf «Push-Mitteilungen». Wähle die gewünschten Themen aus und klicke dann «Weiter». Wähle nun, falls gewünscht, eine Region aus und klicke «Weiter». Beim Punkt «Themen» kannst du jetzt «Wissen» auswählen. «Bestätigen» klicken und du bist dabei!
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.