Toiletten gefällig: Bald WCs auf Berggipfeln

Aktualisiert

Toiletten gefälligBald WCs auf Berggipfeln

Im Juni bestieg die Bündnerin Tiziana Gees in einer Expedition des Extremsportlers Mike Horn einen 6000er in Pakistan. Nun nimmt sie sich eines unappetitlichen Problems an – denn auch Bergsteiger müssen mal.

von
Fee Riebeling
Selbst in den Camps sucht man vergebens Toiletten. (Bild: Dmitry Sharomov)

Selbst in den Camps sucht man vergebens Toiletten. (Bild: Dmitry Sharomov)

Tiziana Gees ist zielstrebig. Mit erst 19 Jahren studiert sie bereits im dritten Semester Geografie an der Uni Zürich. Doch bei ihrer Bewerbung für die ­Pakistan-Expedition folgte sie allein ihrem Bauchgefühl: «Ich bin in Graubünden aufgewachsen und wollte einfach mal grössere Berge sehen.» Aus über 1000 Bewerbern wurde sie zusammen mit sieben anderen Jugendlichen für den Trip auf den Baltoro-Gletscher im Karakorum-Gebirge ausgewählt.

Allerdings erwartete die Jugendlichen kein Abenteuerurlaub. Vor Ort unterstützten sie Wissenschaftler bei deren Forschungsprojekten: So machten sie für eine Vergleichsstudie an der Münchner Universität Aufnahmen, mit welchen Veränderungen in der Natur aufgezeigt werden sollen. Oder sie liessen sich von Forschern der US-amerikanischen Mayo Clinic auf Höhenkrankheit untersuchen. Aber trotz ihrer Aufgaben konnten die Nachwuchs-Wissenschaftler den Trip auch geniessen: Das Erlebnis an sich, der atemberaubende Blick, «das war einfach nur wow!», schwärmt Tiziana Gees noch heute.

Doch so unberührt wie die Bergwelt auf den ersten Blick scheint, ist sie nicht. Jährlich kommen Hunderte Bergsteiger, um einen Blick auf den nahen K2 zu erhaschen. Das Problem: «Der Mensch hinterlässt Spuren», sagt Gees. Den Weg zum Gipfel säumen allzu mensch­liche Hinterlassenschaften: Weil Toiletten fehlen, muss sich der Bergsteiger am Wegrand erleichtern – komme, was wolle. Was zurückbleibt, ist nicht schön anzusehen, vor allem aber eine Gefahr für die Menschen, die weitab der Routen leben. «Durch Verwitterungsprozesse und die Schneeschmelze gelangen die Exkremente ins Tal», erklärt die angehende Geografin, «von dort in den Fluss Indus – und der fliesst durch ganz Pakistan.» Schon oben in den Alpinisten-Camps kann man heute nicht mehr einfach das Gletscherwasser trinken. Das war früher anders.

Nun möchte die Bündnerin gemeinsam mit ihren Teamkollegen leichte, tragbare Toiletten entwickeln, in denen die Exkremente noch auf dem Berg getrocknet und in dieser Form regelmässig ins Tal hinabtransportiert werden können. Noch stehen die Jugendlichen am Anfang ihres Projekts, doch ­Tiziana Gees ist sich sicher, eine Lösung zu finden. «Die Eindrücke sind so nachhaltig, da geben wir nicht so schnell auf.»

«Wissen»

in 20 Minuten wird unterstützt durch die GEBERT RÜF STIFTUNG und die Stiftung Mercator Schweiz.

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