VersicherungenBaloise-Gruppe: Mehr Prämien, weniger Gewinn
Der Versicherungskonzern Baloise hat im ersten Halbjahr 2010 deutlich mehr Prämien eingenommen, muss aber einen Gewinnrückgang hinnehmen.
Die Baloise-Gruppe gibt nach dem ersten Halbjahr 2010 kein einheitliches Bild ab. Der Konzern hat dank reicher Kunden im Ausland deutlich mehr Prämien eingenommen als im Vorjahr, muss aber unter dem Strich einen Gewinnrückgang hinnehmen.
Der Reingewinn fiel um 9 Prozent auf 213,5 Mio. Franken. Zum einen erkläre sich dies mit einem Steuereffekt aus dem Vorjahr, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Das Halbjahr sei aber auch geprägt gewesen durch die tiefen Zinsen, die Euro-Schwankungen und hohe Schadenkosten, unter anderem wegen des Wintersturms Xynthia.
Die operative Ertragskraft sei dafür gestärkt worden, sagte Konzernchef Martin Strobel während einer Telefonkonferenz. Das Betriebsresultat (EBIT) des in der Schweiz, Deutschland und Belgien sowie weiteren mittel- und südosteuropäischen Ländern tätigen Konzerns verbesserte sich um 4,6 Prozent auf 316,1 Mio. Franken.
Leben deutlich schwächer
Das Schadengeschäft fiel trotz der hohen Schäden leicht profitabler aus als im Vorjahr: Dank tieferen administrativen Kosten sank die Combined Ratio, die Schadenszahlungen und andere Kosten mit dem Prämienvolumen vergleicht, um 0,4 Prozentpunkte auf 90,2 Prozent. Je tiefer der Wert unter 100 liegt, desto profitabler ist das Schadengeschäft. Bei über 100 Prozent legt die Gesellschaft drauf.
Der operative Gewinnsprung des Schadengeschäfts (&20 Prozent auf 275 Mio. Fr.) wird aber durch die schwache Leistung des Lebengeschäfts (-81 Prozent auf 10 Mio. Fr.) beim Betriebsresultat wieder zunichte gemacht. Dort schlagen sich unter anderem das tiefe Zinsniveau und der schwache Euro nieder.
Gut für das Ergebnis wirken hingegen die Kapitalanlagen: Die Anlagerendite verbesserte sich von 1,5 auf 2,2 Prozent. Der Nettoertrag stieg von 766 Mio. Fr. auf 1,03 Mrd. Franken.
Viel Geld von Reichen
Den satten Anstieg des Prämienvolumens um 22,3 Prozent auf 6,10 Mrd. Fr. verdankt die Baloise zum grössten Teil vermögenden Kunden im Ausland, die hohe Summen in sogenannte «Versicherungsmäntel» transferierten. Dies sind spezielle Lebensversicherungen, die als steuergünstige Anlage genutzt werden können.
Dieses Geschäft, das die Baloise in Liechtenstein koordiniert und das über Banken abgewickelt wird, bringt zwar viel Prämien, ist aber derzeit nicht rentabel. Bis 2012 soll das Geschäft zumindest eine «schwarze Null» liefern, wie Konzernchef Strobel an der Telefonkonferenz sagte.
Bis im April habe die italienische Steueramnestie viel Prämiengeld gebracht, sagte Strobel. Auch ohne den Italien-Effekt will Strobel mit diesem Geschäft weiter wachsen. «Wir zeichnen nur gutes Geschäft», hielt der Konzernchef zudem jenen Kritikern entgegen, die in den Versicherungsmänteln ein neues Steuer- Schlupfloch sehen und fürchten, daraus könnten für die Versicherer Krisen entstehen.
Aktie gewinnt
Die Analysten beurteilen das Baloise-Resultat relativ neutral. Kritik üben die Experten am Neugeschäft in der traditionellen Leben- Sparte, das ihrer Meinung nach zu schwach war. An der Börse legte der Baloise-Titel bis nach Handelsschluss um 2,2 Prozent auf 82.9 Fr. zu. Der Gesamtmarkt SLI tendierte etwas stärker. (sda)